Pressestimmen zum Scheitern Italiens im WM-Playoff

14.11.2017, 14:01 Uhr
· Online seit 14.11.2017, 11:33 Uhr
Die italienischen Medien suchen nach dem Scheitern von Italien im WM-Playoff gegen Schweden nicht nach Ausreden. Vielmehr sind sie sich einig: selber schuld. «Tuttosport»: "Die Wahrheit tut weh, ja, und noch nie so sehr wie dieses Mal: Denn die Wahrheit ist, dass es zu recht so ist.
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Italien fährt nicht zur Weltmeisterschaft, weil es das verdient hat: Angefangen bei dem Teil des Volkes, (...) der gepfiffen hat, als die schwedische Nationalhymne angestimmt wurde. Man kann weinen wie Buffon und weitere Millionen von Italienern. Man kann fluchen wie De Rossi auf der Bank (...). Man kann schweigen wie Ventura, der selbstgerechteste Nationaltrainer (...). Alle ab nach Hause, ja. An den Ort, wo man am besten reflektieren kann, wenn wir dazu überhaupt noch in der Lage sind."

«Corriere dello Sport»: «Es ist die Wirklichkeit eines italienischen Fussballs, der es zu der schmerzhaftesten Demütigung seiner Geschichte gebracht hat, eine Beschämung, eine sportliche Schande, die keinen Vergleich kennt. (...) Die Tränen von Buffon, aufrichtig und passioniert, bezeugen den Absturz, der viele Väter hat und dem niemand, wirklich niemand, entkommen kann.»

«Gazzetta dello Sport»: «Am Tag danach ist das entscheidende Spiel grausam, aber unvermeidlich. Ventura kann schon aus persönlicher Würde nicht anders als zu gehen. (...) Für Buffon und die anderen grossen Alten ist die Vergeltung ungleich härter: Sie wurden von einer unwiderrufbaren Niederlage zum Abschied getrieben, nach so vielen erinnerungswürdigen Siegen.»

«La Repubblica»: «Die Apokalypse hat eine dunkelblaue Farbe. Sie hat den Geschmack der Tränen von Gigi Buffon, die das Herz brechen: es wird keine sechste WM für ihn geben, er wäre in die Geschichte eingegangen.»

«Tages-Anzeiger»: «Nun ist eingetroffen, was sich Italien wohl doch nicht hatte vorstellen können, trotz aller Lust daran, den Teufel an die Wand zu malen: Die Italiener fehlen erstmals seit 1958 an einer WM-Endrunde. Das ist nicht gerade der Weltuntergang. Aber Apokalypse kann auch »Zeitenwende« bedeuten. Und so eine steht der italienischen Nationalmannschaft ganz sicher bevor. (...) Italien wird sich neu erfinden müssen.»

«Blick»: «Leere Gesichter, tränende Augen. Das Unmögliche ist Tatsache. Die WM 2018 in Russland findet ohne Italien statt. (...) Die WM ohne den vierfachen Weltmeister, eine Katastrophe.»

«Süddeutsche Zeitung»: «Der Abend, der mit einem lauten Lied begann, endete in Tränen und Schweigen. (...) Die azurblaue Apokalypse, von der der Verband vor dem Spiel sprach, sie brach über Mailand herein. (...) Die Motivation war vor dem Spiel da, aber Motivation allein gewinnt keine Fussballspiele.»

«L'Equipe»: «Es ist kaum zu glauben: Italien, der vierfache Weltmeister, wird nicht bei der WM im kommenden Jahr sein.»

«The Independent»: «Es zeigt Buffons Grossartigkeit, dass selbst die Assoziation mit einem so traumatischen Ereignis - Italien verpasst das Turnier zum ersten Mal seit 60 Jahren - seine beachtliche Karriere nicht trüben kann.»

«The Sun»: «Die viermaligen Weltmeister werden nach der beschämendsten Nacht ihrer glorreichen Geschichte im nächsten Sommer von zu Hause zuschauen.»

«Mirror»: «Trotz unablässigen Drucks und zahlreicher Chancen konnten die Azzurri das 0:1 aus dem Hinspiel nicht umkehren und stürzten die fussballverrückte Nation in Wut und Verzweiflung.»

«Marca»: «Es ist ein historisches Fiasko. Buffon hat dieses Italien nicht verdient (...). Italien hatte keine Spielidee und keinen Spielwitz.»

«AS»: «Eine historische Erniedrigung unterstreicht die Krise im italienischen Fussball.»

«Göteborgs Posten»: «Was sollen wir sagen? Wunder in Mailand? Die Heldentat von San Siro? Die schwedischen Fans sangen: ‹Wir fahren zur WM und ihr nicht.› Kaum zu glauben, dass das stimmt. Wir. Fahren. Zur. WM.»

«Svenska Dagbladet»: «Ein 0:0 reichte für das Ticket nach Russland. Mamma Mia! (...) Was Janne Andersson und seine Leute mit dieser Nationalmannschaft gemacht haben, ist sensationell. Sie haben ein Kollektiv aufgebaut, in dem kein Spieler grösser ist als das Team. Alles geben alles füreinander.»

«Dagens Nyheter»: «Es gibt nichts, was dies hier schlägt. (...) Es war nicht schön, aber es war ein Match biblischer Dimensionen. (...) Die Voraussetzungen und der Gegner machen dies zu einem Erfolg, der eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Schweden hätte nicht zur WM fahren dürfen. Jetzt ist Schweden da. Der Hauptgrund ist, dass sie dachten, es könnte klappen.»

veröffentlicht: 14. November 2017 11:33
aktualisiert: 14. November 2017 14:01
Quelle: SDA

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