So schützt du dich vor Facebook

· Online seit 12.03.2018, 06:56 Uhr
Wir alle wissen, dass Facebook unglaublich viele Daten sammelt. Trotzdem hast du die Möglichkeit, dich zumindest ein bisschen zu schützen. Wir zeigen dir, wie es geht.
René Rödiger
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Ist es dir auch schon mal passiert, dass du mit einer Freundin oder einem Freund über deine bevorstehenden Ferien gesprochen hast und kurz darauf wird dir auf Facebook Werbung für deine Wunschdestination angezeigt? Oder dass du im Laden die schönen neuen Puma-Turnschuhe anprobierst und gleich darauf siehst du Werbung für genau diese Schuhe?

«Facebook nutzt dein Handy-Mikrofon nicht»

Hört Facebook etwa mit? Wie sonst wollen die all diese Sachen wissen? Das Gerücht vom «immer offenen Facebook-Mikrofon» macht schon länger die Runde. Es ging zeitweise sogar so weit, dass sich Facebook 2016 selbst veranlasst sah, ein Statement dazu abzugeben: «Facebook nutzt dein Handy-Mikrofon nicht, um genauere Inhalte in deinem News-Feed abzubilden. Wir nutzen dein Mikrofon nur, wenn du uns explizit die Bewilligung dazu gegeben hast und zusätzlich das Mikrofon für ein Audio-Feature innerhalb von Facebook nutzt. Zum Beispiel wenn du ein Video aufnimmst.»

Klar, wir wissen ganz genau, dass wir Facebook vertrauen können. Mindestens so sehr, wie wir der US-Regierung vertrauen. Die hören uns schliesslich auch nicht ab... Und Kühe können neuerdings fliegen.

Auch NSA würde an Grenzen stossen

Beim «Wall Street Journal» wollte man es genauer wissen. Eine Journalistin hat ehemalige Facebook-Angestellte und Technologie-Experten dazu befragt. Diese meinten alle, dass eine solch grosse Abhöraktion «technisch und juristisch» nicht möglich sei. «Sogar der US-Geheimdienst NSA würde bei einer solchen Datenmenge scheitern. Es müsste ein Kontext geschaffen und nicht nur Wörter aufgezeichnet werden», sagt der ehemalige Facebook-Werbechef Antonio Garcia Martinez.

Die Aussagen tönen glaubwürdig. Schliesslich haben wir eben erst gezeigt, wie viel Facebook nur schon dank unseren Klicks, Aufenthaltsdauern, Trackern, Likes und Kommentaren weiss (hier haben wir unsere Facebook-Daten ein Jahr lang auswerten lassen). Viel mehr Daten, um uns zielgenaue Werbung anzuzeigen, braucht auch Facebook nicht.

Warum wird mir das angezeigt?

Bei jeder Werbung können wir uns anzeigen lassen, wieso wir sie sehen. Über die drei Punkte in der rechten Ecke einfach «Warum wird mir das angezeigt?» wählen und schon sieht man, an welches Zielpublikum sich eine Anzeige richtet.

Nur: Die Angaben, die man über diese Funktion erhält, sind äusserst spärlich und häufig sehr allgemein gehalten.

Habe ich zum Beispiel bei meinem Puma-Schuhkauf eine Kundenkarte genutzt, kann diese Info an sogenannte Daten-Broker weitergegeben werden. Diese verkaufen ihre Daten an Facebook oder andere Werbefirmen. Natürlich sagen Facebook und auch die Daten-Verkäufer, dass die Informationen nicht personalisiert sind. Ein Witz, wenn man bedenkt, dass über eine E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer sofort wieder die Verbindung zu meinem Facebook-Konto gemacht werden kann.

Hier gibt es einen ganz einfachen Trick, wie man die Info vor Facebook verbergen kann: Nutze keine Kundenkarten! Die «Belohnungen» für die gesammelten Punkte sind eh meistens minim. Falls du nicht darauf verzichten willst, kannst du eine eigene E-Mail-Adresse erstellen, die du nur für solche Programme benutzt.

Verfolgung auf Schritt und Tritt

Facebook will natürlich nicht nur wissen, was du eben erst gekauft hast. Mindestens so wichtig sind besuchte Orte. Hast du dich über ein Wlan eines Geschäfts eingeloggt? Bist du über eine bestimmte IP-Adresse ins Internet gegangen? Oder hast GPS eingeschaltet und bis länger vor einem Schaufenster stehen geblieben? Facebook nutzt dieses Wissen, um dir möglichst genaue Werbung zu zeigen. Wie du Facebook daran hinderst, diese Daten zu sammeln, zeigen wir dir am Ende des Artikels.

Auch wenn du Facebook deinen Standort nicht mehr verrätst, kannst du Werbung für deine Orte bekommen. Schliesslich sammeln auch ganz viele andere Apps diese Daten und nutzen sie, um wiederum Anzeigen auf Facebook auszuspielen. Überlege dir also gut, welcher App du welche Zugriffsrechte gibst.

Austausch gibt es auch ohne Verknüpfung

Weiter ist es ratsam, dass du dich nicht über dein Facebook-Konto in andere Apps einloggst oder mit deinem Account verbindest. Natürlich ist es damit nicht getan, die ganze Sache ist viel komplexer. So nutzen ziemlich viele Apps bei Apple-Geräte den sogenannten Identifier for Advertisers (IDFA), bei Android die Ad ID und bei allen anderen Googles GAID. In diesen «Werbe-Sammelbecken» werden deine Informationen gesammelt und verknüpft - auch mit deinem Facebook-Account. So wissen alle Apps und Anbieter, welche Geräte zu benutzt, was du installiert hast und wie du dich online bewegst. Auch hier kannst du, zumindest teilweise, einen Riegel schieben (siehe Info-Box am Ende des Artikels).

Daten kommen von (fast) jeder Website

Damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt: Deinem Surfverhalten. Ziemlich jede Seite im Internet und jede App hat einen Facebook Pixel installiert. So wissen die Werber, was du dort so treibst. Wie das funktioniert, merkst du, wenn du einen Flug buchst und Sekunden später auf Facebook nur noch Hotels für deine Wunschdestination angezeigt werden. Wie man Facebook (und auch Amazon oder Google) verbietet, diese Daten zu sammeln, findest du ebenfalls am Ende des Artikels.

Weil dies doch ziemlich mühsam ist, empfehlen wir dir zumindest für den Desktop die Browser-Erweiterungen Ghostery oder Privacy Badger. Mit diesen kannst du die Tracker ausschalten.

Wenn du dir noch immer zu viele Sorgen um deine Daten machst, müsstest du Facebook gleich ganz löschen. So extrem wollen wir aber dann doch nicht sein. Viel wichtiger ist ein Bewusstsein dafür, wann wir wem welche Daten anvertrauen.

Standorte ausschalten:

Beim iPhone: Einstellungen -> Datenschutz -> Ortungsdienste. Dort sollte bei allen Apps jeweils «Nie» oder «Nur bei Verwendung» stehen.

Bei Android: Einstellungen -> Standorte

IDFA/Ad ID/GAID limitieren:

iOS: Einstellungen -> Datenschutz -> Werbung -> Kein Ad-Tracking einschalten. Danach gleich noch die Ad-ID zurücksetzen.

Android: Einstellungen -> Google -> Persönliche Daten & Privatsphäre -> Einstellungen für Werbung -> Personalisierte Werbung ausschalten

Tracker ausschalten:

Facebook, Amazon und Google bieten jeweils auf ihren Webseiten die Option an, diese Tracker zu deaktivieren. Bei Facebook geht das über Einstellungen -> Werbeanzeigen -> Einstellungen für Werbeanzeigen -> Dort alles auf Aus stellen. Ausserdem kannst du unter «Deine Interessen» und «Deine Informationen» einschränken, welche Informationen Facebook mit den Werbenden teilt.

Mikrofon ausschalten:

Nur falls du noch immer glaubst, dass Facebook mithört.
iPhone: Einstellungen -> Datenschutz -> Mikrofon -> Facebook

Android: Einstellungen -> Apps -> Facebook -> Berechtigungen -> Mikrofon ausschalten

 

veröffentlicht: 12. März 2018 06:56
aktualisiert: 12. März 2018 06:56

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