Pflügen bis der Acker glüht

19.08.2017, 18:31 Uhr
· Online seit 19.08.2017, 09:39 Uhr
Es gibt nichts, was es nicht gibt. Im thurgauischen Diessenhofen findet heute und morgen die Europameisterschaft im Pflügen statt. Wer denkt, da geht's locker zu und her, der irrt gewaltig.
Michael Ulmann
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Er ist eine Koryphäe im Pflügen, Willi Zollinger aus Watt im Kanton Zürich. Der 61-Jährige ist fünffacher Pflüg-Weltmeister, Präsident der Schweizerischen Pflüger-Vereinigung (ja, auch die gibt es), Landwirt und er kennt sich mit dem Pflügen, wie kaum ein Zweiter. Vor 39 Jahren, 1978, hat er zum ersten Mal an einem lokalen Pflüg-Wettkampf teilgenommen und ist zweitletzter geworden. Dies hat ihn motiviert um besser und schliesslich eben fünffacher Weltmeister zu werden.

Kein Schummeln mit GPS

Seit 1982 wird die Pflüg-EM ausgetragen, die WM fand dieses Jahr bereits zum 72. Mal statt. Aber wie muss man sich so einen Wettkampf wie an der EM in Diessenhofen vorstellen? «Kurz gesagt muss man eine bestimmte Fläche, in einer bestimmten Zeit, so genau wie möglich beackern. Und damit es nicht zu einfach ist, ist das Feld nicht rechteckig, wie in der Natur ja auch nicht, sondern es hat die Form eines Trapezes», sagt Zollinger. Die Schwierigkeiten dabei seien die verschiedenen Bodenarten richtig einzuschätzen und gerade aus oder wie Zollinger sagt «pfiifegrad» zu fahren. Schliesslich entscheidet jeder Centimeter. Und nein, GPS ist nicht erlaubt.

Ein Wettkampf geht drei Stunden. Von Montag bis Freitag wurde fleissig trainiert, ab heute Samstag gilt es für die Wettkampfteilnehmer aus ganz Europa ernst. «Wir Schweizer sind dieses Jahr mit einer starken Delegation am Start und wir haben Heimvorteil. Deshalb erwarte und erhoffe ich mir schon einen Podestplatz. Allerdings sind auch die Engländer und Iren nicht zu unterschätzen.»

Das Bier danach

Zollinger nimmt bei der EM aber nicht aktiv am Wettkampf teil, er ist einer von drei Oberrichtern. «Bodenbearbeitung war schon seit jeher sehr wichtig. Deshalb finde ich auch das Zusammenspiel zwischen Technik und Natur sehr spannend», erklärt er seine Faszination fürs Pflügen. «Und wenn dann alle nach getaner Arbeit im Hotel beim Bier zusammensitzen (weil auch alle im gleichen Hotel untergebracht sind), dann ist das auch nicht schlecht.»

Für einmal, und besonders bei dieser «Sportart», kann man mit Fug und Recht behaupten, Doping gibt es nicht. Und «fänen» ist auch wichtig. «Sonst holen die Schweizer keinen Podestplatz», sagt Zollinger und schmunzelt. Einzig, dass bei dieser EM keine Frauen am Steuer und am Start sind, ist ein wenig schade.

Die Pflüg-EM in Diessenhofen darf natürlich auch bei unseren aktuellen Wochenend-Tipps nicht fehlen. Falls du noch keine Idee hast was machen, hier findest du bestimmt etwas, das dir zusagt.
veröffentlicht: 19. August 2017 09:39
aktualisiert: 19. August 2017 18:31

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