Land unter in der Ostschweiz

04.09.2017, 07:39 Uhr
· Online seit 04.09.2017, 06:09 Uhr
Regen, Regen und noch mehr Regen. Am Wochenende blieb wohl kaum jemand trocken - schon gar nicht die Ostschweizer Feuerwehrleute. Sie standen wegen des Hochwassers im Dauereinsatz. Ein Rückblick auf ein verregnetes Wochenende.
Stephanie Martina
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Am Sonntagvormittag regnete es in Teilen der Ostschweiz seit 72 Stunden ohne Unterbruch. Eine kurze Pause gab es lediglich am Samstagnachmittag. Laut SRF Meteo fielen über die letzten drei Tage an einzelnen Orten insgesamt über 200 Liter pro Quadratmeter. Das entspricht einem Fünftel des normalen Niederschlages eines ganzen Jahres. Erst am Sonntagvormittag stabilisierte sich die Lage allmählich. Wir haben dir das Wichtigste aus unserem Regen-Liveticker nochmals zusammengefasst.

Das Rheintal steht unter Wasser

Im Kanton St.Gallen sind dieses Wochenende 670 Notrufe eingegangen - 630 am Samstag und 40 am Sonntag. «Am stärksten war das Rheintal betroffen. Insgesamt 600 Einsätze gab es in dieser Region. Vor allem in den Gemeinden Altstätten, Widnau, St.Margrethen, Heerbrugg, Berneck, Au und Balgach mussten die Feuerwehren häufig ausrücken», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St.Gallen.

Die meisten Einsätze seien sogenannte Wasserwehreinsätze gewesen, bei denen überschwemmte Keller und Garagen ausgepumt werden mussten. Daneben habe die Feuerwehr laut Krüsi auch immer wieder bei überlaufenen Bächen das Material und Geschiebe wegbuxieren müssen, um Schlimmeres zu verhindern.

Laut Wetter-Experte Jörg Kachelmann wurden beim Rheintaler Binnenkanal dieses Wochenende beinahe Rekordwerte gemessen.

Im ganzen Kanton St.Gallen sei es zu rund einem Dutzend kleineren Erdrutschen gekommen. Für die Bevölkerung und Gebäude habe aber keine Gefahr bestanden, sagt Hanspeter Krüsi. Während des ganzen Wochenendes sei es zum Glück auch zu keinem Personenschaden gekommen.

TVO-Beitrag: Das grosse Aufräumen im Rheintal:

Rehetobel von Aussenwelt abgeschnitten

Bei der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden sind übers Wochenende rund 100 Meldungen eingegangen, wie Mediensprecher Hanspeter Saxer sagt. Vielfach hätten die Feuerwehren - wie im Kanton St.Gallen - wegen überschwemmter Keller oder Garagen ausrücken müssen. Daneben sei es zu mehreren Hangrutschen gekommen, weshalb einige Strassen gesperrt werden mussten. Inzwischen sind alle Strassen wieder offen.

Am schlimmsten habe es Rehetobel getroffen. Am Samstag sei das Dorf wegen mehrerer Hangrutsche zwischenzeitlich komplett von der Aussenwelt abgeschnitten gewesen, sagt Saxer. Wie Bilder einer Todayreporterin zeigen, hat der starke und dauerhafte Regen einiges an Boden in Bewegung gebracht und die Erdmasse über die Strassen geschoben.

Mehr Bilder gibt es in der Galerie «Rehetobel, der Tag danach»

Wegen eines Hangrutsches musste auch der Rorschacher TriStar Triathlon, der diesen Sonntag stattfand, umgeleitet werden, weil die ursprünglich gepante Radstrecke zwischen Lutzenberg und Walzenhausen von einem Hangrutsch verschüttet worden war. «Wir haben unseren Athleten vor dem Rennen gesagt, dass sie mit schwierigen Wetterbedingungen rechnen müssen», sagt Organisator Sandro Steimer. Viele hätten die Strecke trotzdem in Angriff genommen, das Rennen allerdings nach der ersten Runde abgebrochen - unter ihnen auch Profis.

Wasserhosen über dem Bosensee

Das Wetter spielte dieses Wochenende auch über dem Bodensee verrückt: Am Sonntagmorgen waren über dem Gewässer Wasserhosen zu sehen.

Thurgau blieb verschont

«Der Wasserstand der Thur ist zwar nach wie vor hoch, sie hat diese Nacht aber keine grösseren Schäden angerichtet», sagt Daniel Meili, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau am Sonntagmorgen. Am Samstagabend habe noch ein Keller ausgepumpt werden müssen, seither seien keine Hochwassermeldungen eingegangen.

Böötle auf überflutetem Fussballplatz

Manche machten einfach das Beste aus der Situation: Wie etwa die Fussballer des FC Rebstein. Denn auf dem überschwemmten Fussballplatz war nicht ans Tschutten zu denken, dafür aber ans Fischen.

Doch nicht nur die Fussballer des FC Rebstein mussten ihre Wochenendpläne kurzfristig ändern. Auch die Vorhaben anderer sind wortwörtlich ins Wasser gefallen. Wer im Rheinpark in St.Margrethen einkaufen wollte, bekam ziemlich nasse Füsse.

Unten Tropfen, oben Schnee

Während es im Rheintal wie verrückt regnete, hat es auf dem Säntis geschneit - und zwar ordentlich. 20 Zentimeter Neuschnee hat es gegeben und es schneit weiterhin, wie die Säntis Schwebebahn auf Anfrage sagt.

Erneute Schauer ab Mitte Woche

Am Sonntagnachmittag liess sich dann an vielen Orten in der Ostschweiz endlich wieder die Sonne blicken. Mit dem Regen dürfte es vorläufig erst einmal vorbei sein. Wie Cédric Sütterlin von MeteoNews sagt, gibt es am Montag und Dienstag freundliches Wetter bei Temperaturen bis zu 24 Grad. Laut Sütterlin regnet es am Mittwoch und Donnerstag aber bereits wieder. «Aber zum Glück nicht mehr so viel wie die letzten Tage.»

veröffentlicht: 4. September 2017 06:09
aktualisiert: 4. September 2017 07:39
Quelle: red.

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