Grosser Publikumsaufmarsch am ersten Zürcher Formel-E-Rennen

10.06.2018, 19:26 Uhr
· Online seit 10.06.2018, 19:04 Uhr
Das erste Formel-E-Rennen in der Stadt Zürich ist Geschichte. Himmlisch sei es gewesen, meinen die einen, höllisch die andern. Historisch war es auf jeden Fall. Ob der Formel-E-Zirkus nächstes Jahr erneut in Zürich seine Zelte aufschlagen wird, ist noch offen.
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Das rund einstündige Rennen im Zürcher Enge-Quartier war am Sonntag gegen 19 Uhr beendet. Den weit über 100'000 Besucherinnen und Besuchern, darunter das Sportler-Paar Lara Gut und Valon Behrami, war jedoch schon tagsüber einiges geboten worden: Training, Qualifying sowie ein sogenannt nachhaltiges Rahmenprogramm im E-Village mit Ideen zur Zukunft der umweltschonenden E-Mobilität.

Der Eintritt ins E-Dorf war kostenlos. Gratis gab es auch Stehplätze entlang der Rennstrecke, für Tribünenplätze musste man hingegen sehr tief in die Tasche greifen. Das drückte jedoch bei niemandem auf die gute Stimmung.

Die Organisatoren budgetierten für den Event rund 15-Millionen Franken. Darin waren auch Abgeltungen an die Stadt Zürich enthalten. Denn die Stadtregierung knüpfte die Bewilligung für die erste Austragung des Rennens unter anderem an die Bedingung, dass der Stadt keine Kosten entstehen dürfen.

Ob es eine weitere Austragung im nicht gerade eventarmen Zürich geben wird, wird die Auswertung des Anlasses zeigen. Diese dürfte voraussichtlich im Herbst vorliegen. Berücksichtigt werden dabei laut Stadtregierung auch die Quartierbelastung und die Rückmeldungen aus der direkt betroffenen Bevölkerung.

Und diese äusserte sich bereits sehr kritisch, denn die Quartierbewohner waren nicht nur am Renntag besonders stark betroffen. Die Aufbauarbeiten dauerten nämlich mehrere Wochen - unter anderem wurden Strassen neu geteert und Strassenzüge abgesperrt.

Das sei die Hölle, war zu vernehmen. Durch die Absperrgitter lebe man wie in einem Käfig und komme kaum mehr zum eigenen Haus. Auch die Abbauarbeiten werden einige Zeit beanspruchen.

Kritische Stimmen gab und gibt es auch von Politikern des linken Spektrums. Rund ums Zürcher Seebecken gebe es zu viele Veranstaltungen. Dies sei Standortförderung der falschen Art, argumentieren sie.

Auch trügen Elektroboliden, die mit 220 km/h durch die Innenstadt rasen, nichts zur Lösung der Umwelt- und Verkehrsprobleme bei. Autos, egal ob benzin- oder batteriebetrieben, seien ineffizient und brauchten zu viel Platz in der Stadt.

FDP-Politiker und Elektromonteur Roger Tognella hingegen trug wesentlich dazu bei, dass das Formel-E-Rennen nach Zürich kam. Der ganze Anlass sei einfach himmlisch, ein Traum sei wahr geworden, sagten die Befürworter. Man habe die Vorzüge der Elektromobilität gesehen und gehört. Diese sei die Mobilität der Zukunft.

In der Vergangenheit hingegen liegt der Grund, weshalb seit über sechs Jahrzehnten in der Schweiz kein Rundstreckenrennen mehr stattgefunden hat. Denn nach einem schweren Unglück am 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans mit über 80 Toten und 100 Verletzten Mitte der 1950er-Jahre wurden sie in der Schweiz verboten.

Für den Formel-E-Rundkurs hat der Bundesrat nun eine Ausnahme gemacht. Ursprünglich war ein Rennen in Lugano geplant. Nachdem sich die Organisatoren zurückgezogen hatten, sprang Zürich in die Bresche. Für Rundstrecken-Fans war es ein sporthistorischer Tag.

Die Organisatoren haben vom Internationalen Automobilverband (FIA) eine Lizenz für die Schweiz bis 2027. Sie müssen die nächsten Rennen also nicht zwingend in Zürich durchführen. «Aber wir würden gerne, zumal wir nun Erfahrungen gesammelt haben», sagte der Medienverantwortliche gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-sda.

Erfahrungen machte auch Schutz & Rettung Zürich: Die vorläufige Bilanz sehe nicht schlecht aus, hiess es auf Anfrage. Ein Zuschauer hat sich leicht verletzt, als er auf das Dach eines Parkhauses kletterte und dieses nachgab. Ansonsten verzeichnete man bis kurz nach dem Rennen keine nennenswerten Zwischenfälle.

veröffentlicht: 10. Juni 2018 19:04
aktualisiert: 10. Juni 2018 19:26
Quelle: SDA

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