Hunde sind willkommen, Kinderwagen nicht

· Online seit 16.02.2018, 19:15 Uhr
In der Wunderbar in Arbon sind Kinderwagen nicht gerne gesehen. Grund sind vor allem die Mütter, die ihren Nachwuchs nicht im Griff haben. Hunde sind dagegen mehr als willkommen im Arboner Lokal.
Fabienne Engbers
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Hinter der Bar in der Wunderbar in Arbon hängt ein Schild mit einer starken Frau. «We can do it, too», heisst es darauf. Kein Wunder. In der Wunderbar arbeiten fast ausschliesslich Frauen, inklusive der Geschäftsführerin. Trotzdem sind Kinder in der Wunderbar nicht unbedingt gern gesehene Gäste. Das stört Mütter, die in ihrem Frust auf Facebook Dampf ablassen. Die Wunderbar wehrt sich.

Kinderwagen sind verboten

Bereits im Dezember machte das Restaurant Marktplätzli ähnliche Schlagzeilen. Ein Kinderwagen durfte nicht ins Lokal genommen werden. Nun ist dasselbe auch in Arbon Thema. «Jetzt hends üs gseit sit neuschtem seged Kinderwäge verbote», schreibt Anina Lang auf Facebook. Sie wollte mit zwei weiteren Mütter in die Wunderbar, um dort einen Kaffee zu trinken. Die Kleinen hätten gerade so schön geschlafen. Nach dem Kinderwagen-Verbot ist die Wunderbar aber ein rotes Tuch für die Mütter. Sie seien regelmässige Besucher gewesen, nun würden sie eine Alternative suchen, wo Kinder willkommen sind.

Der Facebook-Post löste viel Reaktionen aus, die meisten sind entrüstet. «Da gehen wir sicher nicht mehr hin», schreiben viele User. Ein Kinderkaffee in Arbon, das brauche das Städtli, finden andere und viele stimmen zu.

Kinderbüechli zerfetzt, Kühlschrank ausgeräumt

Anina Lang hat sich per Mail bei der Wunderbar gemeldet, wie sie am Dienstag gegenüber FM1Today sagte. Diese Mail wurde von der Wunderbar mit einem Brief beantwortet, wie 20 Minuten berichtet. In diesem Brief nimmt Geschäftsführerin Simone Siegmann Stellung und verteidigt den Entscheid, Kinderwagen nicht mehr ins Lokal zu lassen.

Die Situation habe sich zugespitzt. «Zeitweise kam ich mir vor wie auf einem Kinderspielplatz», schreibt Siegmann im Brief. Alles sei mit Kinderwagen verstellt gewesen, Babys seien auf dem Boden herumgekrochen, zeitweise auch hinter der Theke. Die Kinderbüechli werden nicht gelesen, «sondern Seite um Seite rausgerissen». Ein Kühlschrank, der im Restaurant steht und als Vorratsschrank dient, werde regelmässig ausgeräumt und der Lärmpegel sei zeitweise unerträglich.

«Hatten lange Zeit Geduld»

Die Wunderbar liegt direkt am See neben dem Strandbad und ist aufgrund der Nähe zu einem autofreien Spazierweg das ganze Jahr über gut besucht und gerade bei Müttern beliebt. Es gebe nicht viele Lokale, die so viel Patz bieten würden, doch genau das sei jetzt der Grund, warum man handeln musste, schreibt die Geschäftsführerin. «Wir hatten lange Zeit viel Verständnis und Geduld, doch es kann nicht sein, dass unsere Stammgäste, die in aller Ruhe ihre Zeitung lesen wollen, wegbleiben.» Die Stammgäste würden sich von den Kinderwagen gestört fühlen.

Simone Siegmann entschuldigt sich dafür, dass Anina Lang durch die Massnahme eingeschränkt wird. «Wir sind bemüht, dass sich alle Gäste willkommen- und wohlfühlen.» Es sei die Summe der Umstände, die solche Entscheidungen fordern würden. Während Kinderwagen verboten sind, dürfen Kinder an sich weiterhin in der Wunderbar herumtollen. Seit Eröffnung der Bar steht ein Töggeli-Kasten aus Holz in der Mitte des Lokals, für Kinder gibt es gratis Sirup oder einen Extra-Löffel, um beim Mami mit zu essen.

Hunde sind weiterhin willkommen

Kinderwagen sind in der Wunderbar verboten - zumindest vorerst. Möglicherweise wird man, wenn die Situation entschärft ist, wieder mit dem Wagen in das Lokal gehen können, allerdings wisse man nicht, wann es so weit sein wird. Während Mütter mit Kinderwagen in der Wunderbar nicht gerne gesehene Gäste sind, freut man sich umso mehr über Hunde. Trinknäpfe stehen in der Küche bereit und werden fleissig herausgegeben.

veröffentlicht: 16. Februar 2018 19:15
aktualisiert: 16. Februar 2018 19:15
Quelle: enf

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