Milena Moser vermisst das Gehetze in der Schweiz nicht
Zu Beginn habe sie noch nicht gewusst, was sie mit dieser neu gewonnene Freiheit anfangen sollte: «Ich befand mich in einem luftleeren Raum», gestand die 52-jährige Schriftstellerin der «Schweizer Familie», die sie in ihrem neuen Heim in Santa Fe besuchte.
In der Schweiz sei sie von Termin zu Termin gehetzt. «Ich bin durch mein Leben galoppiert.» Nie hätte sie einen Zug verpassen und zu spät an eine Lesung kommen wollen. «Einmal rannte ich mit Nasenbluten durch Aarau, um ja pünktlich zu sein. Die Leute schauten mich an, als glaubten sie, ich sei verprügelt worden.»
Solche Situationen seien absurd gewesen. Heute sage sie sich: «Jenu, kommst du eben später.» Zum ersten Mal habe sie das Gefühl, ihr Leben gehöre tatsächlich ihr. Zu schaffen mache ihr einzig die grosse Distanz zu ihren beiden erwachsenen Söhnen. «Wir tauschen uns aber regelmässig per Videotelefonie aus.»