Sagan-Show mit Happy-End?

17.03.2018, 12:16 Uhr
· Online seit 17.03.2018, 05:30 Uhr
Mit der 109. Ausgabe von Mailand - Sanremo steht am Samstag der erste grosse Klassiker des Jahres an. Es bahnt sich ein Duell zwischen Peter Sagan und Vorjahressieger Michal Kwiatkowski an.
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Das Palmarès von Peter Sagan ist eindrücklich: Im Alter von 28 Jahren weist der Slowake bereits 102 Profisiege aus. Steht der Mann aus Zilina am Start, gehört er meistens zu den Sieganwärtern. So auch im letzten Herbst, als er sich im norwegischen Bergen zum dritten Mal in Folge das Regenbogentrikot des Strassen-Weltmeisters überstreifen liess. Das hat vor ihm noch keiner geschafft.

Doch auch Sagans Erfolgsvita hat Lücken. Eine davon möchte der Ausnahmekönner am Samstag bei Mailand - Sanremo schliessen. Endlich muss man sagen. Denn die «Fahrt in den Frühling», wie das Rennen von Mailand an die ligurische Küste auch genannt wird, ist eigentlich perfekt auf die Fähigkeiten des endschnellen Punchers zugeschnitten. Bei sieben Teilnahmen kam Sagan bisher jedoch nicht über zwei 2. Plätze (2013 und 2017) hinaus. Besonders geschmerzt hat ihn die Niederlage im Vorjahr.

Rückblende. Vor einem Jahr machte Sagan eigentlich alles richtig. Im Finale des mit 291 km längsten Klassikers des Jahres war er der stärkste Fahrer im Feld und griff gut 6 km vor dem Ziel an der letzten Steigung hinauf zum Poggio scheinbar unwiderstehlich an. Einzig Kwiatkowski und der Franzose Julian Alaphilippe konnten ihm folgen, beide leisteten danach aber kaum Führungsarbeit. Weil Sagan, dem klar stärksten Sprinter des Spitzentrios, auf der Zielgerade die Kräfte ausgingen, gelang es Kwiatkowski im Foto-Finish sein Vorderrad knapp an jenem von Sagan vorbei zu schieben.

Das Rennen hat sich Sagan bis heute nie auf Video angesehen, zu sehr schmerzte den erfolgsverwöhnten Captain des deutschen Teams Bora-Hansgrohe diese Niederlage. Ein Jahr später brennt Sagan auf Revanche und schickt gleich einige Giftpfeile in Richtung seines ärgsten Kontrahenten.«Es geht ja auch darum, wie du Rennen gewinnst. Wenn man analysiert, wie Kwiato (Kwiatkowski - Red.) letztes Jahr gewonnen hat, dann... Wenn ich so gewinnen würde, wäre ich über meine Leistung nicht glücklich», sagte Sagan diese Woche. Er bevorzuge es, dem Publikum eine Show zu liefern. «Ob du gewinnst oder nicht, ist egal», so der Slowake, der auch als Popstar des Radsports bezeichnet wird.

Kwiatkowski reagierte gelassen auf den verbalen Angriff von Sagan. «Ich weiss, wie es ist, im Regenbogentrikot zu fahren, und Peter weiss es auch. Das ist alles Teil des Spiels», verteidigte sich der Pole, der 2014 Strassen-Weltmeister wurde und damit Sagans Vorgänger ist. «Manchmal gewinnt halt nicht der Stärkste, sondern der Cleverste», konterte Kwiatkowski. Nach seinem Gesamtsieg am Etappenrennen Tirreno - Adriatico in dieser Woche dürfte der 27-Jährige vom britischen Team Sky mit viel Zuversicht ins Rennen steigen.

Kwiatkowski ist jedoch weit nicht der einzige, der Peter Sagan gefährlich werden kann. Traditionsgemäss zählt beim italienischen Frühjahrsklassiker jeder Sprinter, der die happigen Anstiege kurz vor dem Ziel übersteht, auf der Via Roma in Sanremo zu den Mitfavoriten. Der Franzosen Arnaud Démare (Sieger 2016) und der Norweger Alexander Kristoff (Sieger 2014 ) haben dies schon bewiesen, dem Australier Michael Matthews oder dem Deutschen André Greipel wird Gleiches zugetraut. Die Einheimischen hoffen auf einen Sieg von Elia Viviani oder Sonny Colbrelli, den ersten eines Italieners seit Filippo Pozzato 2006.

Mit Michael Schär (BMC) und Gregory Rast (Trek-Segafredo) sind auch zwei Schweizer gemeldet. Beide gehören jedoch nicht zum Kreis der Favoriten. Schär versucht im Team BMC seinen Captain Greg van Avermaet zu unterstützen. Rast hätte dies für den deutschen Sprintstar John Degenkolb wohl auch gerne getan, doch Degenkolb, 2015 Sieger in Sanremo, musste kurzfristig wegen einer Nebenhöhlenentzündung passen.

veröffentlicht: 17. März 2018 05:30
aktualisiert: 17. März 2018 12:16
Quelle: SDA

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