Impfungen: Wenig Vertrauen in Ärzte

27.06.2017, 15:03 Uhr
· Online seit 27.06.2017, 14:53 Uhr
Geht es ums Impfen, vertraut nur gerade ein Viertel der Patienten dem Rat der Ärzte bedingungslos. Die Hälfte informiert sich lieber selbst und ein weiteres Viertel gibt an, Impfvorschläge des Arztes bewusst abzulehnen. Dies ist das Resultat einer Umfrage von Comparis.ch.
Angela Mueller
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Werden ärztliche Empfehlungen befolgt?

 

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Problematische Verschwörungstheorien

Besorgnis erregend ist für Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte von Comparis.ch, dass ein Viertel der Teilnehmer angegeben hat, aus Prinzip nicht dem Rat der Ärzte zu folgen. «Es ist problematisch, wenn wissenschaftliche Fakten nicht beachtet werden und die Menschen Verschwörungstheorien glauben», sagt Schneuwly. So gibt es verschiedene wissenschaftliche Studien von diversen Universitäten über die Wirkung von Impfungen. Erwiesenermassen gefälschten Studien wird jedoch noch immer Glauben geschenkt, wie zum Beispiel jene englische Studie, die behauptete, dass Kinder an Autismus erkranken, wenn sie geimpft werden. Auch dass die Pharmaindustrie mit Impfstoffen die Menschen absichtlich krank mache, damit sie weitere Medikamente verkaufen könne, wird gerne fälschlicherweise behauptet.

Wenig objektive Fakten

Die Hälfte aller Befragten gaben an, sich lieber selbst zu informieren, bevor sie einer Impfung einwilligen. Doch woher können Interessierte tatsächlich objektive Fakten zum Impfthema beziehen? «Das ist tatsächlich die Frage. Im Netz ist das mitunter schwierig», sagt Schneuwly. Auch Medienberichte seien nicht immer hilfreich: «Kommen Diskurse in den Medien auf, werden die Leute skeptisch», sagt Schneuwly.

Differenziert kritisch

Trotzdem kann er der Umfrage durchaus etwas Positives abgewinnen: «Sie zeigt, die Leute sind kritisch, aber differenziert kritisch.» Die Auseinandersetzung mit einer Impfempfehlung stösst grundsätzlich auf gesellschaftliche Akzeptanz: Rund 65 Prozent der Befragten gaben an, dass eine Impfverweigerung unter bestimmten Voraussetzungen nicht grundsätzlich falsch sein müsse. Nur jeder Vierte ist hingegen davon überzeugt, dass es verantwortungslos sei, sich gegen den ärztlichen Impfvorschlag zu stellen.

 

Rangliste der Impfungen:

impflistet

Zeckenimpfung lässt Mehrheit kalt

Zeckenbisse können zu einer Meningoenzephalitis führen, die im schlimmsten Fall tödlich endet. Die Schutzimpfung kann dies wirksam verhüten. Allerdings zeigt sich bei der Umfrage, dass 70 Prozent sagen, sie hätten sich dagegen nicht impfen lassen. Nach dem Grund gefragt, führt ein Drittel an, sie kämen nie mit Zecken in Berührung. Ein weiteres knappes Drittel erklärt, sich bewusst nur für wenige Impfungen zu entscheiden - die Zeckenimpfung gehöre nicht dazu. Rund jeder Sechste hatte von dieser Impfmöglichkeit keine Kenntnis. Trotzdem könnte sich knapp jeder Zweite grundsätzlich vorstellen, sich dagegen impfen zu lassen.

72 Prozent befürworten Starrkrampf-Impfung

Am ehesten würden sich die Befragten für eine Impfung gegen Tetanus (knapp 72 Prozent), Hepatitis (65 Prozent) und Masern, Röteln und Windpocken (62 Prozent) aussprechen. Eine Grippe-Impfung können sich hingegen nur 30 Prozent vorstellen.

Dies Umfrage bei 600 Nutzern ist zwar nicht repräsentativ, doch für Schnewly durchaus ernst  «Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass unsere Umfragen zu ähnlichen Resultaten kommen, wie wissenschaftlich repräsentative Umfragen», sagt Felix Schneuwly, Krankenkassen-Experte bei comparis.ch.

 

 
veröffentlicht: 27. Juni 2017 14:53
aktualisiert: 27. Juni 2017 15:03

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