Noch immer viel Menschenhandel in der Schweiz

18.10.2017, 11:22 Uhr
· Online seit 18.10.2017, 11:02 Uhr
Jedes Jahr werden in der Schweiz über 250 Opfer von Menschenhandel entdeckt. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Darum schicken gegen Menschenhandel kämpfende Organisationen und Behörden ein Jahr lang einen Informationsbus auf Tournee durch die Schweiz.
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Der Bus wurde am Mittwoch - am Tag gegen Menschenhandel - in Bern eingeweiht. Ziel ist «die breite Öffentlichkeit auf dieses Verbrechen aufmerksam» zu machen, wie das Eidgenössische Justiz und Polizeidepartement (EJPD) in einer Mitteilung schreibt.

«In der Schweiz werden Kinder, Frauen und Männer zum Betteln gezwungen, zur Prostitution genötigt oder als Arbeitskraft ausgebeutet.» Opfer von Menschenhandel seien vor allem im Sex-, Bau- und Gastgewerbe, in der Hauswirtschaft, in der privaten Pflege und in der Landwirtschaft anzutreffen.

Die meisten davon blieben unerkannt und erlitten tagtäglich grosses Leid. «Sie sind Opfer von Kriminellen, die die Abhängigkeit und Verletzlichkeit dieser Menschen ausnutzen.»

Opfern von Menschenhandel sei ihr Leid oft auf den ersten Blick nicht anzusehen. «Ein Gesicht verrät nicht immer, was ein Mensch durchgemacht hat», schreibt das EJPD. «Dahinter verborgen ist vielleicht eine Frau, die sexuell ausgebeutet wird und Gewalt erleiden muss.»

Oder es sei ein Mann, der sich unter falschen Versprechungen habe anwerben lassen, dessen Pass eingezogen worden sei, und der «für wenig oder gar kein Geld» arbeiten müsse.

Im Informationsbus erwarten die Besucherinnen und Besucher Erfahrungsberichte von Opfern, Bilder, Zahlen und Erklärungen zum Thema. Er wird ein Jahr lang mehrere Städte in der Schweiz ansteuern.

Ebenfalls am Mittwoch beginnen die Schweizerischen Aktionswochen gegen Menschenhandel, die bis zum 3. November dauern. In mehreren Kantonen finden Veranstaltungen statt. So werden Dokumentarfilme oder Ausstellungen gezeigt.

Lanciert wurde der Informationsbus gegen Menschenhandel vom Schweizer Büro der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und der Fondation neuchâteloise pour la coordination de l‘action sociale (FAS). Sie wurden dabei von verschiedenen Bundesstellen unterstützt, so dem Bundesamt für Polizei (fedpol), dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und dem Aussendepartement (EDA).

veröffentlicht: 18. Oktober 2017 11:02
aktualisiert: 18. Oktober 2017 11:22
Quelle: SDA

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