Historischer Tiefstand der Verkehrstoten

22.03.2018, 22:20 Uhr
· Online seit 22.03.2018, 19:24 Uhr
Auch wenn letztes Jahr die Zahl der Unfälle zugenommen hat, so ist die St.Galler Verkehrsunfall-Statistik insgesamt doch erfreulich: Es gab weniger Verletzte und so wenige Tote wie seit 1945 nicht mehr. Erschreckend: Unfälle wegen überhöhten Tempos nehmen zu.
Angela Mueller
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Die Kantonspolizei St.Gallen hatte an der diesjährigen Medienkonferenz zur Unfallstatistik viel Erfreuliches zu berichten: Die Unfälle auf den Fussgängerstreifen, auf den Schulwegen und mit Radfahrern haben leicht abgenommen. Doch die Anzahl Unfälle ist mit 2782 Unfällen im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Mit zehn Verkehrstoten im Jahr 2017 erreicht die Statistik einen historischen Tiefstand seit 1945.

Eine Vielzahl Massnahmen, wie Tempo-, Verkehrskontrollen und auch die Optimierung der Fussgängerstreifen, zeigen ihre Wirkung. Ein grosser Teil der Verkehrsunfälle zog vor allem Sachschäden nach sich. Weiterhin ist die häufigste Unfallursache die Ablenkung beim Fahren und Alkohol am Steuer.

Vermehrtes Rasen der Schweizer im Ausland

Die Unfälle wegen nicht angepasster Geschwindigkeit haben allerdings stark zugenommen, bei diesen Unfällen gab es auch mehr Verletzte. Ausserdem mehren sich gemäss Kantonspolizei die Anzeichen, dass im angrenzenden Ausland vermehrt durch Schweizer gerast wird. Auch im Kanton selbst steigt die Zahl der Unfälle mit Ursache Geschwindigkeit seit 2015 an. Für die Kantonspolizei St.Gallen heisst dies, dass wieder vermehrt Geschwindigkeitskontrollen stattfinden müssen. Gleichzeitig müssen aber viele stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen in den nächsten Jahren abgebaut werden, weil sie veraltet sind. Die Polizei wird somit vermehrt auf die semistationären Anlagen und mobilen Messungen setzen.

Autobahnabschnitt Rheineck - St.Margrethen

Auch die Unfälle rund um Baustellen im Kanton St.Gallen sind letztes Jahr wiederum stark angestiegen. Dies vor allem wegen der Baustelle auf dem Autobahnabschnitt Rheineck - St.Margrethen, stellt die Polizei fest. Innerhalb der Baustelle liegt der Unfallschwerpunkt im Anschluss Rheineck (enge Spurverhältnisse, anforderungsreiche Verkehrsführung). Auch bei anderen Baustellen ereigneten sich Unfälle, dies jedoch im üblichen Rahmen.

50 Stundenkilometer sind am gefährlichsten

Die meisten Unfälle geschehen innerorts, wo mit 50 Stundenkilometern gefahren werden darf. Auf diesen Strassen bewegen sich die verschiedensten Verkehrsteilnehmer (Fahrräder, E-Bikes, Fussgänger, Personenwagen und Lastwagen).

Sichere Tempo-30-Zonen

Für die Polizei ist klar, Tempo-30-Zonen erhöhen die Sicherheit. Hier geschehen weit weniger Unfälle: «Fussgänger und Fahrzeuglenker sind in diesen Zonen aufmerksamer unterwegs und die tiefe Grundgeschwindigkeit führt zu weniger gravierenden Verletzungen bei den Unfallopfern.»

Weiterhin zunehmende E-Bike Unfälle

Die E-Bike Unfälle sind im Vergleich zur vorjährigen Verdoppelung nochmals stark angestiegen. Das wiederholte Ansteigen der Unfallzahlen bezeichnet die Polizei als «besorgniserregend». Betroffen sind vor allem die langsamen E-Bikes (Tretunterstützung bis 25 Stundenkilometer, ohne gelbes Nummernschild). Die Polizei geht davon aus, das die Zunahme der Unfälle vor allem aufgrund der zusätzlichen Verbreitung dieser E-Bikes zurückzuführen ist.

Tödliche Motorräder

Die Motorradunfälle haben 2017 wieder leicht zugenommen. Zwei Personen starben dabei. Haupturssache für diese Unfälle waren «Nichtanpassen an die Linienführung und zu nahes Aufschliessen». Auch Alkohol war in einigen Fällen schuld.

Zu nahes Auflschiessen auf der Autobahn

Die Unfälle auf den Autobahnen im Kanton St.Gallen sind angestiegen, insbesondere auch auf der Stadtautobahn in St.Gallen. Immerhin gab es nicht mehr Personenschäden als letztes Jahr. Die wichtigsten Unfallursachen hier sind das zu nahe Aufschliessen und das Nichtanpassen an die Strassen- und Verkehrsverhältnisse. Die meisten Unfälle geschehen während des Nachmittags und am Feierabend.

Gutes Zeugnis für Schüler

Die Unfälle auf Schulwegen sind nach den beunruhigenden Zahlen 2016 wieder zurückgegangen. Sie werden meist von den Fahrzeuglenkern verursacht. Die Polizei erstellt den Lenkern kein gutes Zeugnis. Das Fehlverhalten der Schüler im Strassenverkehr hingegen war minimal.

Fussgänerstreifen wieder sicherer

Die Unfälle auf Fussgängerstreifen haben abgenommen. Die meisten Unfälle haben die Fahrer verursacht - 55 Prozent der Unfälle geschahen auf der zweiten Hälfte der Strasse, weil Lenker zu wenig aufmerksam waren und überholten. Dieses Phänomen wurde nun in einer Studie des Fachverbandes Fussverkehr Schweiz und der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich bestätigt.

Die Kantonspolizei hat gemeinsam mit dem kantonalen Tiefbauamt im Frühling 2011 beschlossen, sämtliche Zebrastreifen im Kanton St.Gallen einheitlich überprüfen zu lassen und Sanierungsmassnahmen festzulegen. Die Überprüfung der Fussgängerstreifen wurde im Herbst 2013 abgeschlossen. Erste Sofortmassnahmen wurden damals rasch ergriffen und haben inzwischen ihre Wirkung gezeigt.

veröffentlicht: 22. März 2018 19:24
aktualisiert: 22. März 2018 22:20
Quelle: agm

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