Pro Natura und WWF: Aufräumen statt abschiessen

· Online seit 05.12.2015, 11:42 Uhr
Nach dem Verdacht, dass am Calanda Füchse zu Jagdzwecken angefüttert - und damit auch Wölfe angelockt - werden, fordern Pro Natura und der WWF Schweiz die Kantone auf, das Anfüttern von Wildtieren im Wolfsgebiet konsequent zu unterbinden. Und: Es bestehe keine Legitimation, die beiden Jungwölfe abzuschiessen.
Christine König
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Die Kantone Graubünden und St.Gallen beantragten vor wenigen Tagen beim Bundesamt für Umwelt BAFU eine Abschussbewilligung für zwei Jungwölfe aus dem Calanda-Rudel. Grund dafür sei «problematisches» Verhalten. Wie der Tages Anzeiger aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung im Wolfsgebiet um den Calanda aufdeckt, werden weiterhin Füchse mit in Siedlungsnähe deponierten Fleischabfällen angelockt. Auf diese Anfütterung reagieren gerade im Winter auch Wölfe.

Einem Jungwolf wurde diese Praxis in der Vergangenheit bereits zum Verhängnis, schreiben Pro Natura und WFF in ihrer gemeinsamen Medienmitteilung. Ein Jäger verwechselte das geschützte Tier mit einem Fuchs und schoss es ab. Pro Natura und der WWF hätten bereits früher auf das Problem hingewiesen. Offenbar seien die Kantone Graubünden und St.Gallen aber nicht in der Lage, die Einschränkung fürs Anfüttern im Wolfsgebiet konsequent durchzusetzen. «Solange das so bleibt, ist es zynisch, den Jungwölfen mangelnde Scheu vorzuwerfen und sie mit Abschüssen umerziehen zu wollen», heisst es in der Mitteilung.

Unverständliche Risikostrategie

Für Pro Natura und WFF gehen die Kantone St.Gallen und Graubünden mit ihrer Abschussstrategie ein erhebliches Risiko ein: Sie hoffen, mit dem präventiven Eingriff in das Rudel einen Erziehungseffekt zu erreichen. Ein solcher sei von vorneherein ausgeschlossen, solange es in Siedlungsnähe Futterangebote hat. Erfahrungen aus verschiedenen Ländern belegten zudem: Wird die Struktur eines Wolfsrudels durch Abschüsse destabilisiert, kann es zu mehr Nutztierrissen kommen. Es bestehe also eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass willkürliche Abschüsse einzelner Tiere aus einem Wolfsrudel nicht Probleme lösen, sondern Probleme schaffen werden.

Abschussantrag ablehnen

Pro Natura und der WWF fordern das BAFU auf, dem Abschussantrag nicht zuzustimmen. Das Gesetz sieht als Voraussetzung für die beantragte Abschussbewilligung die «erhebliche Gefährdung» von Menschen vor. Diese Voraussetzung ist für die beiden Organisationen klar nicht erfüllt.

veröffentlicht: 5. Dezember 2015 11:42
aktualisiert: 5. Dezember 2015 11:42
Quelle: pd/red

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