«Mit dem Heli zum Golf ist für Protzer»

· Online seit 02.03.2017, 09:21 Uhr
Helikopter landen neben dem Golfplatz in Lipperswil und laden die Chefetage zum nachmittäglichen Vergnügen auf dem Golfplatz aus. Ein offizieller Heli-Landeplatz soll dies vereinfachen, Anwohnern und golfbegeisterten Unternehmern ist der Heli-Landeplatz ein Dorn im Auge.
Fabienne Engbers
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Die Reichen und Schönen wollen am Wochenende golfen, die Lipperswiler möchten sich auf ihrem Sitzplatz entspannen und die Stunden an der Sonne geniessen. Bis jetzt klappte das ganz gut. Ein Helikopter-Landeplatz könnte die Ruhe in der kleinen Gemeinde mit grossem Golfplatz aber stören. Der Golfclub wolle damit «blöffen», ein Bedürfnis sei nicht vorhanden, finden die Golfer aus den höheren Rängen.

Manager haben kein Interesse an Heli-Landeplatz

Die Bilanz stellt jedes Jahr die 400 besten Golfer in  den Schweizer Chefetagen vor. Im Golf-Ranking kamen letztes Jahr auch zwölf Männer und Frauen vor, die in Lipperswil den Golfschläger schwingen, darunter beispielsweise die SBB-Chefin Monika Ribar.

Jene Manager, die FM1Today Auskunft geben wollten, sind an einem Heli-Landeplatz nur mässig interessiert. «Das kann ich fast nicht glauben, das wäre ein bisschen übertrieben», findet Eugen Müller, Teilhaber der Vermögensverwaltung Soundcapital. Er ist nicht allzu oft auf dem Golfplatz, aber doch ab und an.

«Sehe das Bedürfnis nicht»

Auch Peter Schifferle, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Frauenfelder Firma Sia Abrasives, ist ein begeisterter Golfer. Mit dem Heli würde er allerdings nicht nach Lipperswil. Während seiner Zeit auf dem Golfplatz ist es noch nie vorgekommen, dass ein Heli in Lipperswil gelandet ist. «Ich sehe das Bedürfnis nicht, dass jemand die kurzen Strecken in der Schweiz mit einem Helikopter zurücklegen sollte», sagt Peter Schifferle.

«Das ist alles nur Show»

«Jene, die mit dem Heli zum Golfplatz kommen wollen, sind nur scharf auf einen grossen Auftritt», findet Kurt Weber, Unternehmer und leidenschaftlicher Golfer. Er hat bereits mehrere grosse Golfturniere in Lipperswil organisiert. «Zwei Mal wollte ein Gast mit dem Heli kommen, da der Golfplatz sowieso für uns reserviert war, konnten die Gäste dann auf dem Platz landen.» Wirklich gebraucht hätte es den Heli nicht, er sollte den Gästen nur einen grossen Auftritt verschaffen.

So würde es auch sein, wenn der Golfplatz seinen eigenen Heli-Landeplatz hat. «Ich finde es lächerlich, einen separaten Landeplatz für einen Heli zu bauen, nur damit ein klitzekleiner Teil der Golfer die nötige Aufmerksamkeit bekommt», sagt Weber. Er selbst werde weiterhin mit dem Auto vorfahren. «Baut man einen Heli-Landeplatz, ist jeder investierte Franken für die Katz. Man würde das Geld besser für ein paar zusätzliche Parkplätze nutzen.»

Als Golfspieler würde sich Kurt Weber über einen lärmenden und Staub aufwirbelnden Helikopter nerven. «Der Lärm von der Autobahn nebenan reicht bereits.» Auch dieses Jahr wird Weber wieder ein Turnier auf die Beine stellen. «Es kommt aber sicherlich niemand mit dem Heli», sagt er.
Soll in Lipperswil ein Golfplatz gebaut werden?

Bis jetzt landete der Heli auf der Wiese

Anwohner erzählten der Thurgauer Zeitung, es seien bereits letztes Jahr einige Helis neben dem Golfplatz auf einer Wiese gelandet. «Das war immer sehr laut», sagt eine anonyme Anwohnerin. Ausserdem wurde dabei Staub aufgewirbelt, der die Anwohner störe. Deshalb haben einige Lipperswiler offenbar Einsprache gegen das Baugesuch eingereicht. «Wir wohnen auf dem Land und nicht in Dubai», begründet eine Anwohnerin ihre Entrüstung.

Der Golfclub Lipperswil wollte bis anhin keine Stellung nehmen.

So präsentiert sich der Golfplatz Lipperswil:

https://www.youtube.com/watch?v=n62W4RCBfss

Helis werden Wohngebiet nicht überfliegen

Der Gemeindepräsident von Wäldi, Adrian König, versucht, die aufgewühlten Anwohner zu beruhigen. «Die Helis werden von der Autobahn her und nicht übers Wohngebiet anfliegen», sagt er. Der Gemeinderat spricht sich im Grunde genommen für den Landeplatz aus, sofern ein Bedarf dafür nachgewiesen werden kann. «Ausserdem soll das Ganze in einem vernünftigen Rahmen bleiben und kein Flugplatz werden», sagt König.

veröffentlicht: 2. März 2017 09:21
aktualisiert: 2. März 2017 09:21

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