«K.O.-Tropfen-Shot ist einfach nur blöd»

12.10.2015, 20:53 Uhr
· Online seit 12.10.2015, 11:22 Uhr
Eine Wahlkampfparty der SVP wirft hohe Wellen: An der Veranstaltung in der Villa Wahnsinn in St.Gallen wurden Getränke mit dem Namen «K.O.-Tropfen-Shot» ausgeschenkt. Die Suchtfachstelle hält die Provokation für unsinnig und warnt davor, K.O.-Tropfen zu verharmlosen.
Christoph Fust
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An einer SVP-Wahlkampfparty vom letzten Samstag in der Villa Wahnsinn wurden für fünf Franken K.O.-Tropfen-Shots angeboten. Jürg Niggli, Geschäftsleiter der Stiftung Suchthilfe St.Gallen, findet klare Worte für die Wortwahl der SVP: «Das ist unsinnig und weder lustig, noch sinnvoll.» Wer den Drink auf die Karte gesetzt habe, hätte «nicht viel studiert». Es sei für jene Personen, welche einmal unter K.O.-Tropfen gelitten haben, ein zu ernstes Thema, als dass man sich darüber lustig machen könne.

Der Shot wurde auf der Menükarte mit der Unterzeile «Trausch die eh nöd» beworben. Auch das kann Niggli nicht verstehen. «K.O.-Tropfen sind für die Betroffenen sehr tragisch. Das hat nichts mit Mut zu tun, der Kommentar ist einfach nur blöd», sagt der Experte für Suchtfragen.

Auch René Rechsteiner, Präsident von Gastro Stadt St.Gallen, weiss nicht, was sich die Verantwortlichen bei der Namenswahl überlegt haben: «Es ist sicher kein intelligenter Gag».

Juso verlangt Entschuldigung

Bekannt wurde der Vorfall durch den Tweet eines Juso-Mitglieds:

Die Partei verlangt in einem Schreiben vom Sonntag eine Entschuldigung der SVP. Das ernste Thema werde von der SVP verharmlost, die Partei verletze damit direkt alle Betroffenen eines solchen Falles.

SVP versteht Aufregung nicht

Der Name des Drinks ist offenbar eine Anspielung auf den Zuger Sexskandal. Bei der Landammann-Feier im Dezember 2014 kam es zu einem sexuellen Kontakt zwischen der Grünen Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin und Markus Hürlimann von der SVP. Zwischenzeitlich stand der Vorwurf im Raum, dass Spiess-Hegglin K.O.-Tropfen verabreicht wurden.

Spiess-Hegglin zeigt sich empört über den Fauxpas SVP. «Ob mich das wütend macht? Ja. Und doch wünsche ich den Verantwortlichen, dass ihnen nie dasselbe wie mir passiert», schreibt sie auf Twitter.

Gegenüber 20 Minuten bestätigt SVP-Präsident Toni Brunner, dass der besagte Drink an der Bar im Angebot gewesen sei. Er habe ihn sogar selbst probiert. Für die «ziemlich humorlose» Reaktion der Juso habe er kein Verständnis.

Lukas Reimann, der ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hat, findet den Vorfall «nicht so tragisch», wie er gegenüber FM1Today sagt. Wer sich über den K.O.-Tropfen-Shot aufrege, dürfe auch keinen Ladykiller oder Sex on the Beach bestellen. Er selbst habe den Shot nicht bestellt.

veröffentlicht: 12. Oktober 2015 11:22
aktualisiert: 12. Oktober 2015 20:53
Quelle: chf

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