Keine Schweizer Wünsche

12.12.2015, 08:37 Uhr
· Online seit 12.12.2015, 07:19 Uhr
Heute Samstag um 18.00 Uhr nimmt die EM-Endrunde 2016 Gestalt an. In Paris werden die sechs Gruppen für die Vorrunde ausgelost. Die Schweiz ist in Topf 2.
Leila Akbarzada
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Vor zwei Jahren war es die WM-Auslosung im feucht-heissen Costa do Sauipe an der Atlantikküste Brasiliens, nun ist es die EM-Auslosung im «Palais des Congrès» im winterlich kühlen Paris. Damals herrschte Ferienstimmung im Strandresort, nun begleitet die Terrorangst den Anlass. Das Kongresszentrum an der Porte Maillot gleicht in diesen Tagen einem Hochsicherheitstrakt.

Der EM-OK-Chef Jacques Lambert stellte aber auch in dieser Woche klar, dass weder die Auslosung noch die EM selbst wegen der Terroranschläge in Paris vom vergangenen 13. November in Frage gestellt würden. «Wenn wir das täten, würden wir uns den Regeln der Terroristen beugen.»

Schon vor den Anschlägen vor rund einem Monat war geplant gewesen, dass die Auslosung schnörkellos über die Bühne geht. Eine stundenlange PR-Show wird es nicht geben. In weniger als einer Stunde sollen die sechs Gruppen ausgelost sein. Die Mannschaften aus dem Topf 2, dem die Schweiz angehört, werden am Schluss zugeteilt.

Egal welche Gruppe

Dem Schweizer Nationalcoach Vladimir Petkovic ist es egal, in welche Gruppe sein Team gelost wird. «Ich kümmere mich nicht im Vorfeld über die möglichen Gegner. Lieber befasse ich mich dafür dann umso ausführlicher mit den Teams, welche wir zugelost bekommen.»

Die Schweizer Delegation kann im Gegensatz zur WM-Auslosung vor zwei Jahren in Brasilien dem Anlass in Paris aus logistischen Gründen gelassen entgegenblicken. Diesmal ist es unerheblich, wo die Gruppenspiele letztlich stattfinden. In Frankreich gibt es nicht verschiedene Klimazonen, die Wahl des EM-Quartiers muss nicht je nach Gruppeneinteilung nochmals überdenkt werden. Die Schweiz wird ihr Camp auch dann in Montpellier abhalten, wenn sie alle drei Spiele in der Vorrunde in Zentral- und Nordfrankreich austrägt. Von Montpellier aus dauert der Flug zu jedem der zehn Spielorte weniger als 90 Minuten.

Favoriten in Topf 1

Anders als in Costa do Sauipe ist die Schweiz diesmal nicht mehr als Gruppenkopf gesetzt. Im Topf 1 sind neben Gastgeber Frankreich der Weltranglisten-Erste Belgien, Weltmeister Deutschland, EM-Titelverteidiger Spanien, Portugal mit Weltfussballer Cristiano Ronaldo und England, das in der Qualifikation in der Schweizer Gruppe ohne Verlustpunkt geblieben war. Mit Sicherheit trifft die Schweiz nicht auf den vierfachen Weltmeister Italien, nicht auf Marcel Kollers Österreicher und auch nicht auf Russland, die Ukraine und Kroatien. Diese Lose liegen ebenfalls im Topf 2.

Geringes Leistungsgefälle

Das Leistungsgefälle unter den 24 EM-Teilnehmern ist mutmasslich gering. Die Schweiz wird in keiner Gruppe Aussenseiter auf einen der insgesamt 16 Plätze für die Achtelfinals sein. Aber die Gruppe wird auch auf jeden Fall so zusammengestellt sein, dass ein Scheitern der Schweiz schon in der 1. Phase denkbar ist. Nimmt man etwa die aktuelle FIFA-Rangliste als Parameter, wäre eine Gruppe mit Belgien (1.), Rumänien (16.) und Wales (17.) die härteste. Die dergestalt zusammengesetzte einfachste Gruppe mit Frankreich (25.), Schweden (35.) und Albanien (38.) wäre aber in Tat und Wahrheit wohl schwieriger zu meistern.

«Sowieso keine leichten Spiele»

Vor dem Hintergrund solcher Gedankenspiele ist es verständlich, wenn Petkovic sagt: «Es gibt sowieso keine leichten Spiele, weil an der EM die stärksten Mannschaften von Europa mitmachen.» Heute liegt es in den Händen von vier früheren Europameistern, auf wen Petkovics Team letztlich trifft. Der Tscheche Antonin Panenka (EM 1976), der Deutsche Oliver Bierhoff (1996), der Franzose David Trezeguet (2000) und der Grieche Angelos Charisteas (2004) haben alle einst eine EM entschieden, nun ziehen sie die Lose. Moderiert wird die Auslosung für einmal nicht von einem Model, Popsternchen oder TV-Star, sondern ebenfalls von zwei früheren Fussball-Grössen, die selbst Europameister waren: Bixente Lizarazu und Ruud Gullit.

veröffentlicht: 12. Dezember 2015 07:19
aktualisiert: 12. Dezember 2015 08:37
Quelle: SI

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