PR-Chef verharmlost Unfall mit Kind

25.09.2017, 20:25 Uhr
· Online seit 25.09.2017, 15:53 Uhr
Das Motocross-Amriswil steht nach schweren Unfällen heftig in der Kritik. Der PR-Chef des Anlasses fühlt sich von der Kantonspolizei Thurgau und den Medien ungerecht behandelt. Dabei wird bekannt: Es gab mindestens fünf schwere Unfälle.
Sandro Zulian
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Am Samstagnachmittag verliert ein Motocross-Fahrer beim Rennen in Amriswil die Herrschaft über seinen Zweiräder. Der 22-Jährige wird aus dem Sattel geschleudert, der Töff fährt weiter und knallt in die Zuschauer. Die Folge: Ein sechsjähriger Bub verletzt sich schwer und muss mit der Rega ins Spital gebracht werden. Eine 37-jährige Mutter und ihr neunjähriges Kind tragen leichte Verletzungen davon. Der sechsjährige Junge liegt noch immer im Spital. Laut der Kantonspolizei Thurgau hat er sich am Oberkörper und am Kopf schwer verletzt.

Mindestens fünf Unfälle

Am Montag meldet die Kantonspolizei einen weiteren schweren Unfall, den es am Sonntag gegeben hat. Ein 57-jähriger Töfffahrer wird schwer verletzt. Sein Beifahrer kommt unverletzt davon. Doch damit nicht genug: FM1Today bringt in Erfahrung, dass es am Wochenende mindestens fünf schwere Unfälle gegeben hat. «Die Rega ist fünf Mal gekommen», sagt der PR-Chef des Motocross-Amriswil, Bruno Siegenthaler. Die Rega bestätigt die Einsätze in Amriswil, einen am Samstag und vier am Sonntag.

Hinzu kommen weitere Verletzte die mit Krankenwagen abtransportiert worden sind. Wie viele, weiss Siegenthaler auf die Schnelle nicht. «Wir werden diese Zahlen jetzt aufarbeiten», sagt er. «Dieses Wochenende war der Wurm drin.»

«Die Polizei behauptet einfach irgendetwas!»

Dazu kommt: Das Motocross-OK hat am Sonntag über eine Lautsprecherdurchsage bekannt gegeben, dass der verletzte Bube das Spital verlassen konnte, berichtet der «Blick». Laut der Polizei eine Falschaussage. «Der 6-jährige Bub befindet sich noch immer in Spitalpflege», sagt Mario Christen, Mediensprecher der Kantonspolizei Thurgau.

Darauf angesprochen, explodiert PR-Chef Siegenthaler: «Ich kann nichts dafür, wenn die Polizei irgendetwas behauptet!» Die Unfälle seien von den Medien und von der Kantonspolizei Thurgau aufgebauscht geworden. Siegenthaler wisse aus «verlässlicher Quelle», dass der Bub das Spital bereits verlassen hätte. Damit konfrontiert schreibt die Kantonspolizei Thurgau nur: «Wir nehmen dies zur Kenntnis. Aufgrund der uns vorliegenden Fakten, halten wir solche Vorwürfe für unbegründet».

Siegenthaler poltert weiter: «Die Kantonspolizei hat nichts am Motocross Amriswil zu suchen». Man habe eigene Sanitäter und die nötigen Einrichtungen, um solche Unfälle abzuhandeln. «Manchmal haben wir Jahre mit keinen Unfällen. Darüber berichtet niemand. Nach diesem Wochenende ist der Frust gross.»

Unfall sei «Zufallstreffer»

Schon am Samstag sah Siegenthaler keine Fehler bei den Veranstaltern und sparte nicht mit Kritik. Er nannte den schweren Unfall mit dem Buben einen «Zufallstreffer». Die Polizei habe voreilig das Rennen unterbrochen, und nicht informiert, wann es weitergehe. Das habe zu Umsatzeinbussen geführt. Zur Frage nach der Sicherheit an der Rennstrecke sagte er: «Die Rennstrecke ist von zwei Seilen gesichert, dazwischen liegen mindestens drei Meter Leerraum. Der führerlose Töff ist unglücklich in die Tiefe gestürzt».

veröffentlicht: 25. September 2017 15:53
aktualisiert: 25. September 2017 20:25
Quelle: saz

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