Ist die Zukunft vorhersehbar?

· Online seit 06.01.2018, 09:56 Uhr
Georges Roos ist Zukunftsforscher und führt in Luzern ein privates Zukunftsforschungsinstitut. Doch was macht ein Zukunftsforscher eigentlich genau? Und warum löst Zukunft manchmal Angst aus?
Stefanie Rohner
Anzeige

«Was ein Zukunftsforscher sicher nicht macht, ist Kaffeesatzlesen oder oder in den Sternen nach der Zukunft suchen», sagt Georges Roos in der FM1-Sendung «Beni am Samstag». Ein Zukunftsforscher habe Methoden, um sich systematisch mit Zukunftsfragen auseinanderzusetzen. «Wir alle machen uns Vorstellungen von der Zukunft. Diese sind aber oft geprägt von Hoffnungen und Ängsten. Zukunftsforscher versuchen, das Ganze neutraler anzusehen.»

Doch weshalb genau braucht es überhaupt Zukunftsforscher? Ziel dieser Forschung, so Roos, sei, den Zeitgenossen eine bessere Grundlage über Tendenzen, Entwicklungen und Trends zu liefern, damit sie im Jetzt bessere Entscheide treffen können, welche die Zukunft betreffen. «Alles, was wir heute machen, hat eine Auswirkung auf die Zukunft. Ist man nicht informiert über eine mögliche Zukunft, kommt es sicher schlechter, als wenn man sich mit möglichen Szenarien auseinandersetzt», ist sich Roos sicher.

Nicht alles vorhersehbar

Er betont jedoch, dass man - selbst als Zukunftsforscher - die Zukunft nie ganz voraussehen kann. Es gebe immer Überraschungsmomente, die niemand vorhergesehen hat. «Aber Entwicklungen kündigen sich an und sind schon jetzt erkennbar. Ich nenne sie Megatrends», sagt Roos. Als Beispiel nennt er die Alterung der Gesellschaft. Diese könne man mit grosser Zuverlässigkeit voraussehen - auch bis ins Jahr 2050.

«Dann kann man schon heute Fragen zur Finanzierung der Altersvorsorge berücksichtigen», erklärt Roos. Zu anderen Megatrends, wie Roos sie nennt, gehören auch das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung, die Individualisierung und die Gesundheitsvorsorge. Wie aber erkennt man Megatrends? «Es ist nur dann einer, wenn er global gültig und andauernd ist und wenn er alle Lebensbereiche betrifft», meint Roos.

Die Angst vor der Zukunft

Gerade die Digitalisierung und die künstliche Intelligenz lösen bei einigen Unbehagen oder gar Angst aus. Weshalb macht uns die Zukunft Angst? «Da gibt es viele Unbekannte in der Gleichung. Es ist schwierig, sich etwas vorzustellen, das noch nicht ist. Und was wir uns nicht vorstellen können, kann uns Angst machen», sagt der Zukunftsforscher.

Es gebe auch Gruppierungen, die absichtlich Angst streuen. «Diese Gruppierungen leben davon, machen damit Politik und Geschäfte. Hinzu kommt, dass wir einer wahnsinnigen Informationsflut ausgesetzt sind und wir dadurch viele negative Nachrichten hören», sagt Roos.

Diese entsprächen zwar nicht unbedingt dem wahren Zustand der Welt, negative Ereignisse hätten aber die bessere Chance, in die Nachrichtenwelt zu gelangen. «Hört man solche negativen Schlagzeilen oft, gewinnt man den Eindruck, dass es sehr schlecht um unsere Welt steht. Positive Entwicklungen haben es schwerer, wahrgenommen zu werden», sagt Roos.

Gerade, wenn ein neues Jahr startet, keimt in vielen Menschen Hoffnung auf. «Es ist interessant. Mehrere Umfragen haben ergeben, dass die Leute für ihr persönliches Leben im Durchschnitt eher zuversichtlich sind. Negativ und skeptisch werden sie erst, wenn sie sich die Zukunft für die Welt oder die Schweiz vorstellen», beobachtet Georges Roos. Er sagt, Hoffnung sei wichtig und man habe viele Gründe, zuversichtlich zu sein.

veröffentlicht: 6. Januar 2018 09:56
aktualisiert: 6. Januar 2018 09:56
Quelle: red.

Anzeige
Anzeige