Glänzender Fund am Adventsmarkt

19.12.2016, 14:16 Uhr
· Online seit 19.12.2016, 14:05 Uhr
Am Weinfelder Adventsmarkt hat der Holzkünstler Anatol Stäheli auf dem mit Hobelspänen bedeckten Boden etwas Glänzendes entdeckt: einen Ring. Seither sucht er nach dessen Eigentümerin – oder dessen Eigentümer. Jedoch bisher erfolglos.
Stephanie Martina
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Mit Kettensäge, Schleifwerkzeugen sowie Schnitzmessern machte sich der Holzkünstler Anatol Stäheli Mitte Dezember auf den Weg an den Adventsmarkt in Weinfelden. Zu diesem Zeitpunkt ahnte der 40-Jährige nicht, dass er Stunden später, wenn er sich auf den Heimweg machen wird, einen Gegenstand bei sich tragen wird, der ihn die nächsten Tage auf Trab halten würde. «Es war purer Zufall, dass mir das glänzende Stück Metall inmitten der Hobelspäne überhaupt aufgefallen ist», sagt Anatol Stäheli. Als er den Ring aufgehoben und ihn genauer betrachtet hatte, bemerkte er, dass auf der Innenseite des Rings der Name «Markus» sowie ein Datum eingraviert ist.

Facebook-Post erntet Kritik

Zuhause stellte Anatol Stäheli das Fundstück sofort auf Facebook – in der Hoffnung, auf diese Weise dessen Eigentümerin oder Eigentümer zu finden. Bisher verlief seine Suche erfolglos. Schlimmer noch: Statt hilfreichen Kommentaren, die bei der Suche helfen würde, hagelte es Kritik, warum er den Ring nicht aufs Fundbüro gebracht habe.

«Bring das Zeugs aufs Fundbüro oder zur Polizei, nicht auf Facebook», lautet der erste Kommentar unterhalb eines Bildes das den Ring zeigt. Daraufhin dreht sich die Diskussion zunächst weniger darum, die rechtmässige Eigentümerin oder den rechtmässigen Eigentümer zu finden, sondern vielmehr darum, ob es in Ordnung ist, Fundgegenstände online zu posten statt sie aufs Fundbüro zu bringen.

«Ich habe überhaupt nicht mit solchen Kommentaren gerechten», gesteht Anatol Stäheli. Er habe gedacht, dass er mit dieser Aktion etwas Gutes tue und ein effektives Mittel gewählt habe, um schnellstmöglich die Eigentümerin oder den Eigentümer des Rings ausfindig zu machen. «Ich habe mich am Anfang ziemlich aufgeregt über diese Angriffe. Aber solche Leute gibt es eben überall», sagt der Neuwiler.

Weil er sich in den Tagen nach dem Adventsmarkt einer Operation habe unterziehen müssen und in den folgenden Tagen nicht habe Autofahren dürfen, habe er den Ring nicht sofort zur Polizei bringen können, erklärt Anatol Stäheli. «Deshalb habe ich mich für diese erste Such-Variante über Facebook entschieden.» Sein Post wurde knapp 1'300 Mal geteilt, erreichte bis jetzt jedoch noch nicht die Person, an deren Finger der Ring gehört.

Vier Mal wurde Anatol Stäheli von Leuten angeschrieben, die dachten, es wäre ihr Ring. «Auf dem Ring ist neben dem Namen Markus auch ein Datum eingraviert. Das habe ich in meinem Facebook-Post bewusst nicht verraten, damit ich die Personen bitten kann, mir das Datum zu nennen. Da nur die wahre Eigentümerin oder der wahre Eigentümer das Datum kennt, kann ich so verhindern, dass der Ring in falsche Hände kommt», erklärt Anatol Stäheli.

Beste Variante: Abgabe auf dem Fundbüro

Inzwischen hat Anatol Stäheli den gefundenen Ring auf dem Weinfelder Polizeiposten abgegeben, wo er nun weiter darauf wartet, dass seine Eigentümerin oder sein Eigentümer nach ihm sucht. Wie Daniel Meili, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau, sagt, sei die Abgabe eines Fundgegenstandes auf dem Fundbüro in jedem Fall die beste Variante. «Da die meisten Personen zuerst auf dem Fundbüro nach verlorenen Gegenständen suchen, macht es Sinn, wenn Fundsachen so schnell wie möglich abgegeben werden. Wir können den Leuten erst dann helfen, wenn die Fundgegenstände bei uns eingetroffen sind», erklärt Daniel Meili weiter.

Seit 2008 sind alle 28 Posten der Kantonspolizei Thurgau zugleich Fundbüros. Sie alle sind durch eine Datenbank, dem sogenannten «Easyfind» miteinander verknüpft. Dadurch, dass Fundsachen online erfasst und auch gesucht werden können, sei die Suche effektiver. «Ein weiterer Vorteil ist, dass die Polizei über andere Mittel verfügt, nach einem Eigentümer zu suchen, als Privatpersonen. Bei einem Schlüssel können wir den Eigentümer beispielsweise über die Identifikationsnummer ermitteln», sagt Daniel Meili.

Gegen die eigenständige Suche via Facebook spricht laut dem Polizeisprecher nichts, allerdings sei sie in den meisten Fällen wenig erfolgsversprechend. So war es bisher auch in Anatol Stähelis Fall. Doch der Finder hofft weiterhin, dass die Eigentümerin oder der Eigentümer des Rings gefunden werden kann – auch wenn er nicht auf einen Finderlohn aus ist. «Ich war auch schon froh, dass ich eine Sache zurück bekam, als ich sie verloren hatte.»

veröffentlicht: 19. Dezember 2016 14:05
aktualisiert: 19. Dezember 2016 14:16

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