Mit Gratis-ÖV gegen den Smog im Tessin

30.01.2017, 18:20 Uhr
· Online seit 30.01.2017, 10:00 Uhr
Das trockene Wetter der vergangenen Wochen hat im Tessin zu einem Smog-Alarm geführt. Die Behörden griffen deshalb am Montag zu noch drastischeren Massnahmen als den bereits verordneten Tempolimiten: Nun gelten Verbote für alte Dieselfahrzeuge und der ÖV wird gratis.
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Da mindestens bis Donnerstag mit keiner Wetteränderung gerechnet werden kann, zog das Tessiner Raumdepartement am Montagnachmittag die Schrauben weiter an:

Ab Dienstag dürfen ältere Dieselmodelle mit hohen Schadstoffemissionen nicht mehr auf den Kantons- und Gemeindestrassen unterwegs sein. Ab den frühen Morgenstunden können die Tessinerinnen und Tessiner ausserdem die regionalen öffentlichen Verkehrsmittel gratis benutzen. Ausgenommen sind nur die Fernzüge Intercity und Eurocity.

Bereits seit Montagmorgen gilt ein Tempolimit von 80 Stundenkilometern auf der A2 zwischen Chiasso und Rivera. Dasselbe gilt für die Autostrasse zwischen Mendrisio und Gaggiolo.

Weiter darf in öffentlichen Gebäuden des Kantons im Sottoceneri nicht über 20 Grad geheizt werden, wenn diese mit Öl oder Feststoffen wie Holz oder Pellets geheizt werden.

Zudem wird die Bevölkerung dazu aufgerufen, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, zu Fuss zu gehen oder mit dem Velo zu fahren. Sollten Autofahrten unvermeidlich sein, sollten Mitfahrerinnen oder Mitfahrer gesucht werden, die dieselbe Strecke zurücklegten, heisst es in der Mitteilung. Weiter helfe ein moderater Fahrstil, um schädliche Emissionen zu verringern.

Auch der Verzicht auf Chemineefeuer oder Feuer im Schwedenofen hilft gemäss den Behörden, die Luftverschmutzung zu reduzieren.

Der maximal erlaubte Feinstaub-Wert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m3) wurde Ende vergangener Woche zwischen Biasca und Chiasso weit überschritten. Am stärksten betroffen sind das Mendrisiotto im Süden des Tessins sowie die Vedeggio-Ebene, wo die Messstation in Bioggio 105 μg/m3 anzeigte.

Die Belastung der Luft mit winzigen Staubteilchen (PM10) ist heute eine der «grössten Herausforderungen für die Schweizer Luftreinhalte-Politik», schreibt das Bundesamt für Umwelt (BAFU) auf seiner Webseite. Besonders im Winter litten Städte und verkehrsnahe Gebiete unter zu hohen Feinstaub-Belastungen.

Der Feinstaub setzt sich aus Partikeln zusammen, die durch Verbrennungsprozesse ausgestossen werden. Dazu mischt sich der Abrieb von Reifen, Bremsen und Strassenbelag. Hinzu kommen sekundäre Partikel, welche sich erst in der Luft aus gasförmigen Vorläuferschadstoffen bilden.

Als Feinstaub oder PM10 werden Partikel bezeichnet, deren Durchmesser weniger als zehn Tausendstel-Millimeter beträgt. Deshalb können diese giftigen Partikel tief in die feinsten Verästelungen der Lunge eindringen. Folgen können Husten und Atemnot bis hin zu Lungenkrebs sein.

veröffentlicht: 30. Januar 2017 10:00
aktualisiert: 30. Januar 2017 18:20
Quelle: SDA

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