Umweltorganisationen tadeln Biber-Tötung
Ein Biber sorgt im Fürstentum Liechtenstein seit über zwei Wochen für Schlagzeilen und öffentlich ausgetragene Meinungsverschiedenheiten. Zwei auf Gemeindegebiet von Balzers aufgestellte Biberfallen hatten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt.
Die Fangvorrichtung waren vom Liechtensteiner Amt für Umwelt platziert worden, um die Biber zu entfernen respektive zu verhindern, dass die Tiere sich im Naturschutzgebiet «Hälos» in Triesen ausbreiten und dort die Hochwasserschutzanlage beschädigen. Konkret wurden die Biber eingefangen und danach getötet.
Liechtenstein hat zwei Dutzend Biber getötet
Die Umweltorganisationen WWF St.Gallen und Pro Natura St.Gallen-Appenzell protestierten in einer am Montag verschickten Mitteilung scharf gegen den Umgang mit dem Biber im Fürstentum. Liechtenstein habe in den letzten Jahren zwei Dutzend Biber getötet.
Die beiden Organisationen schrieben, das Vorgehen in Liechtenstein komme «fast schon an eine Massentötung» heran. Das Fürstentum hemme die natürliche Ausbreitung des Bibers auch im Schweizer Teil des Flusssystems Alpenrhein. Erwähnt wird zudem, dass in der Schweiz in den letzten Jahren kein einziger Biber durch Anordnung der Behörden geschossen worden sei.
In einem Monat sechs Biber getötet
Seit Anfang März sind sechs Biber eingefangen und getötet worden, sagt Helmut Kindle, Chef des Liechtensteiner Amts für Umwelt, auf Anfrage von Radio FM1. Das sei nicht die billigste Variante. «Man geht nicht einfach hin und verschiesst einen Biber. Eine solche Übung ist höchst personalintensiv.»
«Müssen uns wirklich Gedanken machen»
Mit einem Abschuss sei das Problem darüber hinaus nicht behoben, der Biber wandere weiter ein und gefährde den Hochwasserschutz. In die malträtierten Anlagen habe man schon etwa eine Million Franken investiert. «Wir haben ein Problem im Land. Wir müssen uns wirklich Gedanken machen, wie wir die Hochwasserschutzanlagen sichern können.» Im Gebiet «Hälos» seien absolut keine Biber tolerierbar.
Schätzungen zufolge leben derzeit 30 bis 40 Biber im Fürstentum. Die Einwanderung begann vor neun Jahren. Der Biber ist geschützt, natürliche Feinde hat er nicht. Gefahr droht ihm einzig von den Behörden, wenn sich der Nager in Hochwasserschutzanlagen aufhält und diese destabilisiert. Dann können die an sich durch die Berner Konvention geschützten Tiere getötet werden.
Projekt-Involvierte sind sich nicht einig
Kritisiert wird vor allem das Fehlen eines Biber-Konzeptes in Liechtenstein. Helmut Kindle ist sich dieser Tatsache bewusst. Die Ursache sei, dass sich die in die Ausarbeitung eines solchen Projekts involvierten Ämter, Umweltorganisationen und Fischer nicht einig geworden seien.
Inzwischen hätten sich verschiedene grundsätzliche Szenarien für den zukünftigen Umgang mit dem Biber abgezeichnet. Diese Szenarien sollen breit diskutiert werden. Kindle dämpft indes zu hohe Erwartungen: Auch ein solches Konzept werde nicht gewährleisten, dass in Zukunft in Liechtenstein keine Biber mehr entnommen werden müssten.
Thema Biber in den TVO-News: