Liebe Politiker, Eure Wahl-Werbung macht mich fertig!

21.09.2016, 17:15 Uhr
· Online seit 21.09.2016, 13:42 Uhr
Gib! Mir! Deine! Stimme! Parteien und ihre Kandidaten buhlen dieser Tage um die Gunst der Wählerinnen und Wähler. Nach den Plakat-Wäldern am Strassenrand überrollt uns die Prospekte-Flut direkt vor der Haustür. Das papierene Treibgut in unseren Briefkästen birgt die eine oder andere Kuriosität. Wer sucht, der findet.
Andreas Forster
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In den Kommunen wird gewählt und das will beworben werden. Die Slogans sind dumpf und abgenutzt, die Prospekte und Flyer vielfach fremd von jedem Geschmack. Das Umami der Wahlwerberei. Wo mit Bratwürsten, Regenbögen und dicken Tauen geworben wird, hört der Spass auf. Andreas Forster findet: Im Gegenteil! Der Fun-Faktor ist hoch.

1. Was macht die Wurst da?

Liebe FDP der Stadt St. Gallen. „Politik ist uns nicht Wurst“, so euer Slogan. St. Gallen und Wurst? Da war doch was? Ahhh...! Genau! Bratwürste gehören zur Gallus-Stadt wie die Läckerli zu Basel. Danke, dass ihr ein korrekt gegrilltes Exemplar zusätzlich auf diesen Prospekt gedruckt habt. Man könnte den Slogan ja eventuell nicht verstehen. Clever! Frech auch die Portrait-Fotos eurer Kandidatinnen und Kandidaten (siehe Bildergalerie). Da habt ihr einen trendy Foto-Filter ausgewählt. Wirklich. Ist so ein bisschen „söuschel miidia“-mässig. Was Facebook kann, könnt ihr schon lange. Gut nachgemacht, ist beinahe selbst erfunden.

2. Was macht der Regenbogen da?

Liebe Grünliberale der Stadt St. Gallen. Ich mag euern Prospekt. Ehrlich. Der macht was her. Auch wenn St.Gallen keine richtige Skyline besitzt, ihr lässt es mich glauben. Chic. Euer Grafiker setzt glücklicherweise keine Bratwurst auf den dunkeln Schatten-Umriss des Doms. Danke dafür! Doch der Regenbogen musste wohl sein. Was wollt ihr damit sagen? In St.Gallen gibt es mehr Regen als Bratwürste? Die Raiffeisen-Bank versteckt noch ein paar Töpfe voller Gold am Ende des Bogens? Oder soll St.Gallen einfach „regenbögeliger“ werden? Wäre eine gute Sache! Eine Erklärung bleibt ihr uns schuldig. Bei Regenbögen denke ich als Jung-Vater sowieso an Einhörner und den Kinderkanal. Kennt ihr „Rainbow Dash“?

3. Was macht der Beat Tinner da?

Lieber Beat Tinner, Gemeindepräsident von Wartau. Seit vielen Jahren bist du der Boss. Du bist der „Chief“ in deiner „Hood“. Gratulation dazu. Du willst es nochmals wissen. Amerika und sein Politsystem können dir getrost den Buckel runterrutschen. Spätestens nach acht Jahren ist bei den Amis Schluss mit „Commander in Chief“, die begrenzte Amtsdauer will das so. Du ziehst nochmals in den Kampf, und dafür ziehst du auch kräftig am Seil. Denn du hast alles im Griff. Du hängst dich mit deinen „Gspähnli“ so richtig rein. Tolles Team. Wer hatte die Idee für diesen Wahlprospekt? Entlass’ ihn baldmöglichst! Seilziehen als Symbolbild für politische Kraft und Stärke. Zeter und Mordio: 3, 2, 1... Ziiiiiiiiiehhhhhhhh!

4. Was macht diese Unterschrift da?

Liebe Politiker der Stadt Wil. Das nenne ich volksnah. Das ist persönlich. Ihr zückt den Kugelschreiber und schickt handgeschriebene Grüsse an eure potenziellen Wähler. Das erinnert jedoch an die Weihnachtskarte meines Garagisten. Ein Dankesschreiben für die Kundentreue. Mehr ist es leider nicht. Klebt wenigsten noch ein rotes Schoggi-Herz dazu, oder einen „Fünfliber“ wie früher bei Grossmutter. Oder einen Gratiseintritt für das Bergholz. Äh sorry...! IGP Arena! Der FC Wil kann im Moment jegliche moralische Unterstützung gebrauchen. Egal von welcher Partei.

5. Was machen die Palmen da?

Liebe SVP der Stadt Wil. Zuerst ein Rüffel an euer kantonales Mutterhaus. Was ist mit den lustigen Flyern der letzten Jahre passiert? Wo sind die „fetzigen“ Slogans geblieben? Nun gibt’s sowas: „Durch und durch bürgerlich“ oder „SVP – ein sicherer Wert“. Das kickt nicht. Das ist handzahmer als jede CVP-Kampagne. Jetzt steht ihr – liebe Kreispartei Wil - vor billigen Baumarkt-Palmen und schaut lächelnd in die Linse. Hat der Stift die Deko ausgesucht? Das könnt ihr doch besser! Mobilisiert doch euer Eigengewächs! „Luki“ Reimann hilft gerne. Ein sicherer Wert – durch und durch.

Und zum Schluss: Sollte es mit der Wahl am Sonntag trotzdem klappen, wünschen wir allen Gewinnern eine rauschende Wahlparty!


veröffentlicht: 21. September 2016 13:42
aktualisiert: 21. September 2016 17:15

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