«New York Times»-Journalist Schanberg tot

09.07.2016, 22:04 Uhr
· Online seit 09.07.2016, 21:45 Uhr
Der «New York Times»-Korrespondent und Inspirator des Kambodscha-Films «The Killing Fields», Sydney H. Schanberg, ist tot. Der Pulitzer-Preisträger von 1976 starb mit 82 Jahren am Samstag im Bundesstaat New York, nachdem er am Dienstag eine Herzattacke erlitten hatte.
Claudia Amann
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Dies machte Schanbergs frühere Arbeitgeberin, die «New York Times», am Samstag publik. Sie würdigte ihren früheren Korrespondenten als «Vertreter jener Generation, die Amerika vor Augen führte, was wirklich in Vietnam und Kambodscha passierte».

Als die kommunistische Guerilla 1975 Phnom Penh überrannte, widersetzten sich Schanberg und sein Assistent Dith Pran der Aufforderung aus New York, die kambodschanische Hauptstadt aus Sicherheitsgründen zu verlassen. Die beiden wurden kurzzeitig gefangen genommen, Dith Pran gelang später die Flucht über Thailand. Daraufhin arbeitete er ebenfalls für die «New York Times».

Schanbergs Buch «The Death and Life of Dith Pran» über den Überlebenskampf seines Kollegen unter dem Terrorregime der Roten Khmer diente als Vorlage für den Film «The Killing Fields» aus dem Jahr 1984.

In den gut drei Jahren des Regimes von Rote-Khmer-Führer Pol Pot - April 1975 bis Dezember 1978 - kamen in Kambodscha je nach Schätzung um die zwei Millionen Menschen ums Leben, die Hälfte durch Exekutionen, teils mit Spitzhacken, die andere Hälfte durch Hunger und Krankheiten.

Die sofortige Deportation der Stadtbevölkerung von Phnom Phen auf die Reisfelder des Landes zur Verwirklichung des propagierten Agrarkommunismus verwandelte die zuvor über zwei Millionen Einwohner zählende Hauptstadt in kurzer Zeit in eine Geisterstadt, ebenso wurden die Provinzhauptstädte entvölkert.

Bald war jeder Überlebende zum Arbeiter gewandelt und gezwungen, eine schwarze Einheitskleidung zu tragen, die jede Individualität beseitigen sollte. Die Sprecher der Roten Khmer verkündeten den Beginn eines neuen revolutionären Zeitalters, in dem jede Form der Unterdrückung und der Gewaltherrschaft abgeschafft sei.

In den ersten Monaten dieser revolutionären Ära verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. Tagesarbeitszeiten von zwölf Stunden oder mehr waren keine Seltenheit, und jeder Schritt der Arbeiter wurde so überwacht, dass fast jeder um sein Leben fürchten musste. Wer zu spät zur Arbeit kam, konnte wegen des Verdachts auf Sabotage hingerichtet werden. Sprechen während der Arbeit war verboten.

veröffentlicht: 9. Juli 2016 21:45
aktualisiert: 9. Juli 2016 22:04
Quelle: SDA

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