Moderator löst mit Gewehr Polizeieinsatz aus

06.09.2017, 13:11 Uhr
· Online seit 05.09.2017, 15:58 Uhr
Damit hätte Radio-24-Moderator Dominik Widmer nicht gerechnet: Als er letzte Woche in Zürich ans Obligatorische Schiessen ging, verursachte er einen Grosseinsatz der Polizei.
Laurien Gschwend
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In der vergangenen Woche dürfte manch einer mit dem Sturmgewehr auf den Strassen unterwegs gewesen sein. Bis Ende August konnten die Angehörigen der Armee das Obligatorische Schiessen absolvieren. Dominik Widmer, Moderator der Morgenshow von Radio 24, gehörte zu jenen, die bis zum letzten Termin gewartet hatten. «Ich habe das Gewehr in meinem Keller geholt, habe es um den Rücken gebunden und bin damit zur Radio-24-Garage geradelt, um dort das Auto abzuholen und ins Schützenhaus zu fahren», schildert er die Situation.

Das Heikle daran: Die Garage von Radio 24 befindet sich unter der «KV Business School» in Zürich. «Als die Schüler sahen, wie ich mit dem Sturmgewehr in die Garage fuhr und nicht mehr herauskam, informierten sie den Rektor. Dieser rief den internen Krisenstab auf.» Beamte der Stadtpolizei Zürich suchten das Gebäude während zwei Stunden ab und suchten den «Mann mit dem Sturmgewehr».

«Dumm, aber nicht verboten»

Widmer brachte nichtsahnend das Obligatorische Schiessen hinter sich. «Als ich fertig war, merkte ich, dass die Polizei mehrfach versucht hatte, mich anzurufen.» Anschliessend konnte geklärt werden, dass der ominöse «Mann mit dem Sturmgewehr» keine bösen Absichten hatte.

«Das Ganze tat mir wahnsinnig leid. Gleichzeitig fand ich verrückt, dass wir in einer Zeit leben, in der immer vom Schlimmsten ausgegangen werden muss», sagt der Radiomoderator. Die Schüler und der Rektor hätten richtig reagiert. Er zieht seine Lehren aus dem Fall: «Ich werde sowas nie wieder tun.» Seine Aktion sei «sehr dumm» gewesen, wenn auch nicht verboten.

Arzt betritt Spital mit Sturmgewehr

«Wir haben immer wieder mit solchen Vorfällen zu tun, dieses Jahr sind es bedeutend mehr», sagt Marco Cortesi, Medienchef der Zürcher Stadtpolizei. Jeden Monat rufe im Durchschnitt jemand an, der sich aufgrund einer Person mit Sturmgewehr unbehaglich fühle. Es komme immer wieder vor, dass bewaffnete Männer im Tram gemeldet werden. Einmal sei ein Arzt mit seinem Sturmgewehr ins Spital spaziert und hätte damit einen Grosseinsatz ausgelöst.

«Wir verstehen, wenn eine solche Situation Ängste auslöst. Wir sind froh, wenn uns die Leute kontaktieren.» So seien die Einsatzkräfte schnell vor Ort, wenn der Hintergrund ein ernsterer wäre als das Obligatorische Schiessen.

Cortesi ist überzeugt, dass es sich um ein städtisches Problem handelt. «Auf dem Land ist stärker verankert, dass die Leute mit dem Gewehr in den Schiessstand gehen.» Aufgrund der aktuellen Ereignisse in Europa sei die Bevölkerung stärker auf Gefahren sensibilisiert.

«Absolut kein Problem» im FM1-Land

Die Kantonspolizei St.Gallen rückt etwa drei bis vier Mal im Jahr wegen solcher Fälle aus. «Meist handelt es sich um Jungschützen, die zu Fuss oder mit dem Velo zum Schiessstand unterwegs sind», sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi. Die Schweizer Schützenvereine seien eine lange Tradition. Wenn die Wehrmänner ihre Waffen zu Hause hätten, sei es logisch, dass sie verschiedene Transporte machen müssen. «Wir müssen damit leben, dass sie in Zivil in den Schützenstand gehen. Das stellt für uns absolut kein Problem dar.»

Als Paul Broger, Mediensprecher der Innerrhoder Kantonspolizei, vom Zürcher Fall von letzter Woche hört, muss er lachen. «Mir ist nicht bekannt, dass es in Appenzell je zu einer solchen Situation gekommen ist.» Auch Roman Kohler, Mediensprecher der Stadtpolizei St.Gallen, kann sich nicht erinnern, wann zum letzten Mal jemand aufgrund eines Mannes, der auf dem Weg zum Obligatorischen war, angerufen hat.

veröffentlicht: 5. September 2017 15:58
aktualisiert: 6. September 2017 13:11
Quelle: lag

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