«Friederike» reisst zehn Menschen in den Tod
Züge würden aus Sicherheitsgründen nicht mehr losfahren, sagte ein Bahnsprecher gegenüber Nachrichtenagenturen in Berlin. Züge, die noch unterwegs seien, sollten aber soweit möglich bis zum Zielbahnhof fahren. Der Stopp werde voraussichtlich den gesamten restlichen Tag andauern, meldete die Nachrichtenagentur AFP.
Es handle sich um eine Sicherheitsmassnahme, weil etwa umgestürzte Bäume oder andere Gegenstände auf den Gleisen liegen könnten. Auch in den Niederlanden war der Zugverkehr zuvor zeitweilig eingestellt worden.
Auf den Bahnverkehr in der Schweiz hatte die Einstellung des Fernverkehrs in Deutschland keine Auswirkungen, wie ein SBB-Sprecher bekanntgab. Einzig Zugfahrende, die nach Deutschland fahren wollten oder von Deutschland herkommend in die Schweiz reisten, waren betroffen.
«Friederike» war am Donnerstag von Westen kommend über Deutschland gefegt. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) erreichten Böen Geschwindigkeiten von mehr als 130 Kilometer pro Stunde, auf dem Brocken im Harz sogar mehr als 200 km/h. Das Unwetter habe jetzt Orkanstärke erreicht, sagte ein DWD-Sprecher am Nachmittag.
Die Deutsche Bahn riet allen Reisenden, sich online über den aktuellen Stand zu informieren. In Regionen, in denen Orkanböen drohen, empfehlen die Meteorologen, Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Sie warnen vor entwurzelten Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und Schäden an Gerüsten und Hochspannungsleitungen.
Zahlreiche Flüge gestrichen
In Deutschland strichen mehrere Flughäfen aus Sicherheitsgründen Flüge. An den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn lief der Flugbetrieb nach Betreiberangaben mit Einschränkungen. 26 Starts und Landungen wurden in der Landeshauptstadt annulliert, davon vor allem Flüge von und nach Amsterdam.
Der Amsterdamer Flughafen Schiphol strich alle Flüge. In Köln/Bonn ging für eineinhalb Stunden nichts mehr. Ab 13.00 Uhr wurde der Flugbetrieb teilweise wieder aufgenommen. Am grössten deutschen Flughafen in Frankfurt lief der Betrieb dagegen störungsfrei, wie ein Sprecher der Betreiberin Fraport erklärte.
In Belgien stellte der Hafen von Gent am Morgen wegen heftiger Winde den Betrieb ein. Betroffen waren etwa zehn Schiffe. Die Zugbrücke von Zelzate am Kanal von Gent zur Küste blieb laut Belga ebenfalls geschlossen, so dass Hochseeschiffe nicht passieren konnten.
In Norditalien waren unter anderem im Aostatal zahlreiche Skipisten wegen des starken Windes geschlossen. In Sizilien, bei Neapel und auf Sardinien war der Fährverkehr stark eingeschränkt. Zahlreiche Bäume knickten um und fielen auf Autos.
Mindestens zehn Tote
Der Sturm «Friederike» hat in den Niederlanden, Deutschland, Belgien und Italien mindestens zehn Menschenleben gekostet. In den Niederlanden wurde ein 62-jähriger Mann von einem abgebrochen Ast erschlagen. In Enschede nahe der deutschen Grenze starb ein Autofahrer, nachdem ein Baum auf das Auto gefallen war.
In Deutschland starb ein Mann auf einem Dauercampingplatz durch einen entwurzelten Baum. Ein 68-jähriger Lastwagenfahrer kam bei einem sturmbedingten Verkehrsunfall ums Leben. In Thüringen wurde ein Feuerwehrmann von einem Baum erschlagen und ein weiterer schwer verletzt. Im sauerländischen Sundern starb ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr bei einem Sturmeinsatz.
In Belgien forderte der Sturm ebenfalls ein Todesopfer. Eine Autofahrerin wurde von einem umfallenden Baum erschlagen. Auch in Italien tötete der heftige Sturm einen Menschen. Ein Mann sei am Mittwoch mit seinem Bruder in der südlichen Stadt Crotone auf ein Dach geklettert, um es auf Sturmschäden zu prüfen, berichteten italienische Nachrichtenagenturen. Der Wind habe ihn umgeworfen, so dass er in den Tod stürzte.
Auf Twitter machen Videos von umfallenden Lastwagen und herumfliegenden Menschen die Runde:
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