Jahrelanger Rechtsstreit wegen Hausfarbe

· Online seit 26.04.2017, 18:01 Uhr
Marlies Weiler und Jakob Gubler streiten sich seit Jahren mit der Thurgauer Gemeinde Uesslingen-Buch. Der Grund: Ihr zitronengelbes Haus soll wieder grau-braun werden. Das kommt für das Paar nicht in Frage.
Laurien Gschwend
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Marlies Weiler und ihr Freund Jakob Gubler leben in Uesslingen-Buch am Waldrand, direkt neben einem Weiher und einem Naturschutzgebiet. Vor sieben Jahren entschlossen sie sich dazu, die Fassade ihres Hauses im Zuge einer Aussenisolation in einer zitronengelben Farbe zu streichen. Das Vorhaben nahm Gemeindepräsidentin und Bauvorsteherin Elisabeth Engel laut dem Paar ohne Widerstand ab. «Die Sache war für uns erledigt. Erst jetzt haben wir erfahren, dass nie ein entsprechendes Protokoll verfasst wurde», sagt Weiler.

Auf einmal störte die gelbe Farbe

Ein Jahr hörte das Thurgauer Paar nichts, es gab keine Einsprachen. Bis Gubler ohne entsprechende Bewilligung eine Terrasse baute. Auf einmal hagelte es Forderungen, wie Marlies Weiler erzählt: «Die Verwaltung sagte uns, wir müssten die Terrasse abbauen. Die Farbe der Simse störte sie und wir mussten den Balkon blickdicht machen. Auf einmal war ihnen auch die Fassade ein Dorn im Auge.»

Es folgte ein teurer Rechtsstreit; 30'000 Franken nahmen Marlies Weiler und Jakob Gubler in die Hand. Neben dem Departement für Bau und Umwelt hat jetzt auch das Thurgauer Verwaltungsgericht entschieden, die gelbe Fassade solle wieder in ihre Ursprungsfarben, Grau und Braun, umgestrichen werden, berichtet die «Thurgauer Zeitung». Drei Monate hat das Paar dafür Zeit.

Die Argumente der Verwaltung gegen die zitronengelbe Fassade: Die Farbe störe die Vögel. Ausserdem steche das Gelb im dunklen Wald zu sehr heraus, zitiert Weiler die Behörden. Dabei komme Gelb doch überall in der Natur vor, «sogar im Löwenzahn». Weiler regt sich über das Verhalten der Gemeinde Uesslingen-Buch auf: «Man kann nicht ein Haus abnehmen und sich ein Jahr später darüber beschweren.»

«Gericht prüft alle Fakten»

Heinz Tanner, der stellvertretende Gemeindepräsident von Uesslingen-Buch, möchte zum konkreten Fall keine Angaben machen, weil das Verfahren noch laufe. «Grundsätzlich ist es aber besonders heikel, die Fassade in einem Naturschutzgebiet in einer solchen Farbe zu malen», sagt er auf Anfrage. Das Gericht prüfe jeweils alle Fakten, «also kann es sein, dass die Situation vor sieben Jahren anders ablief, als sie vom Paar wiedergegeben wird».

Die Resonanz auf den Artikel in der «Thurgauer Zeitung» sei riesig, sagt Marlies Weiler. «Halten Sie ja durch, die spinnen doch», «Wenn die Gemeindepräsidentin hässliche Häuser anschauen möchte, soll sie nach Kreuzlingen gehen» oder «Wenn ich bei Ihnen vorbeifahre, sehe ich immer die Sonne scheinen», so die Reaktionen. Negative Kommentare habe es keine gegeben.

«Haus bleibt so, wie es ist»

Die illegale Terrasse bauen Marlies Weiler und ihr Partner wieder ab. Die Fassade bleibe vorläufig so, wie sie ist. Die gesetzliche Frist lassen Weiler und Gubler verstreichen und warten, bis sich die Gemeinde wieder meldet. «Den Mitarbeitern der Gemeinde ist einfach langweilig. Die haben nichts anderes zu tun, als die Steuerzahler zu ärgern», äussert Weiler ihren Unmut.

Es geht noch schräger als zitronengelb: Eine Frau hat ihr Haus in London rot-weiss gestrichen. Das Gericht hat eine Beschwerde, die auffällige Fassade bringe das Ortsbild durcheinander, abgewiesen, berichtet «The Guardian».

(lag)


veröffentlicht: 26. April 2017 18:01
aktualisiert: 26. April 2017 18:01

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