Ostschweizerin kämpft gegen Petkovic

26.08.2016, 08:43 Uhr
· Online seit 25.08.2016, 12:44 Uhr
Eine Ostschweizerin neben Aushängeschildern des Schweizer Fussballs: Die Hornerin Nora Häuptle ist bei den Swiss Football Awards als beste Trainerin nominiert. Neben den Nationaltrainern Vladimir Petkovic und Martina Voss-Tecklenburg.
Leila Akbarzada
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«Ich war schon etwas überrascht, dass ich bereits in meinem ersten Amtsjahr nominiert wurde», sagt Nora Häuptle. Seit einem Jahr trainiert sie die U19-Fussballnationalmannschaft der Frauen. «So eine Nomination macht einen schon stolz», sagt die Hornerin. Ihr sei jedoch klar, dass es sich um eine Publikumswahl handelt und ihre Chancen, neben den bekannten Kandidaten, relativ klein sind. Die Swiss Football Awards werden am kommenden Montag vergeben.

Ausserordentliche Leistung im ersten Jahr

Alle drei Nominierten waren mit ihren Mannschaften in diesem Jahr an der EM. Die U19 kam dabei bis in die Halbfinals und hat auf dem Weg dahin die starke deutsche U19-Mannschaft rausgeworfen. «Wir haben viel mit den Spielerinnen gearbeitet und viel investiert. Es war der verdiente Lohn. Klar braucht es aber auch Wettkampfglück», sagt die 33-Jährige bescheiden. Mit einem 23:0 gegen Georgien hat die Mannschaft von Nora Häuptle gar den höchsten Sieg in der Geschichte des Schweizer Fussballverbandes erreicht.

Fussballerin als «Teilzeitjob»

Die allermeisten U19-Spielerinnen sind keine Profis. «Es ist wie ein Teilzeitjob. Viele Fussballerinnen sind in der Kanti oder machen eine Lehre», erklärt Häuptle. Die jungen Frauen trainieren mindestens sechsmal in der Woche, zwei Morgentrainings und vier Abendtrainings. Geld verdienen können die Spielerinnen auf diesem Niveau nicht. «Wir haben eine Spielerin, die es in die deutsche Bundesliga geschafft hat. Sie verdient Geld mit dem Sport». Häuptle spricht ihr Aushängeschild an, die Wilerin Cinzia Zehnder. Sie ist beim SC Freiburg unter Vertrag.

Vom Strassenfussball in die Nationalliga

Nora Häuptle war selbst eine erfolgreiche Fussballerin. «Ich habe gerne gekickt, seit ich denken kann. Ich habe angefangen mit Strassenfussball auf dem Pausenplatz, spielte jeden Tag», erzählt sie. Eher spät sei sie dann in den Verein eingetreten. Damals spielte sie noch bei den Buben. Sie schaffte es bald in die Nati A und spielte später während des Studiums, für das sie nach Bern zog, bei YB. Danach wechselte sie nach Solothurn und spielte dort drei Jahre. Es folgte ein Profijahr in Holland bei Twente Enschede. Sie kam zurück in die Schweiz und spielte noch eine Saison in Thun. Mehrere Jahre war sie in der Nationalmannschaft.

Trainerin nach Fuss-OP

Vor sechs Jahren hörte sie auf, weil sie den Fuss operieren musste. Zeitgleich schloss sie ihr Sportstudium an der Universität Bern ab. Sie war damit als diplomierte Sportlehrerin prädestiniert für einen Trainerposten, den sie in in der Folge in Thun antrat. Von 2009 bis 2012 trainierte sie die Thuner Mannschaft, eine Männermannschaft. Markante Unterschiede zwischen den Mädchen und den Jungs sieht sie nicht. «Fussball ist Fussball», sagt Häuptle. Sie beobachte jedoch, dass Frauen etwas neugieriger und lernbegieriger seien als Männer.

Horn: Stätte der Ruhe

Nora Häuptle ist viel unterwegs durch ihren Job. Schon lange ist sie in Bern wohnhaft, man hört es auch an ihrem angefärbten Dialekt. Trotzdem hat sie nach wie vor einen starken Bezug zur Ostschweiz. «Ich besuche meine Eltern regelmässig. Horn ist immer noch der Ort, wo ich zur Ruhe komme», sagt sie. Ihr Lebensmittelpunkt befindet sich mittlerweile aber in Bern.

Nächstes Ziel: Europameister

Momentan ist Häuptle mit den Vorbereitungen für die EM-Qualifikationsrunde im Herbst beschäftigt. Für die Trainings kommen die U19-Fussballerinnen nach St.Gallen ins Praul-Grüninger-Stadion des SC Brühl. Am 14. September spielen sie dort ein Testspiel gegen Dänemark.

Häuptles Ziel als Trainerin der U19-Nationalmannschaft ist klar: Sie will innerhalb von drei Jahren Europameister werden. Im Jahr 2018 findet die EM in der Schweiz statt. «Es wäre natürlich besonders schön, wenn wir dann den Pokal holen». Der Wunschtraum ist gar nicht so abwegig, schaut man die Erfolgsbilanz ihres ersten Jahres an. Im Halbfinale waren die jungen Damen ja schon mal...

Der Swiss Football Award wird am Montag, 29. August 2016, um 20 Uhr verliehen. Den Livestream gibt es auf football.ch.

veröffentlicht: 25. August 2016 12:44
aktualisiert: 26. August 2016 08:43

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