Spanien vor dem Schritt in die Achtelfinals

· Online seit 17.06.2016, 05:30 Uhr
In der Gruppe D können sowohl Spanien als auch Kroatien den Schritt in die Achtelfinals perfekt machen. Die Spanier benötigen einen Sieg gegen die Türkei, die Kroaten müssten Tschechien schlagen.
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32 Jahre zählt Andrés Iniesta inzwischen, aber noch immer ist er so etwas wie die Lebensversicherung beim Titelverteidiger. Nicht immer wählt die UEFA den richtigen Mann als «Man of the Match», aber nach dem Startspiel der Spanier am vergangenen Montag gegen Tschechien gab es absolut keinen Zweifel, wem die Ehre gebührt: Iniesta, dem nur 1,70 m kleinen Grossen, vor dem sich selbst der gegnerische Trainer Pavel Vrba verneigte: «Er ist ein einzigartiger Spieler.»

86 seiner 95 Zuspiele, 91 Prozent, fanden in seinem 110. Länderspiel den Weg zum Kollegen. Seine letzte auffällige Aktion machte den Unterschied. Flanke von links - Kopftor Gerard Piqué - 1:0 in der 87. Minute. Spanien gewann so ein Geduldsspiel, das ihm das tschechische Abwehr-Bollwerk aufgezwungen hatte.

Nächster Gegner auf dem Weg zum erhofften dritten Titel in Serie ist in Nizza ab 21.00 Uhr die Türkei, mit der sich Spanien in der Vergangenheit nicht oft auseinandersetzen musste. Weniger als ein Dutzend Partien fanden bisher statt. Zuletzt begegnete man sich in der Qualifikation zur WM 2010. Die Spanier setzten sich zweimal mit einem Tor Unterschied durch. Erst ein einziges Mal vermochte die Türkei zu gewinnen, doch das ist fast Urzeiten her. In der Qualifikation zur WM 1954 in der Schweiz siegten die Türken 1:0.

Eine spezielle Angelegenheit wird der Match gegen Spanien für den türkischen Schlüsselspieler Arda Turan, der unter Trainer Diego Simeone mitverantwortlich für den Aufschwung von Atletico Madrid war. Auf die abgelaufene Saison wechselte der bärtige Mann zum FC Barcelona, dem Verein seiner Träume, obwohl er wusste, dass er wegen der Transfersperre gegen den Klub erst zu Beginn dieses Jahres spielberechtigt sein würde.

In Barcelona schaffte Turan den Sprung zum Stammspieler aber (noch) nicht. Und nun droht für ihn die EM aus dem Ruder zu laufen. Nach der 0:1-Niederlage zum Auftakt gegen Kroatien wurde er Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt. Er war der meist kritisierte Akteur. Es folgte sogar eine öffentliche Entschuldigung an das türkische Publikum. Doch Turan bleibt neben Hakan Calhanoglu von Leverkusen einer der Eckpfeiler. Neu in die Mannschaft rücken könnte dagegen der erst 18-jährige Emre Mor, dessen Dienste sich bereits Borussia Dortmund gesichert hat und der als gebürtiger Däne kein Wort türkisch spricht.

In Saint-Etienne ab 18.00 Uhr wollen die Kroaten den Sack, sprich die Qualifikation für die Achtelfinals, zumachen. Sie, die noch die Partie gegen Spanien offen haben, gehen als Favorit in die Partie gegen Tschechien, von denen nicht erhofft wird, dass sie noch einmal so defensiv auftreten wie gegen Spanien.

Im Startspiel beim 1:0 gegen die Türkei, zu dem Luka Modric von Real Madrid der Matchwinner war, offenbarte Kroatien vor allem kämpferische Qualitäten. Wie sie in diesem hart geführten Duell die Oberhand behielten, war beeindruckend.

«Wir haben ein Team, das auf dem höchsten Level spielt», ist der schweizerisch-kroatische Doppelbürger Ivan Rakitic vom FC Barcelona überzeugt. «Wir sind wie eine grosse Familie und spielen bereits ein paar Jahre zusammen.»

Wenn alles zusammenpasst, hat auch ein kleines Land wie Kroatien die Chance, ein grosses Turnier zu gewinnen. Es braucht dafür eine Generation gleich mehrerer herausragender Spieler, eine besondere Harmonie - und das nötige Glück. Die Tschechen hätten es 2004, damals schon mit Tomas Rosicky, beinahe geschafft. Ihnen fehlte an der EM in Portugal nur das Glück. Sie scheiterten im Halbfinal an Griechenland.

Zwölf Jahre später sehen sich die Kroaten in einer ähnlichen Rolle. Rakitic ist 28, Modric 30, Mario Mandzukic von Juventus Turin 29. Sie haben alle schon die Champions League gewonnen und sagen sich bei dieser EM: Wann, wenn nicht jetzt? «Wir wollen etwas schaffen, was zuvor noch nie jemand in Kroatien erreicht hat», hofft Rakitic.

veröffentlicht: 17. Juni 2016 05:30
aktualisiert: 17. Juni 2016 05:30
Quelle: SDA

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