Glück im Unglück bei Trainingsflug der Luftwaffe an Ski-WM

17.02.2017, 21:30 Uhr
· Online seit 17.02.2017, 15:23 Uhr
Ein Flugzeug der PC-7-Fliegerstaffel der Schweizer Luftwaffe hat am Freitagmittag an der WM in St. Moritz bei einem Trainingsflug das Zugseil einer SRF-Seilbahnkamera zertrennt. Die Kamera fiel in den Zielraum und landete im Schnee. Verletzt wurde niemand.
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«Der PC-7-Flieger konnte selbstständig in Samedan landen. Die Polizei wie die Militärbehörden haben die Untersuchungen zu diesem Vorfall aufgenommen», erklärte Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, rund eineinhalb Stunden nach dem Zwischenfall den Medien.

Das Flugzeug wurde beim Zwischenfall beschädigt, wie das Verteidigungsdepartement (VBS) später mitteilte. Die Luftwaffe sagte in der Folge alle weiteren Flugvorführungen ab. Sie müssten zuerst verstehen, was passiert sei, sagte VBS-Chef Guy Parmelin gegenüber der «Tagesschau» von SRF.

Sie hätten sehr viel Glück gehabt, dass es keine Verletzten und keine Toten gegeben habe und dass das Flugzeug nicht in die Menschenmenge gestürzt sei. «Aber ich finde, wir haben recht häufig solche Unfälle, deshalb müssen wir nun wirklich über die Bücher», sagte Parmelin.

Die SRG bedauerte am Freitagabend den Zwischenfall. Er sei allerdings sehr froh und glücklich, dass keine Personen zu Schaden gekommen seien", wird Roland Mägerle, Leiter der Business Unit Sport SRG in einer Mitteilung zitiert.

Für die letzten Rennen könne die Seilbahnkamera nicht mehr eingesetzt werden. Doch die Produktion des Weltsignals sei nicht gefährdet. Die WM-Slaloms würden wie geplant produziert.

Der Zwischenfall ereignete sich bei einem Trainingsflug des PC-7-Teams mit neun Flugzeugen. Der Übungsflug entsprach dem Programm, das auch am (gestrigen) Donnerstag geflogen wurde, wie an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz erklärt wurde.

Während des Flugs habe eine Maschine das Zugseil touchiert, worauf dieses riss und die Kamera abstürzte, sagte Robert Willi, Einsatzleiter der Kantonspolizei Graubünden an der Ski-WM.

Das Schweizer Fernsehen SRF habe der Flugwaffe eine Höhenangabe geliefert. Nun werde kontrolliert, ob die Angaben stimmten. Dem SRF sei ein Sachschaden von rund 250'000 Euro entstanden. Laut Wille ist die Militärjustiz nun für die Untersuchung zuständig. Weitere Informationen waren deshalb am Freitag nicht erhältlich.

Die freihängende Seilbahnkamera - auch Wingcam genannt - war an zwei Trag- und einem Zugseil befestigt, die sich über rund einen Kilometer erstreckten. Sie habe sich seit Beginn der WM an derselben Stelle und in derselben Höhe befunden, hiess es bei der SRG.

Gegenüber SRF sagte Bernhard Müller, Chef Einsatz der Luftwaffe, dass das Team das Flugkabel rekognosziert habe. Zudem sei das Kabel in jedem Flugbriefing mehrfach erwähnt worden. Die Untersuchungen müssten nun zeigen, weshalb es zu diesem Vorfall gekommen sei.

Auf Bildern von SRF ist eindrücklich zu sehen, wie fünf Flieger der Staffel auf den Zielraum zufliegen und sich teils über Kreuz auffächern. Plötzlich fällt die Kamera in den Zielraum und das Seil, an dem die Kamera befestigt war, fliegt durch die Luft.

Laut Müller handelt es sich bei der Formation um die «Winkelried-Figur», bei der sich vier Flugzeuge kreuzen. Dabei habe die am tiefsten fliegende Maschine das Kabel touchiert. Auch Müller sprach «von grossem Glück», dass nicht mehr passiert ist.

Aus Sicherheitsgründen musste nach dem Zwischenfall der Betrieb der Sesselbahn Salastrains eingestellt werden, da die Seile der Kamera über dem Zielbereich und auch über den Sessellift gespannt waren. «Das Kameraseil ist auf das Kabel des Sessellifts gefallen, deswegen ist der Lift nicht mehr gegangen», berichtete Renndirektor Markus Waldner kurz darauf gegenüber SRF.

Die blockierten Fahrer, darunter alle vier Schweizer, kamen dadurch zu spät ins Startgelände. Weil sich deshalb die Streckenbesichtigung verzögerte, wurde der Beginn des zweiten Riesenslalom-Laufs um eine halbe Stunde auf 13.30 Uhr verschoben werden.

Der Schweizer Riesenslalom-Fahrer Loïc Meillard, der zu diesem Zeitpunkt auf einem Sessel des betroffenen Lifts sass, musste eine halbe Stunde warten. «Ich hatte nur kurz etwas Angst. Aber auf mein Rennen hatte der Vorfall keinen Einfluss», sagte Meillard gegenüber dem Schweizer Fernsehen.

Das PC-7-Team ist neben der Patrouille Suisse das zweite Vorführteam der Schweizer Luftwaffe. Es umfasst neun Turbopropellermaschinen, die allesamt im Nebenjob von F/A-18-Kampfjet-Piloten geflogen werden.

Offiziell gegründet wurde das PC-7-Team 1989 anlässlich der Jubiläumsfeier «75 Jahre Schweizer Flugwaffe». Gemäss Angaben auf seiner Homepage fliegt es pro Saison an bis zu 15 Veranstaltungen im In- und Ausland.

Das Arbeitsgerät des Kunstflugteams, der Pilatus PC-7 Turbo Trainer, steht bei der Luftwaffe seit 1983 im Einsatz. Insgesamt wurden 28 Maschinen dieses Typs bei den Pilatus-Flugzeugwerken in Stans NW beschafft. 2008 wurden sie komplett modernisiert und in den Landesfarben rot-weiss bemalt. Hauptsächlich wird der zweiplätzige PC-7 für die Grundausbildung der Jetpiloten genutzt.

veröffentlicht: 17. Februar 2017 15:23
aktualisiert: 17. Februar 2017 21:30
Quelle: SDA

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