Italiener warnen vor St.Galler Senf-Verbot

· Online seit 28.07.2017, 18:06 Uhr
Dem eigenen Klub ins Trainingslager nachreisen? Klar, warum nicht. Da der italienische Fussballklub Atalanta Bergamo gerade in St.Gallen gastiert, hat eine italienische Zeitung Reisetipps für St.Gallen herausgegeben. Darin steht, was bei uns wirklich wichtig ist.
Sandro Zulian
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Die Fussballer des italienischen Serie-A-Klubs Atalanta Bergamo gastieren seit Mittwochabend in St.Gallen. Abgestiegen sind die Profis im Kurhotel Oberwaid, ganz im Osten der Stadt St.Gallen. Bergamo liegt in der Tabelle der Serie A momentan auf dem vierten Platz, hinter Juventus Turin, AS Roma und SSC Neapel.

1a-Service für den Leser

Die Mannschaft aus Bergamo, nordöstlich von Mailand gelegen, ist am Mittwochabend in Altenrhein gelandet. Praktisch zeitgleich hat die Tageszeitung «l'Eco di Bergamo» auf ihrer Webseite einen Artikel zur Reisedestination St.Gallen veröffentlicht. Darin steht beispielsweise, wie lange die Reise von Bergamo nach St.Gallen dauert, wie viel eine Vignette für die Schweizer Autobahn kostet und ob man denn in der Schweiz mit Euro bezahlen kann («Grundsätzlich ja, ist aber immer eine schlechte Idee, weil man mit dem Euro in der Schweiz praktisch immer Nachteile hat»).

«Wunderschön gelegen»

Die Atalanten trainieren auf dem Sportplatz Bleiche in Steinach. Doch die Spieler werden wohl auch die eine oder andere freie Minute geniessen können. Für sie und interessierte Fussballfans aus Bergamo hat «l'Eco di Bergamo» die besten Ausgeh- und Sightseeing-Tipps vorbereitet. «Gelegen auf 675 Metern über Meer und mit nur gerade 70'000 Einwohnern ist die Stadt St.Gallen als Stadt der Bücher bekannt», schreiben der Redaktionskollegen aus Bergamo. St.Gallen sei eine der ältesten Städte der Schweiz, umgeben von wunderschönen Tälern, grossen Seen und sanften Hügeln. Kaum ein St.Galler Medienschaffender könnte das schöner formulieren.

Erker, Treppen und Cafés

St.Gallen sei die «Stadt der Treppen», berichtet «l'Eco di Bergamo». Das liege vor allem daran, dass es nördlich und südlich der Stadt zwei Hügel gebe. Aber die Gallusstadt sei auch der ideale Ort für Sportferien, Kulturliebhaber und Freunde von Ruhe und Entspannung. Auch die Stiftsbibliothek findet im lombardischen Artikel seinen Platz: «Über 140'000 Dokumente werden in der Bibliothek aufbewahrt. Einige davon wurden vor tausend Jahren niedergeschrieben.» Weiter weist der Artikel sogar darauf hin, dass der Zugang zur Bibliothek nur in speziellen Pantoffeln erlaubt ist. Und als wäre das nicht genug Recherche, weiss die Zeitung sogar über Gallus und den Bären Bescheid: «Die Legende besagt, dass Gallus während des Baus der Kapelle Hilfe benötigte. Er gab einem vorbeikommenden Bären einen Laib Brot. Aus Dankbarkeit half dieser dem Mönch, Holz für seine Kapelle zu finden.» Wir sind beeindruckt.

«Gehen Sie kein Risiko ein»

Weiter weiss der Autor, Pier Carlo Capozzi, dass die Stadt St.Gallen für ihre Textilindustrie und die St.Galler Spitze Weltruhm geniesst. Er empfiehlt einen Besuch in den zahlreichen Museen der Stadt und weist sogar auf das «Schoggiland» der Schokoladenfabrik Maestrani in Flawil hin. Doch den eigentlichen Durchblick beweist Capozzi im letzten Abschnitt: «Die gebürtige St.Gallerin, der ganze Stolz dieser Stadt, ist die Bratwurst. Eine Wurst, die auf den internationalen Grills unverzichtbar ist.» Die Wurst werde auf offener Flamme gegrillt und jeweils mit einem knusprigen Stück Brot serviert. (Da fehlt die Recherche über das Bürli. Wir verzeihen es.) Gegessen werde sie vorzugsweise mit den Händen.

Und offenbar hat der Ruf der St.Galler, Senf auf der Bratwurst abgrundtief zu verabscheuen, bis in die südlicheren Gefilde gehallt. Capozzi schreibt nämlich: «Gehen Sie kein Risiko ein. Hier ist Senf absolut verboten. Wenn Sie Ihre Wurst trotzdem mit Senf essen, beleidigen Sie damit die St.Galler.»

«In diesem Sinne: Benvenuto a San Gallo! Se non metti la senape sulla tua Bratwurst, saremo amici.»

veröffentlicht: 28. Juli 2017 18:06
aktualisiert: 28. Juli 2017 18:06
Quelle: saz

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