Mehrere Dörfer in Schutt und Asche

27.10.2016, 08:31 Uhr
· Online seit 27.10.2016, 05:44 Uhr
Zwei schwere Erdbeben haben am Mittwochabend Mittelitalien erschüttert. Aus mehreren Ortschaften wurden schwere Schäden gemeldet. Der Zivilschutz meldete am frühen Morgen, die Situation sei weniger dramatisch als anfangs befürchtet.
Fabienne Engbers
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Die Beben ereigneten sich zwei Monate nach dem schweren Beben vom August mit fast 300 Toten. Das erste Erdbeben ereignete sich um 19.10 Uhr in der Nähe der Ortschaft Visso in der Region Marken und hatte gemäss der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 5,5. Das zweite Beben erschütterte die Erde zwei Stunden später und hatte gemäss USGS eine Stärke von 6,1. Das italienische Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) gab die Stärken der beiden Beben mit 5,4 und 5,9 an.

Weitherum gespürt

Die Erschütterungen waren in beiden Fällen auch in der Hauptstadt Rom zu spüren. Italienische Medien berichteten, das zweite Beben sei von Venedig im Norden bis nach Tarent im äussersten Süden des Landes zu spüren gewesen. In Rom wie in den Städten Pescara, L'Aquila und Ancona rannten Menschen wegen der Erschütterungen aus ihren Häusern.

Bis anhin zwei Verletzte bekannt

«Im Moment gibt es zwei Verletzte in Visso», teilte der italienische Zivilschutz am Mittwochabend mit. Auch Einstürze und Schäden seien gemeldet worden. Die Ortschaften, die dem Epizentrum des ersten Bebens am nächsten liegen, sind laut Zivilschutz Castel Sant'Angelo sul Nera, Visso, Ussita und Preci. Es gebe bisher aber keine Meldungen über Tote. Zwei Spezial-Teams suchten nach möglichen Vermissten.

Unser Dorf ist am Ende

«Viele Häuser sind eingestürzt, unser Dorf ist am Ende», sagte der Bürgermeister von Ussita, Marco Rinaldi, dem italienischen Fernsehen. Wahrscheinlich gebe es aber keine Opfer. Das zweite Beben sei «schrecklich» gewesen, berichtete Rinaldi. Er habe noch nie so starke Erschütterungen gespürt. «Glücklicherweise waren alle nach dem ersten (Beben) schon draussen.»
«Es gibt keinen Strom mehr. Es gibt sicher Einstürze, das ist wirklich hart», sagte der Bürgermeister des 300-Einwohner-Dorfes Castel Sant'Angelo sul Nera, Mauro Falcucci, dem Sender Sky Tg24. Hinzu komme, dass es in Strömen regne.

Hier sieht man, welche Schäden das Erdbeben angerichtet hat.

Kirche zerstört

Der Erzbischof von Spoleto-Norcia, Renato Boccardo, teilte laut italienischen Medien mit, dass die Kirche San Salvatore in Campi di Norcia, rund 20 Kilometer südlich von Visso, nicht mehr existiere. "Der Bürgermeister von Visso, Giuliano Pazzaglini, sagte im Fernsehen, die Telefonverbindungen in seinem Ort seien wiederhergestellt. Im Fernsehen waren allerdings Bilder von Trümmern vor einer Kirche in Visso zu sehen.

Schulen geschlossen

Wegen der Erdbeben bleiben am Donnerstag mehrere Schulen in mittelitalienischen Städten, darunter Perugia, Terni, Ascoli Piceno und Assisi, sowie L'Aquila geschlossen. «Die Sicherheit aller Schulen müsse überprüft werden», berichtete der Bürgermeister von L'Aquila, Massimo Cialente. 2009 hatten Erdstösse Teile von L'Aquila verwüstet, damals gab es 306 Tote.

Die nun besonders stark betroffene Region liegt in der Nähe von Amatrice. Dort waren nach dem Erdbeben vom 24. August die meisten der fast 300 Todesopfer zu beklagen gewesen. Das Beben hatte damals eine Stärke zwischen 6,0 und 6,2. Es richtete Sachschäden in Höhe von rund vier Milliarden Euro an.

Laut INGV besteht ein Zusammenhang zwischen den Beben vom Mittwoch und dem Beben im August. «Die Nachbeben können lange dauern, manchmal Monate», sagte der Geologe Mario Tozzi im italienischen Fernsehen.

veröffentlicht: 27. Oktober 2016 05:44
aktualisiert: 27. Oktober 2016 08:31

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