Saibene über den FCSG, Bielefeld und die Fans
1639 Tage oder rund viereinhalb Jahre - so lange war Jeff Saibene Trainer des FC St.Gallen. Damit belegt er Platz zwei der dienstältesten FCSG-Trainer. Nur Willy Sommer (01.07.1975 - 30.06.1981) war mit 2191 Tagen oder sechs Jahren noch länger Trainer. Nach seinem freiwilligen Abgang bei St.Gallen im September 2015, was ihm viele Fans hoch anrechneten, war Saibene noch rund eineinhalb Jahre Trainer beim FC Thun, bevor es ihn zu Arminia Bielefeld zog.
Jeff Saibene, zuerst einmal, wie geht es Ihnen in Bielefeld? Haben Sie sich gut eingelebt?Ja sehr. Es geht mir gut und es macht Spass hier. Mir gefällt halt auch die Fussballkultur hier in Deutschland. Alles ist ein bisschen grösser als in der Schweiz. Bielefeld hat fast 400'000 Einwohner und auch das Interesse am Fussball ist hier noch ein bisschen grösser als in der Schweiz. Der Zuschauerschnitt in der zweiten Liga liegt teilweise bei 25'000 Zuschauern. Das zeigt schon auch die Begeisterungsfähigkeit der Leute. Es gefällt mir sehr gut hier. Seit rund einem halben Jahr sind sie nun in Bielefeld, haben in der letzten Saison den Abstieg in extremis verhindert und sind aktuell mit Platz vier nach neun Spielen sehr gut unterwegs. Wie haben Sie diese ereignisreichen letzten Monate erlebt?Das waren sehr turbulente Monate. Es ging praktisch Schlag auf Schlag. Vor allem in der letzten Saison hatten wir in jedem Spiel das Messer am Hals. Das war schon eine Extrem-Situation. Aus dem Ligaerhalt haben wir aber viel Vertrauen geschöpft und dieses Vertrauen nun in die neue Saison mitgenommen. Jetzt freuen wir uns auf das Spitzenspiel am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf. Also im Moment läuft's ziemlich gut.Vorfreude! #DSCF95#immerdabei pic.twitter.com/GKTyQ7hK2V
— DSC ArminiaBielefeld (@arminia) 9. Oktober 2017
Weshalb läuft es denn im Moment so gut bei der Arminia?Die Mannschaft setzt meine Philosophie gut um. Die Spieler spielen, seit ich gekommen bin, mutig nach vorne. Und wenn man dann halt erfolgreich ist, macht das nicht nur mir, sondern auch der Mannschaft Spass. Ich nehme an, Sie kommen zurzeit nicht nur bei der Mannschaft gut an, sondern auch bei den Fans.Wenn man als neuer Trainer kommt, eine schwer angeschlagene Mannschaft in einer schwierigen Situation übernimmt und sie dann vor dem Abstieg bewahrt, dann sind natürlich alle zufrieden, ist doch klar. Und dass es jetzt so erfolgreich weitergeht, stört im Umfeld des Vereins natürlich auch niemanden. Im Fussball muss man aber aufpassen. Es geht schnell rauf aber auch schnell wieder runter. So gesehen geniesse ich zwar den Moment, kann das Ganze aber richtig einschätzen. Deshalb verfalle ich nun auch nicht in Euphorie. Im Umfeld des Vereins herrscht aber schon eine Euphorie? Oder ist dieses Wort zu hoch gegriffen?Ob es eine Euphorie ist, das weiss ich nicht. Aber es herrscht schon eine grosse Begeisterung. Das zeigt auch, dass schon jetzt über 17'000 Tickets für das Spitzenspiel am Samstag gegen Düsseldorf verkauft wurden. Das ist nicht selbstverständlich. In Bielefeld ist praktisch jeder Arminia-Fan. Der Club ist seit Jahren wieder einmal vorne dabei und das bereitet natürlich nicht nur den Fans grosse Freude, sondern auch clubintern.
Am 20. März 2017 wurde Jeff Saibene als neuer Arminia-Coach vorgestellt:
Aber haben Sie noch mit jemanden aus gemeinsamen FCSG-Zeiten Kontakt?
Die sind ja praktisch alle nicht mehr beim FCSG. Heinz Peischl, Dani Tarrone, Franz Malara, das waren aus meiner Sicht die Superzeiten beim FCSG. Weil diese Personen nicht mehr bei St.Gallen sind, habe ich auch keinen Kontakt mehr zu ihnen. Aber ich behalte meine Zeit beim FCSG in bester Erinnerung, das ist klar.
Das Interview führte Michael Ulmann