Häusliche Gewalt in St.Gallen
«Konflikte und Gewalt innerhalb der Familie sind ein Tabuthema. Häusliche Gewalt ist mit Scham besetzt», sagt Sonia Suter von der Opferhilfsstelle «In Via» in St.Gallen gegenüber dem «Tagblatt». Oftmals seien es die Nachbarn, die häusliche Gewalt bei der Polizei meldeten.
Häusliche Gewalt tritt vermehrt auf
Tausend mal rückt die Stadtpolizei und Kantonspolizei im Jahr wegen häuslicher Gewalt aus, sagte der Regierungsrat Fredy Fässler an einer Veranstaltung diese Woche zum Thema. Kinder seien oft mit betroffen. «Sie sehen oder hören Gewalt zwischen ihren Eltern. Sie leben in einem Klima der Gewalt», sagt er gegenüber dem Tagblatt. Dabei gebe es häusliche Gewalt meistens nicht nur einmal, sondern trete sie vermehrt auf.
Verschiedene Reaktionen
Kinder, die zu Hause Häusliche Gewalt erlebten, stünden ständig unter Strom, sagt Suter. «Sie fragen sich permanent: Bleibt es heute ruhig, oder gibt es wieder Streit?», sagt sie. Die Gewalt zu Hause kann sich verschiedentlich auf das Verhalten der Kinder auswirken. Eine Mitarbeiterin von In Via beobachtete, wie ein Kind ständig Autounfälle spielte. Immer krachte es, und es gab immer Verletzte. «Kinder reagieren unterschiedlich auf häusliche Gewalt», sagt Suter.
Mögliche Folgen seien: Sie zögern den Heimweg hinaus, ihre Schulleistungen brechen ein, sie reagieren schreckhaft. Oft treten Schlafstörungen auf.
27'000 Kinder betroffen
10 bis 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen sind zu Hause mit häuslicher Gewalt konfrontiert. 30 bis 60 Prozent dieser Kinder werden am eigenen Leibe körperlich misshandelt, schreibt das Tagblatt. 27'000 Kinder sind laut Untersuchungen jährlich von Gewalt in Paarbeziehungen mit betroffen. Ob solche Kinder eher zu Gewalt im Erwachsenenalter neigen, ist generell nicht definierbar.