Kunstmuseum zeigt seine altmeisterlichen Schätze

· Online seit 25.09.2015, 15:02 Uhr
Die renommiertesten Museen hätten es gerne in ihrer Sammlung. Der «Kopf des heiligen Sebastian» von Federico Barocci gehört dem Kunstmuseum St.Gallen. Zusammen mit vielen weiteren Schätzen ist es bis zum 22. November in der Ausstellung «Das St.Galler Altmeisterwunder» zu sehen.
René Rödiger
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Der rotblond gelockte Jüngling schaut mit leidend schmachtendem Blick nach oben. Es wirkt dramatisch, gefühlvoll und fasziniert den Betrachter auch mehr als 500 Jahre nach seiner Entstehung. Der Blick des Heiligen Sebastian richte sich zum Kreuz Christi und sei ein emotionaler Appell an die Gläubigen, mit dem Märtyrer mitzuleiden, sagte Matthias Wohlgemuth, Kurator der Ausstellung «Das St. Galler Altmeisterwunder», am Freitag bei einem Medienrundgang.

Mit diesem Bild, einem sogenannten «Modello», habe Federico Barocci die Auftraggeber für den Kreuzigungsaltar für die Sebastiankapelle im Dom von Genua beeindrucken und für sich gewinnen wollen. Der italienische Künstler malte den «Kopf des Heiligen Sebastian» zwischen 1590 und 1595. Es ist eines von sechs ähnlichen Bildern, welche noch erhalten sind.

2008 schenkte es die Sammlerin Annette Bühler dem Kunstmuseum St. Gallen. Das Bild sei eine absolute Rarität, nach der sich die renommiertesten Museen Europas die Finger lecken würden, sagte Museumsdirektor Roland Wäspe.

Im Raum mit dem Titel «Köpfe, Gesichter, Emotionen» sind weitere Leckerbissen italienischer Maler aus der Zeit zwischen Manierismus bis zum Spätbarock zu sehen. Die «büssende heilige Magdalena» wurde von Giovanni Francesco Romanelli gemalt, der auch das monumentale Hochaltargemälde in der St. Galler Stiftskirche schuf. Dieses könne man nur selten aus der Nähe betrachten, weil es sich im vorderen Altarraum der Kathedrale befinde. «Bei uns sind Sie mit einem Werk des Meisters hingegen auf du und du», sagte Wäspe.

Hommage an Spender

Die «büssende heilige Magdalena» ziert auch das Plakat zur Ausstellung «Das St. Galler Altmeisterwunder». Diese dürfe man tatsächlich ein Wunder nennen. In den vergangenen 20 Jahren sei die Sammlung altmeisterlicher Bilder dank grosszügiger Donatorinnen und Donatoren zu einem Schatz gewachsen. «Wir verfügen über eine der bedeutendesten Altmeistersammlungen von internationalem Rang», sagte Wäspe. Die reichhaltige Schau deutscher, niederländischer und italienischer Kunst des 15. bis 18. Jahrhunderts sei eine Hommage an die Spender.

In Hülle und Fülle

Die Ausstellung im oberen Stock des Kunstmusuems ist chronologisch aufgebaut. Jeder der sechs Säle widmet sich einem Thema und ist in einer andern Farbe gestrichen. Der technische Leiter des Kunstmuseums, Urs Bucher, habe mit der Atmosphäre des klassizistischen Gebäudes gespielt und durch «überraschende Settings» eine reizvolle Ausstellung geschaffen, sagte Wäspe.

Das Kunstmuseum St. Gallen gewähre erstmals einen umfassenden Einblick in seine wunderbaren Bestände aus Spätgotik, Renaissance und Barock. Wer alles ansehen will, ist allerdings rasch überfordert. Die Fülle an Gemälden, Druckgrafiken, Skulpturen und Zeichnungen ist überwältigend. Jedes Meisterwerk zu bewundern, ist in einem einmaligen Besuch unmöglich. «Man muss aufpassen, dass man sich hier nicht wie in einem Supermarkt fühlt», sagte Roland Wäspe.

veröffentlicht: 25. September 2015 15:02
aktualisiert: 25. September 2015 15:02
Quelle: SDA

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