Ich zahle, also saue ich?!

19.02.2018, 10:33 Uhr
· Online seit 19.02.2018, 06:44 Uhr
Auf Facebook nervt sich eine Kinogängerin über die Sauerei nach einer Vorstellung im «Cinewil» in Wil. Kinobetreiber kennen die Situation und bleiben gelassen.
Sandro Zulian
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Regelmässige Kinogänger sind mit dem Anblick vertraut. Nach der Vorstellung liegen Pet-Flaschen auf dem Boden, liegengelassenes Popcorn ziert die Sitze, allenfalls klebt noch eine Cornetto-Verpackung im Getränkehalter. Einer Besucherin des «Cinewil» in Wil wurde das zu viel. Nachdem sie den Film «Maze Runner» gesehen hat, schreibt sie auf Facebook: «Ich war wirklich entsetzt darüber, was für (entschuldigt den Ausdruck) Sauhunde ins Kino gehen!» Für die entnervte Kinobesucherin ist klar: Schlimmer wäre es nur, wenn die «Sauhunde» auch noch in den Kinosaal gekotzt und ihren Darminhalt hinterlassen hätten.

«Übertriebene Preise» und Wasserwerfer

Der Post der Frau bekommt auf der Facebookseite «Du bisch vo Wil wenn..» Zuspruch. «Furchtbar, so eine Sauerei», schreibt eine Frau aus der Region, die angibt, das Geschehene ebenfalls schon miterlebt zu haben. Doch auch die Kritik lässt nicht lange auf sich warten: «Ich unterstütze Dreck und Verschmutzung genau so wenig wie alle anderen, aber bei diesen übertriebenen Snack- und Getränkepreisen kann sich das Kino bestimmt auch gutes Putzpersonal leisten.» Sogar ein vermeintlicher Vertreter der kritisierten «Sauhunde» lässt sich unter den Kommentaren finden: «So lange ich für ein stilles Wasser fünf Franken bezahle, ist es mir egal, wenn es auch auf der Leinwand landet.»

«Das war schon immer so»

Gemessen an den Reaktionen auf Facebook, beschleicht einen das Gefühl, dass das Problem auch den Kinobetreibern zu schaffen macht. Doch Felicitas Zehnder, Geschäftsführerin des «Cinewil», hat sowohl für die «Sauhunde», wie auch für die Kommentare nur ein müdes Lächeln übrig: «Das war schon immer so», lässt sie sich zitieren. Je nach Film müsse sie mehr Zeit für die Reinigung einberechnen: «Wenn ‹Maze Runner› läuft, weiss ich, dass ich statt zwei, zehn Minuten einrechnen muss. Massnahmen hat Zehnder bereits getroffen. «Cinewil» zeigt weniger Filme, damit zwischendrin mehr Zeit für die Reinigung bleibt.

Für die Kritik an ihrer Preispolitik hat Zehnder einen Konter in petto: «Wir sind kein Kiosk. Wir bieten mehr.» Ein Kino könne nicht einfach Getränke zum Einkaufspreis anbieten. Davon abgesehen sei das Kino «Cinewil» in Wil ohnehin das günstigste in der Region.

Freche und respektlose Jugend

Für Zehnder ist weniger der Dreck das Problem, sondern das Verhalten einiger Jugendlicher. «Mich dünkt es, als wären die Jungen heute einfach frecher als früher. Damals hatte man als 13-Jähriger mehr Respekt.» Die Geschäftsführerin des «Cinewil» musste dahingehend auch schon durchgreifen. Eine Gruppe Jugendlicher habe die Füsse auf den Stuhllehnen abgelegt und lauthals in den Film hineingeredet. Nach ein- zwei freundlichen Warnungen musste Zehnder schliesslich ein Machtwort sprechen: «Ich habe das Licht an- und den Film ausgestellt und die Jugendlichen rausgeworfen.»

(saz)

 

 

veröffentlicht: 19. Februar 2018 06:44
aktualisiert: 19. Februar 2018 10:33

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