Paul tappte in Online-Spiel-Falle

26.06.2016, 22:30 Uhr
· Online seit 26.06.2016, 14:44 Uhr
Wenige Stunden nach dem Auffinden des 12-jährigen Paul aus Gunzgen haben die Strafverfolgungsbehörden Solothurns eine Pressekonferenz zu dem Fall abgehalten. Mitgeholfen an der Auflösung des Falls hat auch das FBI.
Claudia Amann
Anzeige

Der 12-jährige Paul aus Gunzgen im Kanton Solothurn ist am 18. Juni verschwunden. Genau an jenem Tag, für den er seinen Mitschülern sein Verschwinden offenbar angekündigt hatte. So liessen aufgefundene Notizen des Buben auch den Verdacht zu, dass er von zu Hause ausgerissen sei. Nach intensiven Ermittlungen, berichtete die Polizei, sollen sich die Hinweise dahingehend verdichtet haben, dass dem Jungen jemand geholfen hat. Schliesslich gab es auch Hinweise auf verdächtige Aktivitäten rund um Pauls Online Spiele.

Fan von Minecraft

Die Solothurner Strafverfolgungsbehörden informierten im Rahmen ihrer Medienkonferenz am Sonntagnachmittag, dass einige Tage nach Pauls Verschwinden klar geworden sei, dass der Fall mit einem Online-Spiel zusammenhänge. Der 12-jährige spielte oft Online-Games; besonders gefiel ihm das Spiel Minecraft. Es wurde eine Sonderkommission geschaffen, die sich ausschliesslich um das Verschwinden von Paul kümmerte.

FBI involviert

Laut Staatsanwaltschaft konnte von nationalen und internationalen Kooperationen profitiert werden. Auch das FBI inklusive forensischen Experten wurde zu Rate gezogen. Nach etlichen Spurenanalysen diverser Experten konnte schliesslich der Avatar ausgeforscht werden, mit welchem Paul durch seine Spiele Kontakt hatte. Dieser führte zu einem 35-jährigen Deutschen, welcher in Düsseldorf identifiziert und lokalisiert werden konnte.

In der Nacht auf Sonntag spürte das Sondereinsatzkommando in Düsseldorf den 12-jährigen Paul in der Wohnung des Mannes auf. Der 35-Jährige wurde in Gewahrsam genommen und dem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft klassifiziert den Fall ganz klar als Entführung ein. Eine Entführung sei auch dann gegeben, wenn ein Kind mit einem fremden Erwachsenen mitgehe, und nicht mehr von selbst nach Hause kommen würde, so Staatsanwalt Ronny Rickly. Wie der Junge nach Düsseldorf kam, ist noch unklar.

Familie wieder vereint

Pauls Eltern konnten ihren Sohn noch in der Nacht auf Sonntag in die Arme schliessen. Alle drei hätten sich überglücklich gezeigt, sagte Urs Bartenschlager von der Kapo Solothurn.

An die Kapo wurde vonseiten der Staatsanwaltschaft ein grosses Dankeschön ausgesprochen. In den weiteren Tagen werde das Verfahren mit den deutschen Behörden zu koordinieren sein. Es müsse abgeklärt werden, wie der Informationsaustausch am besten vor sich gehen könne.

Details zum Verschwinden von Paul konnten die Strafverfolgungsbehörden nicht geben. Sie nutzten die Pressekonferenz auch, um vor der Gefahr von Online-Spielen zu warnen.

veröffentlicht: 26. Juni 2016 14:44
aktualisiert: 26. Juni 2016 22:30
Quelle: red

Anzeige
Anzeige