Muolen singt die neue Nationalhymne

· Online seit 28.07.2016, 05:52 Uhr
An der Bundesfeier in Muolen erklingt die Nationalhymne zum ersten Mal mit neuem Text. Muolen folgt damit der Initiative der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), die die neue Nationalhymne schweizweit durchsetzen will.
Simon Riklin
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Kindergärtner und Primarschüler aus Muolen werben in einem Youtube-Video für den neuen Hymnentext der SGG und Gemeindepräsident Bernhard Keller wird über die Werte der neuen «Schweizer Strophe» seine 1.-August-Rede halten. Muolen ist nur eine von vielen Gemeinden, die am 1. August während der Bundesfeier neben dem Schweizer Psalm auch die neue Hymne singt.

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft möchte die neue Hymne schweizweit bekannt machen, stösst damit aber auch auf Kritik. Sie hat den neuen Nationalhymnen-Text letzte Woche allen Gemeinden, Schulen und Chören in der Schweiz sowie verschiedenen Auslandvereinen gesendet. Nicht alle Gemeinden zeigen sich aber so offen wie Muolen.

Neue Hymne ist umstritten

Die SGG muss sich einiges anhören. «Einige Gemeinden warfen uns vor, dass wir nicht einfach eine neue Hymne verbreiten können, ohne dass sie das Parlament und das Volk vorher offiziell absegnen», sagt SGG-Geschäftsleiter Lukas Niederberger. Er antworte dann jeweils, dass auch der Schweizer Psalm zuerst 140 Jahre gesungen wurde, bevor er 1981 offiziell zur Nationalhyme wurde.

Tatsächlich war es ein langer Weg, bevor die Nationalhymne offiziell im Morgenrot daher trat. Erst 1961 erklärte der Bundesrat «Trittst im Morgenrot daher...» provisorisch zur Schweizer Landeshymne. Und nochmals zwanzig Jahre später wurde der Schweizer Psalm offiziell anerkannt. Eine Motion im Nationalrat für die Modernisierung der Hymne wurde 2006 zurückgezogen.

SGG wirft Gott aus Hymne

Genau hier hakte die SGG ein. Der Verein ist überzeugt, dass ein Gebet als Hymne nicht mehr zeitgemäss sei. Die Gesellschaft habe sich verändert. Rund ein Viertel der Schweizer lebe heute nicht mehr religiös. Vor zwei Jahren lancierte die Organisation deshalb einen Wettbewerb für eine neue Nationalhymne. Daraufhin gingen über 200 Vorschläge ein.  Sieger war die neue Schweizerstrophe, welche alle vier Landessprachen verbindet und den Schweizer Psalm ersetzen soll.

"Weisses Kreuz auf rotem Grund,
unser Zeichen für den Bund:
Freiheit, Unabhängigkeit, Frieden.
Ouvrons notre coeur à l’équité
et respectons nos diversités.
Per mintgin la libertad
e per tuts la gistadad.
croce bianca: unità,

campo rosso: libertà, equità."

Vor allem aus religiösen Kreisen hagelte es Kritik, da «Gott» aus der neuen Hymne flog. «Dabei sind die Werte im neuen Hymnentext typisch christliche», sagt der studierte Theologe Niederberger und fügt an: «Die Gesellschaft hat sich verändert.»

«Schweizer Strophe» soll «Schweizer Psalm» ersetzen

Nun möchte die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft die neue Hymne bekannt machen.«Wenn wir die Schweizer Strophe letztlich im Parlament und bei einer Volksabstimmung durchsetzen wollen, müssen wir diese zuerst bekannt machen», ist Niederberger überzeugt.

Zum ersten Mal ertönt die neue Hymne dieses Jahr an verschiedensten Bundesfeiern im ganzen Land. Neben Muolen singen auch Genf, Hombrechtikon und Bern neben der alten auch die neue Nationalhmyne. Wieviele Gemeinden es insgesamt sind, weiss die SGG jedoch nicht. (sir)

Der Verein: Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft SGG wurde 1810 als Verein gegründet. Als liberale Organisation prägt sie seither die Diskussion um Eigenverantwortung, Gemeinnutzen und Staat.

 

veröffentlicht: 28. Juli 2016 05:52
aktualisiert: 28. Juli 2016 05:52

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