Mein verzweifelter Versuch, EM-Tickets loszuwerden

16.06.2016, 06:14 Uhr
· Online seit 16.06.2016, 06:10 Uhr
Unser Redaktor hat für den Fall einer Schweizer Viertelfinal-Qualifikation an der EM in Frankreich vier Tickets gekauft. Freude daran hat er nicht, im Gegenteil. Die Plätze werden voraussichtlich leer bleiben, bezahlen muss er trotzdem.
Dumeni Casaulta
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Die Situation ist völlig absurd: Alle wollen EM-Tickets, ich habe welche und ärgere mich aber grün und blau. Ich kann nicht hingehen - und damit kommen auch meine drei Freunde nicht ins Stadion. Doch damit nicht genug. Weiter- oder zurückgeben kann ich die Tickets nämlich auch nicht.

Aber von Anfang an: Als sich die Schweiz für die EM in Frankreich qualifizierte, war für mich klar: Da muss ich hin, wenn es mir irgendwie gelingt an Tickets zu kommen. In der Euphorie habe ich mich für alle Gruppenspiele und mögliche Achtel- und Viertelfinalspiele um Tickets beworben. Und siehe da: Ich bekam den Zuschlag für Viertelfinal-Tickets - vorausgesetzt, die Schweiz qualifiziert sich.

Gute Sache, dachte ich mir, da ich mich auf der sicheren Seite wähnte. Die Regelung bei der UEFA ist die Folgende: Man bezahlt die Tickets und kriegt einen personalisierten Voucher. Qualifiziert sich die Mannschaft für das Viertelfinale, kann man den Voucher am Austragungsort des Spieles gegen die Tickets eintauschen. Scheidet die Schweizer Mannschaft vorher aus, kriegt man das Geld zurück.

Nun denn, als ich vor einigen Wochen den Voucher zugestellt bekam, setzte ich mich erstmals mit der Frage auseinander, wann denn diese Viertelfinals sein werden. Ich ging davon aus, dass ich problemlos zwei, drei Tage freinehmen kann. Ich musste allerdings feststellen, dass die Viertelfinals ausgerechnet an diesem einen Wochenende sein werden, an dem ich verhindert bin. Merde! Es sei denn, die Schweiz qualifiziert sich für's erste Viertelfinale am Donnerstag (30.6.16).

Umtauschen oder umschreiben unmöglich

Dieses Pokerspiel war mir zu riskant, kostet ein Ticket doch rund 100 Franken. Seither bemühe ich mich, die Tickets loszuwerden. Ein Ding der Unmöglichkeit, wie ich feststellen musste. Das Problem: Nur der Antragsteller kann die Tickets abholen, am Austragungsort und bei Vorweisen eines Ausweises. Zu Deutsch: Wenn ich nicht gehen kann, kommen auch meine drei Begleiter nicht ins Stadion.

Da das Wiederverkaufsportal seit Ende März geschlossen ist, seien Umtausch, Verkauf oder Stornierung unmöglich, schreibt die UEFA auf meine Anfrage. Und weiter: «Es ist nicht möglich, die Tickets an eine andere Person zu übertragen oder umschreiben zu lassen.» Wie in den allgemeinen Geschäftsbedingungen geregelt, müsse der Antragsteller persönlich im Stadion sein. «Die Gäste können nicht ohne den Antragsteller zum Stadion gehen.»

Leere Plätze im Stadion

Qualifiziert sich die Schweiz für das Viertelfinale, werden im Stadion also voraussichtlich mindestens vier Plätze leer sein. Ärgerlich, würden doch bestimmt Hunderte andere Personen gerne hingehen. In meinem Fall gilt wohl: selber Schuld. Hätte mich früher mit der Agenda des Turniers befassen sollen.

Aber was ist mit Personen, die kurzfristig nicht selber zum Spielort anreisen können? Mit Leuten, die einen Unfall hatten, die krank sind, bei denen eine Person aus dem näheren Umfeld vor dem Spiel verstorben ist? Diese Frage hätte ich gerne von der UEFA-Medienabteilung beantwortet gehabt. Seit meiner Anfrage vor fünf Tagen habe ich aber nichts gehört. Es scheint fast, als hätte die UEFA selber keine Antwort auf diese Fragen.

Offene Fragen

Dass die UEFA mit der Personalisierung von Tickets gegen den Schwarzmarkt vorgehen will, finde ich löblich. Geht das in diesem Fall aber nicht auf Kosten der Falschen? Ist der Aufwand, ein Voucher umzuschreiben so riesig? Ist es das wert, wenn nachher möglicherweise Dutzende Plätze bei den Viertelfinalspielen leer bleiben? Plätze die von Fans besetzt würden, nicht von Sponsoren, wohlgemerkt.

Fragen, die jeder für sich selbst beantworten soll. Ich für meinen Teil habe meine Schlüsse gezogen und werde bei der UEFA keine Tickets mehr bestellen.

veröffentlicht: 16. Juni 2016 06:10
aktualisiert: 16. Juni 2016 06:14

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