«Marktfrisch» ist nicht gleich marktfrisch
Als «Marktfrisch» werden diese Woche in einer Migros-Filiale in der Schweiz weisse Spargeln angeboten. Das Gemüse kommt allerdings aus Peru, wie ein Tweet zeigt. Für Kunden, die darauf achten, saisonale Produkte einzukaufen, ist das nicht nachvollziehbar. «Immer weniger kennen Kunden noch den alten Küchenbrauch vom Saison-Gemüse», kommentiert ein Twitter-User. «Ich fänds auch okay, wenns ein paar Monate lang keine Erdbeeren, Spargeln oder Mangos gäbe.» Doch offenbar wollen viele nicht auf die volle Auswahl verzichten - koste es, was es wolle.
Das Schöne an diesen "marktfrisch" aus Peru eingeflogenen Spargelspitzen im @migros ist, dass sie bereits in Plastik eingeschweisst sind. So kann ich mir an der Kasse die 5 Rappen fürs Säcklein sparen und meinen Beitrag an die Umwelt leisten. #grünesM pic.twitter.com/k5rkZiBAdr
— ... and behold (@andbhold) January 29, 2018
Marktfrisch ist wie frisch vom Markt
Die Migros nutzt in der ganzen Schweiz verschiedene Marken zur Kennzeichnung von Gemüse und Früchten. Eine davon ist «Marktfrisch». «Frisches Gemüse wird mit dem Begriff ‹Marktfrisch› ausgezeichnet. Marktfrisch bedeutet bei uns, dass das Produkt wie auf dem Markt frisch zum Kunden gelangt», sagt Nico Canori, Mediensprecher der Migros Ostschweiz. Dies bedeutet nicht zwingend, dass das Produkt regional ist. «Wie auf dem Markt gibt es auch Import-Produkte.»
Neu gibt es bei der Migros Früchte und Gemüse mit dem Aufdruck «Fresca». Das Siegel umfasst das Breitensortiment. «Die Produkte kommen nicht aus Übersee, ansonsten ist damit die ganze Breite gemeint.» Auch bei Coop gibt es Labels wie «Bio», «Primagusto» oder «Miini-Region».
Produkte von der geografisch nächstgelegenen Region
Die Migros kauft Produkte aus anderen Kontinenten ein, wenn sie bei uns nicht wachsen oder gerade nicht Saison sind. Dazu gehören nebst den Spargeln aus Peru auch Avocados, Melonen, Mangos oder Bananen. «Dabei hat die Migros den Grundsatz, dass die Produkte aus der geografisch nächstmöglichen Destination kommen», sagt Nico Canori. Hat ein Produkt in der Schweiz Saison und ist es verfügbar, kommt es also aus dem Land.
Wenn aber jemand im Winter Tomaten, Peperoni oder Gurken kaufen will, kann er dies auch. «Wir wollen den Kunden das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Sortiment zur Verfügung stellen. So können sie selbst entscheiden, was sie kaufen möchten.»
Nachfrage siegt über Öko-Bilanz
Das Flugzeug, in dem die Spargeln liegen, legt tausende Kilometer zurück, bis es in der Schweiz ist und braucht dabei ordentlich Treibstoff. Gleich geht es auch dem Lastwagen, der die Tomaten aus Spanien in einem gekühlten Anhänger herbringt. Im Winter, wenn in der Schweiz vor allem Kohl und Rüben geerntet werden, weichen viele Kunden gerne auf die Produkte aus dem Ausland aus. Das wissen auch die Detailhändler. «Uns ist die Wahlfreiheit der Kunden sehr wichtig. Als Vollsortimenter bieten wir daher eine grosse Vielfalt an Produkten an», schreibt Alena Kress, Mediensprecherin bei Coop.
In der Werbung aber sieht man, wie Migros und Coop für ihre Nachhaltigkeit einstehen und die Welt - oder zumindest die Schweiz - besser machen wollen. «Wir setzen Schwerpunkte auf saisonale und regionale Sortimente», sagt Nico Canori. Genau so sieht es auch Coop. «Wir engagieren uns sowohl in der Schweiz wie auch im Ausland für umweltschonende Herstellungsmethoden», sagt Alena Kress.
Ökologische Verantwortung hin oder her - die Nachfrage der Konsumenten nach Spargeln aus Peru und Melonen aus Brasilien ist offenbar auch im Winter vorhanden. Und was der Kunde kaufen will, das wird ihm, zumindest im Supermarkt, auch angeboten.