Kloten Flyers zu verkaufen

12.03.2016, 15:20 Uhr
· Online seit 12.03.2016, 08:45 Uhr
Im Rink endet Klotens Saison mit einem 0:4 im Playoff-Viertelfinal gegen Davos ernüchternd. Nun droht auf wirtschaftlicher Ebene der nächste und mutmasslich gravierendere Rückschlag.
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Die konkrete Nachrichtenlage ist zwar weiterhin relativ dünn, aber aus Sicht der Flyers inzwischen dennoch alarmierend. Am Tag nach dem sportlichen Out haben diverse Spekulationen über einen zeitnahen Ausstieg der nordamerikanischen Klub-Besitzer kursiert. 24 Stunden später lag als Faktum vor, was der «Blick» prognostiziert hatte: Die kanadische Investoren-Gruppe «Avenir Sports Entertainment» will sich so rasch wie möglich aus der seit Jahren hoch defizitären NLA-Organisation zurückziehen und bietet den Klub offiziell zum Verkauf an.

Knapp elf Monate nach seinem überraschenden Einstieg hat das ASE-Konglomerat um den milliardenschweren Bill Gallacher keine Lust und Geduld mehr, die hohen Verluste weiterhin zu decken - schon früh im ersten Winter unter ihrer Führung zeichneten sich tiefrote Zahlen an. Mit einem Minus von über sieben Millionen Franken ist zu rechnen.

Im Rahmen der ASE-Präsentation in Kloten hatte Gallacher im letzten Frühling ambitionierte Ziele und gute Laune verbreitet: «Unser Ziel ist es, den Verein wieder dahin zu bringen, wo er hingehört: In die obere Ranglistenhälfte der NLA. Unser Management-Team hat grosse Erfahrung mit Turnaround-Situationen.»

Seine Absichten bekräftigte Gallacher unlängst erneut: «Wir planen langfristig. Wir sind sind auch in vier Jahren noch dabei.» Der Investitions-Horizont ist nun aber trotz aller Lippenbekenntnisse markant kürzer. Die beklemmende wirtschaftliche Realität, die permanent sinkenden Zuschauerzahlen, die teils offene Ablehnung gegenüber den neuen Mittel- und Ideengebern, die fehlende Aussicht auf eine absehbare Entspannung der prekären Finanzlage und wohl auch die geringe Wertschätzung der Entscheidungsträger aus Übersee haben zu einem rasanten Meinungsumschwung geführt.

In einem Schreiben geben die in Calgary domizilierten Milliardäre zu, sich beim Projekt in Kloten gründlich verspekuliert zu haben. Der Schlüssel zum Erfolg liege in einer Basis in Kloten. Oder anders formuliert: Ferngesteuertes Hockey-Management funktioniert (auch) im Fall der Flyers nicht. Weshalb die Business-Experten mit dem nicht sonderlich überraschenden negativen Ergebnis im Rahmen ihrer angeblich exakten Buchprüfung offenbar nicht kalkuliert haben, bleibt ihr Geschäftsgeheimnis.

«Eine Struktur mit Fremdbesitzern ist für Kloten nicht die richtige», kommentierten die Kanadier in ihrem Communiqué den geplanten Verkauf der Flyers. Sie würden nun nach einer geeigneten Lösung suchen, die Organisation wieder in die lokale Gemeinde einzubetten. Von einer Verbesserung der Situation ist eher nicht (mehr) auszugehen.

Die Schweizer Beteiligten mochten sich zur heiklen Entwicklung nicht äussern. In der Flyers-Zentrale herrscht Funkstille. Auf der vereinseigenen Internetplattform veröffentlichte der Klub nur die Ausführungen der der ASE-Verantwortlichen. Sean Simpson, als Trainer und Sportchef auf dem Papier der starke Mann der Flyers, übermittelte auf Anfrage per SMS nur, er sei den ganzen Tag über beschäftigt.

Die Nervosität ist greifbar, die Enttäuschung spürbar. Zum zweiten Mal seit der finanziellen Erosion am fatalen Ende der missratenen Ära des abgestürzten Präsidenten Jürg Bircher droht in der Flughafenstadt ein Hockey-Grounding.

Ein überregionaler Nothelfer wie Philippe Gaydoul ist nicht in Sicht. Stattdessen machen wilde Gerüchte die Runde. Von einem (unrealistischen) Umzug ist die Rede, der freiwillige Abstieg in die NLB wird in diversen Foren diskutiert.

veröffentlicht: 12. März 2016 08:45
aktualisiert: 12. März 2016 15:20
Quelle: SDA

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