Sie schwimmt bei Schnee im Bodensee

· Online seit 01.05.2017, 07:16 Uhr
Seit elf Jahren geht Erika Pfändler jeden Tag in den Bodensee. Egal ob es regnet, schneit oder hagelt, nichts und niemand kann sie vom Schwimmen im See abhalten. Nur dieses Jahr ist es etwas anders.
Lara Abderhalden
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«Die Leute haben keine Ahnung, was kaltes Wasser bewirkt», sagt Erika Pfändler. «Es ist erfrischend und einfach schön.» Diese Frau muss es wissen. Seit elf Jahren geht die 76-Jährige mindestens einmal pro Tag in den Bodensee, bei jedem Wind und Wetter.

Begann mit einem Freund mit dem Schwimmen

Begonnen hat sie im Jahr 2006. Im damals sehr heissen Sommer lernte sie in der Badi in Romanshorn Herrn Benz kennen. «Er war eine Wasserratte, so wie ich auch eine bin», erzählt die Rentnerin. Er habe sie jeweils pünktlich um halb drei Uhr abgeholt, damit sie zusammen schwimmen gehen konnten. Damit habe er einfach nie mehr aufgehört. «Beide haben oft gehofft, der andere sage den Termin ab. Doch das hat sich nie jemand gewagt», sagt Erika Pfändler mit einem Lachen.

«Habe mehrere Ecken ab»

Die Füsse und Hände mit Neopren geschützt, sind die beiden sogar schon bei Schnee und Hagel in den See. «Man sagt, so viel Grad wie das Wasser hat, so viele Minuten kann man im Wasser bleiben», erklärt Pfändler. Daran hätten sie sich jeweils gehalten. Manchmal gab es nach dem Schwimmen auch noch einen Taucher in den Schnee.

Auf die Frage, wieso sie sich die ganzen Strapazen angetan haben, antwortet die sympathische Rentnerin: «Weil das cool ist!» Ausserdem sei sie in den letzten Jahren nie mehr krank geworden. Doch nicht alle ihre Freunde verstehen ihre Euphorie. Oftmals haben die Leute zu Erika Pfändler gesagt, sie hätte einen Ecken ab: «Da sage ich jeweils: Nein, nicht nur einen».

«Dieses Jahr spielte das Wetter verrückt»

Herr Benz ist inzwischen verstorben. Die Freude am täglichen Bad hat Erika Pfändler nicht verloren. Trotzdem fielen die Pläne der Romanshornerin in diesem Jahr ins Wasser. Am zweiten Januar war sie das letzte Mal im Bodensee. Am dritten habe das Wetter so verrückt gespielt, dass sie das Schwimmen im Winter auf Eis gelegt hat. «Die Biese war sehr stark und es hatte sehr hohe Wellen», erzählt sie. «Weil ich jetzt alleine schwimme, kann mir niemand helfen, falls etwas passiert.»

Über 4000 Kilometer mit dem Velo

Wer denkt, die fitte Rentnerin sei danach auf der faulen Haut gelegen, täuscht sich. Sie hat sich im Herbst ein E-Bike gekauft und geht als Kompensation jeden Tag Velofahren. «Über 4000 Kilometer habe ich in acht Monaten gemacht», sagt sie stolz. Ab heute, dem 1. Mai will sie wieder in den See. Dann öffnet die Badi in Romanshorn. «Ich werde ganz sicher dort sein», sagt sie. Bei diesen Temperaturen ist sie wahrscheinlich die einzige.

veröffentlicht: 1. Mai 2017 07:16
aktualisiert: 1. Mai 2017 07:16
Quelle: she

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