So viel weiss Facebook über dich
Dass Facebook unglaublich viele Daten sammelt, ist bekannt. So weiss das Netzwerk zum Beispiel, ob du eine neue Beziehung hast, wo du zur Schule gegangen bist und welche Sprachen du sprichst.
Bereits vor zwei Jahren hat die «Washington Post» aufgeführt, welche knapp 100 Daten Facebook nutzt, um dir personalisierte Werbung anzuzeigen (FM1Today berichtete). Klar: Wenn du in Facebook eingeloggt bist und nach Flügen suchst, bekommst du danach Hotels für den Zielort angezeigt.
Facebook braucht keinen Klick
Hier hört die Sammelwut Facebooks aber noch lange nicht auf. Das Social Network kann über das Nutzerverhalten ein sehr genaues Persönlichkeitsprofil erstellen. Auch wenn du eine Werbung oder sonst einen Beitrag nicht anklickst, registriert Facebook die Dauer, wie lange du diesen Eintrag betrachtest und entscheidet dann, wie interessiert du an diesem Thema bist.
Wir haben unser Nutzerverhalten ein Jahr lang mit «Data Selfie» (Chrome, Firefox) analysieren lassen. Die kostenlose Browser-Erweiterung erstellt aufgrund verschiedener Algorithmen - unter anderem IBMs künstliche Intelligenz Watson oder Technologien der Cambridge University - ein erschreckend genaues Persönlichkeitsprofil.
So weiss «Data Selfie», und damit auch Facebook, ob ein Nutzer politisch eher konservativ oder liberal eingestellt ist, wie impulsiv und spontan man ist, mit welcher Religion man am ehesten Werte teilt, ob man das Zeug zum Chef hat und aufgrund welcher Entscheide man einen Kauf tätigt. Beim Vergleich unserer Analyse mit dem tatsächlichen Nutzer, sind die Resultate erstaunlich genau.
Alles lässt sich eruieren
Damit zeigt die Browser-Erweiterung auf eindrückliche Weise, wie mit eigentlich sehr trivialen Informationen, die wir Facebook geben, ganz viele Schlüsse gezogen werden können.
Hinter «Data Selfie» stecken die beiden Programmiererinnen Hang Do Thi Duc und Regina Flores Mir. Sie betrachten die Erweiterung als Kunstprojekt. Mit «Data Selfie» soll den Facebook-Nutzern vor Augen geführt werden, wie viele Daten wir effektiv preisgeben. Auch wenn wir uns dessen grundsätzlich bewusst sind, ist es immer wieder überraschend, wie genau uns Facebook kennt.
Besonders spannend wird die Auswertung von «Data Selfie» an jenen Punkten, wo sich das virtuelle Ich vom realen Ich unterscheidet. Dass Facebook meint, ich sei wirklich nachdenklich und impulsiv, beruhigt und beunruhigt gleichermassen. Es ist doch schön, dass irgendwo auf einem Server eine Version von mir lebt, die sich so sehr von mir unterscheidet. Ein bisschen bedenklich ist jedoch, dass diese Version entscheidet, wie mich Facebook, Google, Amazon und so weiter sieht.