Kim Jong Un will USA vor Raketen-Entscheidung beobachten

15.08.2017, 06:27 Uhr
· Online seit 15.08.2017, 00:53 Uhr
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un hat von seinem Militär einen Bericht über Pläne für einen Raketenstart Richtung US-Pazifikinsel Guam erhalten. Bevor er eine Entscheidung treffe, werde er aber die Handlungen der USA noch etwas länger beobachten.
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Die USA sollten zuerst die richtige Entscheidung treffen, zitierte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA Kim am Dienstag. Die USA sollten «durch ihre Handlungen zeigen, ob sie die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verringern und einen gefährlichen militärischen Zusammenstoss verhindern wollen». Kim habe das Militär angewiesen, jederzeit einsatzbereit zu sein, wenn er eine Entscheidung treffe, berichtete KCNA.

Die nordkoreanische Regierung hatte Vorbereitungen für einen Angriff auf die Pazifikinsel Guam angekündigt, wo die USA einen Militärstützpunkt haben. US-Verteidigungsminister Jim Mattis warnte Nordkorea davor, einen Krieg gegen sein Land zu riskieren. «Wenn sie die Vereinigten Staaten unter Beschuss nehmen, könnte sich dies sehr schnell zu einem Krieg zuspitzen», sagte er am Montag vor Journalisten.

Der nordkoreanische Machthaber forderte von den USA ein sofortiges Ende der «arroganten Provokationen» und «einseitigen Forderungen». Bei einem Besuch des Hauptquartiers der Raketentruppen unterstrich er am Montag die Bereitschaft zu einem Angriff auf das US-Territorium Guam.

Die USA spürten bereits «den Strick um den Hals» durch ihren eigenen «rücksichtslosen militärischen »Lärm«, wie KCNA berichtete. Die Amerikaner sollten angesichts der angespannten Lage auf der koreanischen Halbinsel »mögliche Gewinne oder Verluste mit klarem Kopf abwägen".

Um einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel zu verhindern, sollten die Amerikaner als ersten Schritt eine «ordentliche Option» unterbreiten und darauf Taten folgen lassen, sagte Kim. Schliesslich hätten die USA ein gewaltiges nukleares Arsenal rund um Korea aufgestellt.

US-Verteidigungsminister James Mattis warnte Nordkorea erneut davor, die USA anzugreifen. Die USA würden jeden Flugkörper abfangen, der in Richtung US-Boden unterwegs sei, sagte Mattis am Montag in Washington zu mehreren US-Journalisten. «Wenn sie auf die USA schiessen, dann kann das sehr schnell zum Krieg führen», sagte der Ex-General.

Sollte ein Flugkörper US-Boden, etwa auf der Pazifikinsel Guam, treffen, dann sei «Game on», wie Mattis sich ausdrückte. Das bedeutet in etwa soviel wie: «Dann geht es los.» Sollte Nordkorea, wie in Aussicht gestellt, mit Raketen in die Gewässer vor Guam schiessen, dann müsse Präsident Donald Trump entscheiden, wie zu reagieren sei.

Die EU-Staaten wollen derweil ihre diplomatischen Bemühungen für eine friedliche Beilegung der Krise verstärken. Wie die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini am späten Montagabend nach einem Sondertreffen der für Sicherheitsfragen zuständigen EU-Botschafter mitteilte, soll dazu verstärkt die Diskussion mit den früheren Teilnehmern der 2009 abgebrochenen Sechs-Parteien-Gespräche gesucht werden.

Die Gespräche waren 2003 ins Leben gerufen worden, um den Konflikt um das umstrittene nordkoreanische Atomprogramm zu entschärfen. Zu den Teilnehmern gehören neben Nordkorea die USA, China, Russland, Japan und Südkorea.

Als Grund für das EU-Botschaftertreffen galten neben den jüngsten nordkoreanischen Raketentests auch die eskalierenden Spannungen zwischen US-Präsident Donald Trump und der Führung in Pjöngjang. Nordkorea hatte zuletzt gedroht, Raketen in Richtung der Pazifikinsel Guam abzufeuern, auf der die USA einen strategisch wichtigen Militärstützpunkt unterhalten. Zuvor hatte Trump offen wie noch kein US-Präsident vor ihm Nordkorea militärisch gedroht.

Auf die Rolle der USA ging Mogherini in ihrer Stellungnahme zu dem Botschaftertreffen nicht konkret ein. Sie forderte lediglich allgemein eine Deeskalation der Spannungen. Der Führung Nordkoreas drohte Mogherini hingegen weitere Sanktionen an. Angesichts der beschleunigten Fortführung des Atomprogramm werde die EU weitere angemessene Massnahmen und Antworten in Erwägung ziehen, teilte sie mit.

veröffentlicht: 15. August 2017 00:53
aktualisiert: 15. August 2017 06:27
Quelle: SDA

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