«Keine Adoptivkinder für Homos»

06.01.2016, 12:33 Uhr
· Online seit 06.01.2016, 12:03 Uhr
Der Fürst von Liechtenstein vergleicht Homosexuelle mit Pädophilen. Weiter will er nicht zulassen, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren. Dies sorgt bei Politikern und der Bevölkerung für rote Köpfe.
Raphael Rohner
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«Wenn ich mir vorstelle, dass zwei homosexuelle Männer irgendwelche Knaben, womöglich auch noch aus Entwicklungsländern, adoptieren, ist das verantwortungslos», sagte Fürst Adam II, in einem Interview gegenüber Radio L. «Ein Kind hat das Recht in einer normalen Familie aufzuwachsen», so der Fürst weiter.

Im Fürstentum Liechtenstein besteht ein Adoptionsverbot für gleichgeschlechtliche Paare. In Österreich wurde im letzten Jahr erfolgreich gegen ein solches Verbot geklagt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat sich gegen die Umsetzung eines solchen Verbots in Österreich ausgesprochen. Wenn jemand im Fürstentum gegen dieses Verbot klagen sollte, will der Fürst ein allfälliges Gerichtsurteil ignorieren: «Ich glaube, diesen Gerichtshof kann man immer wieder ignorieren», so der Fürst. Er will dem Gerichtshof im Falle eines Urteils die lange Nase zeigen: «Was wollen die machen, die haben ja keine Truppen, um hier einzumarschieren.»

LGBT-Verein ist schockiert

Nur wenige Minuten nach der Ausstrahlung kritisierten die ersten User die Äusserungen des Fürsten auf Facebook. Lukas Oehri, Präsident des Vereins der Liechtensteiner LGBT (Lesben, Gays, Bi- und Transsexuelle), war von der Aussage des Fürsten schockiert: «Seine Aussagen haben mich aus der Fassung gebracht, das war einfach nur fehl am Platz», sagte er. Derzeit wird im Liechtensteiner LGBT-Verein diskutiert, ob man nicht wie in Österreich den gerichtlichen Weg beschreiten soll, um das Adoptionsverbot aufzuheben. Oehri hofft, dass ein gerichtliches Urteil den Fürsten umstimmen und in Liechtenstein eine Gesetzesänderung in die Wege leiten könnte.

Solche Aussagen gehen einfach nicht

Die Liechtensteiner Politikerin Helen Konzett Bargetze ist über die Äusserungen des Fürsten empört: «Solche Aussagen dürfen nicht unwidersprochen toleriert werden», so Bargetze. Der Fürst habe mit seinen Äusserungen damit sehr viele Homosexuelle stark verletzt. Zudem habe er mit seinen Aussagen die Verpflichtungen gegenüber den Menschenrechten mit Füssen getreten. «Es geht doch nicht, dass jemand Homosexuelle als nicht normal bezeichnet», so Bargetze.

Bald Adoptivkinder für Schweizer Homo-Paare

Seit Jahren fordern schweizerische LGBT-Organisationen, dass die rechtlichen Bestimmungen für Adoptionen geändert werden. Das Parlament ist daran eine entsprechende Gesetzesvorlage abzuklären. Der Bundesrat will, dass Homosexuelle ihre Stiefkinder adoptieren können, was heute noch nicht umstandslos möglich ist.

(rar)

 

 

 

 

 

 

 

veröffentlicht: 6. Januar 2016 12:03
aktualisiert: 6. Januar 2016 12:33

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