Graubünden schafft den Nachtzuschlag ab

07.11.2017, 12:26 Uhr
· Online seit 07.11.2017, 12:22 Uhr
Der Kanton Graubünden schafft den Nachtzuschlag ab. In gut einem Monat kostet das Benützen des ÖV zu Nachtzeiten nicht mehr fünf Franken extra. Im Ostschweizer Tarifverbund «Ostwind» kommt die Idee gut an, eine Abschaffung ist allerdings noch kein Thema.
Sandro Zulian
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«Wir haben gemerkt, dass die Fahrgäste heute eigentlich rund um die Uhr unterwegs sind», sagt Thierry Müller, Projektleiter öffentlicher Verkehr im Amt für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden. «Der öffentliche Verkehr muss für die Kunden möglichst einfach nutzbar sein», sagt Müller und bestätigt eine Meldung des Regionaljournals. Darum sei beschlossen worden, den Nachtzuschlag per Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 komplett abzuschaffen.

Kaum Einbussen angezeigt

Dass das Wegfallen des Nachtzuschlags im Wert von fünf Franken Umsatzeinbussen zur Folge haben könnte, glaubt Müller nicht: «In Graubünden macht der Nachtzuschlag wirklich nur ein bisschen etwas aus.» Dass dieses Bisschen künftig verloren geht, räumt Müller ein: «Wir rechnen damit, dass mit der neuen Regelung mehr Kunden das Nachtangebot nutzen werden.» Mit dem Anstieg an Fahrgästen solle der Verlust des Nachtzuschlags wieder reingeholt werden.

Angebot in anderen Kantonen wünschenswert

Müller ist sich bewusst, dass beim Tarifverbund Ostschweiz oder beim ZVV im Raum Zürich ganz andere Grössenverhältnisse herrschen. Trotzdem würde er eine Abschaffung in den angrenzenden Verbunden begrüssen: «Je einfacher der öffentliche Verkehr für den Kunden wird, desto mehr wird er auch genutzt. Basel hatte damals eine Vorreiterrolle und hat 2011 den Nachtzuschlag im gesamten Tarifverbund Nordwestschweiz abgeschafft.» Innert weniger Jahren hat sich die Nutzung des Nachtnetzes im Kanton Basel-Landschaft mehr als verdoppelt.

Ostwind grundsätzlich dafür

«Das ist ein guter Entscheid und ein mutiger Schritt des Kantons Graubünden», sagt Werner Thurnheer, Geschäftsleiter des Tarifverbundes Ostwind. Grundsätzlich sei der Tarifverbund Ostwind auch immer daran interessiert, das System zu vereinfachen und es den Kunden ein wenig angenehmer zu machen. Allerdings kann Thurnheer die Nachtzuschlag-Regelung nicht von heute auf morgen aufheben. Zwar sei der Nachtzuschlag wie ein Fremdkörper im ÖV-Angebot, gleichzeitig sei er aber nötig, weil die Betriebskosten zu Randzeiten höher sind und die Züge meist von Sicherheitspersonal begleitet werden.

«Können Entscheid nicht alleine fällen»

Hinzu komme erschwerend, dass der Tarifverbund Ostwind teil des Nachtnetzes rund um Zürich ist. Dieses umfasst unter anderem auch die A-Welle im Aargau, den Zürcher Verkehrsverbund und den Flextax-Verbund in Schaffhausen. «Ein solcher Entschluss müsste von uns allen gefällt werden.» Und der Zürcher Verkehrsverbund hat den politischen Auftrag, den Nachtbetrieb kostendeckend zu operieren.

Thierry Müller ist überzeugt, dass die Abschaffung des Nachtzuschlages im Kanton Graubünden funktionieren wird. Unsicherheiten sieht er höchstens in der regen Nutzung des neuen Angebots: «Vielleicht gibt es einen riesigen Boom und auf dem Nachtnetz verkehren plötzlich dreimal so viele Menschen. Dann hätten wir ein Problem mit der Kapazität.»

veröffentlicht: 7. November 2017 12:22
aktualisiert: 7. November 2017 12:26
Quelle: saz

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