OECD fürchtet um Klimaziel von zwei Grad

20.10.2015, 17:30 Uhr
· Online seit 20.10.2015, 11:15 Uhr
Die bisherige Klimapolitik reicht nach Berechnungen der OECD nicht aus für eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal zwei Grad. Deswegen müsse die Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen deutlich beschleunigt werden.
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Dies heisst es in einer am Dienstag in Paris und Bonn vorgestellten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Während der Klimakonferenz COP 21 der Vereinten Nationen Ende des Jahres in Paris wollen die mehr als 190 beteiligten Länder beschliessen, die Erderwärmung im Vergleich zur Temperatur vor Beginn des Industriezeitalters auf zwei Grad zu begrenzen.

OECD-Klimaexpertin Mikaela Rambali analysierte für die Studie die Umsetzung der Klimapolitik in den 34 OECD-Staaten sowie von zehn Partnerländern der Organisation, darunter China, Russland, Brasilien und Indien sowie die EU als ganzes. Laut Rambali müssten die Emissionen von Treibhausgasen auf Basis des Jahres 2010 bis 2050 um 40 bis 70 Prozent reduziert werden, um das Klimaziel einer Erderwärmung um weniger als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu erreichen.

Der Anstieg der Emissionen seit den 1990er Jahren ist laut Studie zunächst durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gestoppt worden. Allerdings hat sich die Kurve mit Erholung der weltweiten Konjunktur und nach dem Atomunfall im Reaktor von Fukushima wieder umgekehrt.

Immer noch setzen viele der untersuchten Länder auf fossile Brennstoffe bei der Energiegewinnung. Im Jahr 2012 produzierten sie 45 Prozent ihres Stroms auf Basis von Kohle, bei deren Verbrennung besonders viel vom Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) anfällt.

Gleichzeitig bescheinigt die OECD einigen Ländern Fortschritte beim Abbau der umstrittenen Kohlesubventionen. Aus Sicht der Organisation ist der Preis der Kohle von aktuell etwa 40 Dollar pro Tonne jedoch zu niedrig als Anreiz für rasche Veränderungen, «aber 100 Dollar pro Tonne sind nicht durchsetzbar».

Die OECD fordert Reformen bei der Besteuerung des Treibhausgasausstosses, um die Gesamtemissionen zu reduzieren. In bisher 15 Ländern ist eine Steuer auf Kohlendioxid geplant oder bereits umgesetzt. Mehr Geld soll in Forschung und Entwicklung fliessen.

«Wir brauchen neue Technologien, und die vorhandenen müssen billiger werden», urteilte die OECD. Fortschritte werden auch bei der Land- und Forstwirtschaft gesehen, dort sei die Umsetzung aber besonders schwierig, weil die notwendigen Technologien extrem teuer sind.

In der Schweiz, so der Bericht, fallen die meisten Emissionen im Bau- und Transportsektor an. Der Kohleverbrauch halte sich in Grenzen, weil stark auf Atom- und Wasserkraft gesetzt werde. Nach der Katastrophe von Fukushima habe aber auch die Schweiz die Weichen in Richtung Atomausstieg gestellt.

Der Bericht erinnert zudem daran, dass die Schweiz gemäss dem revidierten CO2-Gesetz ihren CO2-Ausstoss bis ins Jahr 2020 um 20 Prozent senken muss - und zwar vollumfänglich mit Massnahmen im Inland. Allerdings könnte der Emissionshandel mit dem europäischen Ausland angerechnet werden. Beim Emissionshandel können Unternehmen untereinander nach Bedarf mit Rechten zum CO2-Ausstoss handeln.

veröffentlicht: 20. Oktober 2015 11:15
aktualisiert: 20. Oktober 2015 17:30
Quelle: SDA

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