«Sie waren wie zwei Engel»

19.09.2017, 17:01 Uhr
· Online seit 19.09.2017, 16:06 Uhr
Seit nunmehr zwei Wochen sucht Barbara Sprenger eine Frau, die sie mitten in der Nacht von Frauenfeld nach St.Gallen gefahren hat. Sie möchte sich unbedingt bei ihrer «Retterin in der Not» bedanken. Allerdings hat sie sich den Namen nicht gemerkt.
Fabienne Engbers
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Barbara Sprenger ist am 31. August von einer Feier in Winterthur mit dem letzten Zug nach Hause gereist. Eigentlich wollte sie in den Zug nach St.Gallen steigen. Aus ihr unerklärlichen Gründen fand sie sich beim nächsten Halt allerdings in Frauenfeld wieder. Aus der Heimreise wurde eine Odyssee, die sich dank einer netten Unbekannten und deren Tochter für Barbara Sprenger zum Positiven wendete.

Entweder fünf Stunden gewartet oder jemanden angesprochen

Als Barbara Sprenger in Frauenfeld ausstieg, merkte sie, dass der nächste Zug in irgendeine Richtung erst morgens um fünf Uhr fahren würde. Ausser ihr stieg nur noch eine junge Dame aus dem Zug aus. «Ich hatte die Wahl: Entweder würde ich fünf Stunden am Bahnhof auf den nächsten Zug warten oder ich spreche die junge Dame an», sagt sie.

Das Taxi zu nehmen kam für die 71-Jährige, die in New York aufgewachsen ist, nicht in Frage. «Der Taxifahrer wollte 130 Franken für eine Fahrt nach St.Gallen und er war so unfreundlich, da wäre ich noch lieber am Bahnhof erfroren, als mit ihm 40 Minuten Auto zu fahren.»

So fragte Barbara die junge Frau, ob sie wisse, wie sie noch in Richtung St.Gallen komme. «Die Frau sagte mir, ihre Mutter würde sie abholen und nach Wil fahren und ich könne mitfahren», sagt Barbara.

«Es schüttete wie aus Eimern»

Kurze Zeit später sass sie im Auto einer Fremden und war unendlich dankbar, dass sie nicht frierend am Bahnhof warten musste. «Es hat an diesem Abend unglaublich stark geregnet, die Mutter musste sich auf die Strasse konzentrieren, deshalb haben wir kaum gesprochen», sagt Barbara Sprenger.

Als sie in Wil ankamen, begann die Mutter mit ihrer Tochter zu tuscheln. «Sie diskutierten, ob sie mich nach St.Gallen fahren sollten. Ich sagte natürlich, dass das überhaupt nicht nötig sei, doch die Frau fuhr einfach weiter auf die Autobahn.»

«Sie waren meine Engel»

Dass eine wildfremde Frau die 71-Jährige mitten in der Nacht und bei strömendem Regen von Frauenfeld bis St.Gallen fahren würde, damit hätte Barbara Sprenger nicht gerechnet. «Als wir in St.Gallen ankamen, habe ich nur gedacht, diese beiden Frauen müssen auf schnellstem Weg wieder nach Hause, weil es bereits so spät war.»

Aus diesem Grund hat sie vergessen, nach dem Namen der beiden zu fragen. «Ich wollte sie nicht stören mit banalem Bla-Bla. Als ich ausstieg, habe ich nur Danke gesagt und dass die beiden Engel seien.» Das wird der 71-Jährigen nun zum Verhängnis. «Vom Gespräch weiss ich nur noch, dass die Tochter die Einzige aus ihrer Klasse ist, die jetzt an der PH zu studieren beginnt. Die Mutter arbeitet im Personaldienst in einer Baumaschinenfirma in St.Gallen.»

Das Danke-Geschenk steht auf dem Küchentisch bereit

Nun steht Barbara Sprenger vor einem Problem. «Ich habe ein super Geschenk gekauft, aber weil ich nicht weiss, wie die beiden Frauen heissen, kann ich sie nicht finden.» Verzweifelt hat die 71-jährige New Yorkerin begonnen, nach den beiden zu suchen.

«Kurze Zeit dachte ich schon, ich hätte die Frau gefunden. Aber als ich bei ihr angerufen habe und ihr die frohe Botschaft des Geschenks überbringen wollte, stellte sich heraus, dass ich die falsche Person erwischt hatte.» Barbara Sprenger gibt nicht auf. «Wenn es jetzt nicht klappt, werde ich im schlimmsten Fall an die Pädagogische Hochschule gehen und dort in jedem Klassenzimmer nach der Tochter suchen.»

Wisst ihr, wer die Mutter und Tochter sind, welche am 31. August nachts um 2 Uhr von Frauenfeld nach St.Gallen fuhren und vermutlich aus Wil kommen? Dann meldet euch unter redaktion@fm1today.ch.
veröffentlicht: 19. September 2017 16:06
aktualisiert: 19. September 2017 17:01

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