Schlimmstes Attentat seit 9/11

13.06.2016, 07:10 Uhr
· Online seit 12.06.2016, 12:00 Uhr
Beim Angriff auf die Besucher eines Schwulenclubs in der US-Stadt Orlando sind 50 Menschen ums Leben gekommen. 53 wurden verletzt, sagte Orlandos Bürgermeister Buddy Dyer am Sonntag. Laut Medienberichten schwor der Täter kurz vor dem Attentat dem IS die Treue.
Claudia Amann
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Vieles zum Attentat in einem Homosexuellen-Club in Orlando (Florida) in der Nacht auf Sonntag ist noch unklar. Doch eines steht fest: Es handelt sich um den schlimmsten Gewaltakt in den USA seit den Anschlägen vom 11. September 2001. 50 Menschen wurden getötet, weitere 53 verletzt.

Es sei eine «Tragödie für die gesamte Nation», sagte der Polizeichef von Orlando, John Mina.

Ermittler untersuchen derzeitden Vorfall. Eingeschaltet hat sich auch die US-Bundespolizei FBI.

Amaq: IS bekennt sich zum Anschlag

Laut Medienberichten hat sich der IS zum Anschlag bekannt.

Der Angreifer, der von der Polizei getötet wurde, sei nicht aus Orlando gewesen, sagte Polizeichef Mina. Laut FBI habe er «islamistische Tendenzen» gehabt. Medien berichteten, dass es sich bei dem Mann um einen 29-jährigen US-Bürger mit afghanischer Abstammung handelte. Er soll kurz vor dem Attentat den Notruf angerufen haben und dort seine Treue zum sogenannten Islamischen Staat (IS) geschworen haben.

Obama: «Akt des Hasses»

Präsident Barack Obama hielt am Sonntagnachmittag eine Rede zum Attentat in Orlando. Es sei noch nicht klar, ob der Täter mit einer Terrororganisation in Verbindung stand, sagte Obama. «Sicher ist, dass es ein Terrorakt war, und ein Akt des Hasses.» Es sei ein besonders herzzereissender Tag für die Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft.  Obama drückte sein Beileid für die Angehörigen der Opfer aus. «Wir werden Furcht und Hass nicht übernehmen lassen, sondern als Amerikaner zusammenstehen. Keine hasserfüllte Tat kann ändern wer wir sind.»

Schiesserei und Geiselnahme

Laut Polizei eröffnete ein Bewaffneter um 2:00 Uhr (Ortszeit) im Club das Feuer. Er habe ein Gewehr, eine Handfeuerwaffe und einen unbekannten Gegenstand dabei gehabt. Ausserdem habe der Angreifer Geiseln genommen.

Laut Augenzeugen waren viele Menschen noch am Tanzen, als die Schüsse fielen. Der Club selber rief auf Facebook zur Flucht auf: «Verlasst Pulse und rennt.»

Der Augenzeuge Ricardo Negron sagte im Sender Sky News, als die Schüsse begannen, hätten sich die Leute auf den Boden geworfen. Offenbar habe der Angreifer in die Decke geschossen. Glas zerbrechender Lampen sei herabgefallen.

Dutzende Schüsse, fallende Körper

«Dann gab es eine kurze Pause bei den Schüssen, und einige von uns sind aufgestanden und zum Hinterausgang gerannt», sagte Negron. Augenzeugen berichteten von Dutzenden Schüssen in schneller Reihenfolge.

«Ich sah keinen der Schützen. Ich sah nur Körper fallen», berichtete der Clubbesucher Christopher Hanson, der zu Beginn der Schiesserei gerade an der Bar ein Getränk bestellte, dem Sender CNN.

Er sei hingefallen und mit anderen Besuchern zum Hinterausgang gekrochen, um sich in Sicherheit zu bringen. «Als ich auf die Strasse gelangte, waren da Leute, überall Blut», sagte Hanson.

Viele flohen aus dem Gebäude, das Fernsehen zeigte Opfer, die von Clubbesuchern aus dem Gebäude und in Autos getragen wurden. Manche hatten Blut auf ihrer Kleidung. Vor mehreren Spitälern warteten Freunde und Angehörige der Opfer, eine Mutter sagte weinend: «Mein Sohn ist hier. Ich weiss nicht, wie es ihm geht.»

Gewaltsame Befreiung der Geiseln

Um 5.00 Uhr morgens sei die Entscheidung getroffen worden, die Geiseln zu befreien, teilte die Polizei mit. Beim Einsatz eines Spezialkommandos habe es mehrere Tote gegeben. Rund vier Stunden nach Beginn der Schiesserei meldete die Polizei den Tod des Schützen.

Das Gelände des Clubs war sofort nach den Schüssen weiträumig abgesperrt worden. Die örtlichen Einsatzkräfte wurden von FBI-Bundespolizisten unterstützt. Auch Bombenspürhunde wurden auf dem Gelände eingesetzt.

Spekulationen, wonach der oder die Täter eine Bombe bei sich getragen hätten, wurden zunächst nicht bestätigt. Ausgelöst wurden sie von einer Explosion, die gegen 5:00 Uhr morgens zu hören war. Die Polizei twitterte dann aber, es habe sich um eine von Einsatzkräften herbeigeführte kontrollierte Explosion gehandelt.

(red/SDA)

veröffentlicht: 12. Juni 2016 12:00
aktualisiert: 13. Juni 2016 07:10

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