Politiker kriegen Flirt-Nachhilfe
«Ein Flirt ist eine gegenseitige Entwicklung. Eine sexuelle Belästigung ist eine einseitige Annäherung», heisst es in einem Zettel, den die Verwaltungsdelegation in Bern den Politikern verteilt hat. In mehreren Punkten wird der Unterschied zwischen einem Flirt und einer sexuellen Belästigung aufgeführt:
Wir lernen im Parlament nun wo die Grenze zwischen Flirt und sexueller Belästigung verläuft... pic.twitter.com/wnLFzvdgQ6
— Natalie Rickli (@NatalieRickli) December 13, 2017
Ausserdem schreibt die Verwaltungsdelegation, dass sie «entschieden jegliche Form von sexueller Belästigung verurteilt». Sexuelle Belästigung sei eine Form der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts und stelle eine Verletzung der Persönlichkeit dar. «Die Folgen sind für die Betroffenen oft schwerwiegend.»
Nebst einem Leitfaden zum Thema bietet die Verwaltung den Ratsmitgliedern die Möglichkeit, sich bei Problemen an eine unabhängige Fachstelle wenden zu können oder in Kontakt mit den Fraktionspräsidien zu gelangen.
«Wer gesunden Menschenverstand hat, weiss das»
Den Leitfaden, den Natalie Rickli auf Twitter geteilt hat, kann sie selbst nicht so ganz ernst nehmen: «Ich musste lachen, dass es wirklich schon soweit ist, dass die Verwaltung uns den Unterschied zwischen einem Flirt und einer sexuellen Belästigung erklären muss. Ich denke, wenn man einen gesunden Menschenverstand hat weiss man das.»
Balthasat Glättli, Fraktions der Grünen findet das Merkblatt gut und richtig: «Man mag vielleicht ein bisschen lächeln, aber die Ereignisse der letzten Wochen zeigen, dass es leider nötig ist.» Dabei spielt er auf den CVP-Nationalrat Yannick Buttet an, der sich mehrfach unsittenhaft angenähert haben soll. Nathalie Rickli findet die ganze Diskussion ein bisschen übertrieben: «Ich arbeite schon seit zehn Jahren im Parlament und wurde noch nie sexuell belästigt. Heutzutage ist manchmal ein Kompliment schon fast eine sexuelle Belästigung.»
«Hab ihr heute Nachmittag Handarbeit?»
Unterschiedliche Kommentare gibt es auf Twitter. Jemand beispielsweise schreibt: «Die Punkte sollten eigentlich für normale Menschen logisch sein. Bedenklich, dass man die Unterschiede gewählten Parlamentariern erklären muss.» Ein anderer fragt: «Hab ihr heute Nachmittag noch Handarbeit?»
Habt ihr heute Nachmittag noch Handarbeit?
— Manuel Pereira (@Manuel2Pereira) December 13, 2017