Gummig ist nicht nur das Brot

08.10.2016, 22:20 Uhr
· Online seit 06.10.2016, 11:18 Uhr
Mit einem neuen Servicekonzept und einem Redesign der Speisewagen ersetzen die SBB nach und nach die Minibar. Seit gut zwei Wochen sind sie mit dem Konzept zwischen St.Gallen und Zürich unterwegs. Wir haben getestet.
Gerry Reinhardt
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Die Fahrt beginnt schon holprig. Zehn Minuten Verspätung hat der zu testende Zug ab St.Gallen. «Die SBB entschuldigen sich dafür - eine Bremsstörung liess unseren Zug etwas stehen», hört man gut verständlich durch den Lautsprecher. Auch sind die ersten Gäste irritiert: «Wir dachten, das sei der Starbucks-Wagen?» Starbucks gibt es bei den SBB nicht mehr. Dafür heisst es jetzt: «We make you happy», so steht es auf dem Zug.

Schmucker Speisewagen für alle

Der neue Speisewagen präsentiert sich innen überraschend edel. Schmuck haben es die SBB gemacht. Wenige Tische mit einem romantischen Lämpchen, bequeme Sitze. Gefällt! Wir haben im neuen Speisewagen Platz genommen, da das Zweite-Klasse-Ticket nicht für das neue Platz-Catering in der ersten Klasse berechtigt. Im Speisewagen dürfen aber alle sitzen.

Keine Rösti zum Züri Geschnetzeltes

Die Menükarte ist nett übersichtlich. Von den zwei angebotenen Warmspeisen wählen wir Züri Geschnetzeltes, welches sich aber mit Kartoffelstock anstatt Rösti präsentiert. Dies wohl, weil der Kartoffelstock vermutlich in der Mikrowelle schneller warm und so etwas wie Essen wird.

Das Essen ist heiss, mehr aber auch nicht

Das Züri Gschnetzeltes kommt dann auch gleich nach zehn Minuten. Die Serviererin ist nett und zuvorkommend, das Essen ist heiss. Fast zu heiss. Aber das war es dann auch schon. Der Kartoffelstock ok, das Fleisch gummig. Auch das mit dazu gelieferte Brot präsentiert sich gummiartig. Kein Wunder: wird es doch in einer Plastiktüte in einem Körbchen an den Tisch gebracht. Wahrscheinlich auch zu praktischen Zwecken, damit man es bei Nicht-Gebrauch gleich wieder verwenden kann.

Speisewagen macht nicht glücklich

Der Spruch auf dem Speisewagen heisst: «We make you happy». Nein - da braucht es mehr, um einen zwischen SG und ZH glücklich zu machen. Zumindest ist das Bier kalt. Die Auswahl zwischen Calanda, Heineken und Ittinger ist beschränkt. Für ein Schützengarten reichte es wohl nicht oder der Sponsor wollte es nicht so.

Die Preise im Bistrowagen präsentieren sich für Zürich-Verhältnisse im Rahmen, wenn auch für diese Qualität eher im oberen Segment. Für das Züri Geschnetzelte und das Bier waren 31 Franken zu bezahlen.

Freundliche Bedienung macht vieles wieder gut

Was bleibt, ist die wirklich freundliche Bedienung. Man gibt sich sehr Mühe. Auch der Kondukteur ist ein Schuss freundlicher als in anderen Wagen und hilft bei der erwähnten Verspätung minutenlang den Touristen, die den Anschluss in Zürich verpasst haben, eine Alternativroute zu finden.

Die SBB tauscht die alten Starbuckswagen nach und nach aus. Zurzeit sind zwei neue Speisewagen auf der Strecke St.Gallen- Zürich unterwegs. Ab St.Gallen jeweils um 16.25 und 17.25 Uhr. Mit einem 1.-Klasse-am-Tisch-Service ersetzen sie die Minibar, die jeweils durch den Zug ging. Den Cateringservice kann man am Platz via einer App zu sich bestellen. Die SBB nennt dies «Catering 3.0».

veröffentlicht: 6. Oktober 2016 11:18
aktualisiert: 8. Oktober 2016 22:20

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