Bundesanwaltschaft ermittelt wegen Insiderhandel gegen Hans Ziegler

30.11.2016, 11:50 Uhr
· Online seit 30.11.2016, 09:54 Uhr
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Hans Ziegler wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Der 64-Jährige ist aus diesem Grund am Mittwoch überraschend per sofort aus den Verwaltungsräten von Oerlikon und Schmolz+Bickenbach zurückgetreten.
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Die Bundesanwaltschaft (BA) bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda eine Meldung von 20min.ch, dass gegen Ziegler ein Strafverfahren wegen des Verdachts des Insiderhandels eröffnet worden sei. Weitere Angaben machte die BA nicht.

Jahrzehntelang galt Hans Ziegler als einer der wichtigsten Strippenzieher der Schweizer Wirtschaft. In den Unternehmensmitteilungen von Oerlikon und Schmolz+Bickenbach war der Rücktritt mit «laufenden, auf seine Person bezogenen Untersuchungen» begründet worden.

Die Untersuchungen stünden nicht im Zusammenhang mit Oerlikon. Die Gründe lägen bei der Person Zieglers, erläuterte Oerlikon-Sprecher Nicolas Weidmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Auch bei Schmolz+Bickenbach wollte man den Abgang nicht weiter kommentieren.

Ziegler war seit 2008 Verwaltungsrat des Industriekonzerns Oerlikon. In der Medienmitteilung wird entgegen der üblichen Gepflogenheiten ganz auf eine Würdigung Zieglers verzichtet. Der Verwaltungsrat werde zur nächsten ordentlichen Generalversammlung vom 11. April 2017 einen Nachfolger von Ziegler nominieren, heisst es lediglich.

Schmolz+Bickenbach-Verwaltungsratspräsident Edwin Eichler liess sich in der Medienmitteilung mit den in solchen Fällen üblichen Worten zitieren: «Im Namen des Verwaltungsrats danke ich Hans Ziegler für seine äusserst wertvolle Arbeit und wünsche ihm für seine zukünftigen Tätigkeiten alles Gute und viel Erfolg.»

Beim Stahlhersteller wurde Ziegler im September 2013 erstmals in den Verwaltungsrat gewählt. Über den Ersatz für den frei werdenden Verwaltungsratssitz entscheidet der S+B-Verwaltungsrat zu einem späteren Zeitpunkt. Ein allfälliger Nachfolger soll der Generalversammlung vom 8. Mai 2017 zur Wahl vorgeschlagen werden.

Sowohl Oerlikon und als auch Schmolz+Bickenbach werden beide vom russischen Oligarchen Viktor Vekselberg kontrolliert.

Der im zürcherischen Wald geborene Ziegler gilt seit vielen Jahren schweizweit als Profi-Sanierer und Profi-Verwaltungsrat. Im Verlauf seiner steilen Karriere war er unter anderem von 1988 bis 1991 Finanzchef der Usego-Trimerco-Gruppe und von 1991 bis 1995 Finanzchef der Globus-Gruppe.

1996 gründete er ein Beratungsunternehmen, das sich in der Schweiz und im Ausland auf Unternehmenssanierungen spezialisierte. In den folgenden Jahren agierte er vor allem als «Feuerwehrmann» bei diversen Unternehmen, die in Schwierigkeiten steckten.

So war Ziegler von 2001 bis 2009 Verwaltungsrat der Elma Electronic und von 2006 bis 2010 der Schlatter Holding. Bei Swisslog trat er im Juni 2015 nach 11 Jahren als Verwaltungsrat zurück, kurz bevor das Unternehmen von der deutschen Kuka übernommen wurde. Ziegler ist inzwischen Verwaltungsrat der Kuka.

Von 2012 bis 2015 war Ziegler Verwaltungsratspräsident von Charles Vögele, wo er bereits seit 2008 im Verwaltungsrat Einsitz hatte. Der Modekonzern wird derzeit von der italienischen Sempione Retail übernommen.

Kritische Stimmen für seine Sanierer-Tätigkeit gab es immer wieder. Überschattet wurde diese insbesondere durch Vorwürfe von Rolf Erb, er sei Schuld am Zusammenbruch der Winterthurer Erb-Gruppe. Im Herbst 2015 hatte das Bundesgericht allerdings eine Verurteilung des ehemaligen Konzernchefs Rolf Erb durch die Vorinstanz wegen gewerbsmässigem Betrug, mehrfacher Urkundenfälschung und mehrfacher Gläubigerschädigung bestätigt.

Seit Februar dieses Jahres ist Ziegler Senior Adviser des Beratungsunternehmens Alix Partners.

veröffentlicht: 30. November 2016 09:54
aktualisiert: 30. November 2016 11:50
Quelle: SDA

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